Bad Honnef – Mit großer Enttäuschung und Fassungslosigkeit reagierten das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft und die Bürgerstiftung Bad Honnef auf die Nachricht: Unbekannte Täter haben zwei massive Holzbänke auf dem Himmerich-Plateau im südlichen Siebengebirge mit roher Gewalt aus ihrer Verankerung gerissen und schwer beschädigt. Die Bänke waren erst im Oktober 2024 anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Bürgerstiftung Bad Honnef aufgestellt worden.
„Ich bin entsetzt über diesen dummen und blinden Vandalismus an Einrichtungen, die dem Wohl der Allgemeinheit dienen und ehrenamtlich errichtet wurden“, sagte Stephan Schütte, ehemaliger Forstamtsleiter und Mitinitiator des Projekts. Das Forstamt hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet und bittet die Bevölkerung um Hinweise, die zur Aufklärung der Tat beitragen können.
Die zerstörten Bänke sind Unikate: Sie wurden von Auszubildenden der Forstbetriebswerkstatt Siebengebirge unter Anleitung ihres Meisters aus einem mächtigen Douglasienstamm gefertigt – ein Baum, der aus dem Siebengebirge selbst stammt. Jede Bank misst beeindruckende 6,50 Meter in der Länge. Die Bürgerstiftung übernahm die Material- und Transportkosten.
Doch es gibt auch positive Nachrichten: Das Ausbildungsteam der Försterei wird die Bänke in den kommenden Tagen reparieren und wieder aufstellen. Wanderer können dann erneut vom Himmerich aus den Blick ins Rheintal, auf das Drachenfelser Ländchen und bis zur Eifel genießen.

Der Himmerich ist mit seinen 366 Metern der zweithöchste der Honnefer Hausberge nach der Löwenburg. Die Geschichte des Plateaus ist eng mit der Familie Moderson verbunden, die 1910 den dortigen Steinbruch kaufte und stilllegte – aus ästhetischen Gründen, denn der Anblick kahler, von Steinbrüchen gezeichneter Berghänge missfiel den damaligen Besitzern der Villa Moderson (heute Rheinklinik).
Aus der ehemaligen Bergarbeiterhütte im Steinbruch wurde eine Jagdhütte, die später von der Kölner Ortsgruppe der Naturfreunde als Unterkunft gepachtet wurde. Schon 1927 zählte man über 6600 Übernachtungsgäste. Doch 1933 zerstörten SA-Truppen beide Häuser unter dem Vorwand, sie seien Rückzugsorte „flüchtiger Kommunisten“. Im selben Jahr legte Reichspropagandaminister Goebbels auf dem Himmerich den Grundstein für ein großes „Separatistenabwehrdenkmal“ – ein Projekt, das nie realisiert wurde und dessen pompöse Einweihungsfeier kläglich scheiterte.
Nach dem Krieg kämpften die Naturfreunde um Entschädigung und den Wiederaufbau, was letztlich am Naturschutz scheiterte. Erst 1965 endeten die Rechtsstreitigkeiten mit einer Entschädigungszahlung und der Bereitstellung eines Ersatzgrundstücks bei Bergisch Gladbach. 2016 wurde schließlich eine Gedenktafel an die Naturfreunde auf dem Himmerich eingeweiht – sie steht heute genau zwischen den beiden beschädigten Bänken.
Gerade diese historische Tiefe macht die mutwillige Zerstörung so unverständlich. Umso mehr ist es ein Zeichen der Hoffnung, dass das Projekt weitergeführt wird – als Symbol für bürgerschaftliches Engagement, Naturschutz und Erinnerungskultur in Bad Honnef.
Zwei Naturerlebnisbänke auf dem Himmerich | Bürgerstiftung Bad Honnef
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