Bad Honnef | Längst werden die Tage wieder länger und der Frühling hat schon mal ein paar Atemzüge spüren lassen. Aber ob es am 9. und 10. April auch richtig frühlich wird?
Dann findet das traditionelle „Fühl dich frühlich“-Event des Centrum e.V. statt, das normalerweise viele zehntausend Besucher in die Stadt lockt. Gut für die Kassen des Einzelhandels und somit auch für die der Stadt. Denn je mehr die Unternehmen einnehmen, desto höher fällt die Gewerbesteuer aus.
In diesem Jahr ist in Bad Honnef Vieles anders. Der Neubau des Kanals schüttelt die eingefahrenen innerstädtischen Strukturen ordentlich durcheinander. So haben Geschäfte nicht nur plötzlich einen Bauzaun vor der Nase, sondern auch einen auf ca. anderthalb Meter Breite reduzierten Gehweg. Sieht am einen Ende ein potenzieller Kunde, dass aus entgegengesetzter Richtung ein Kinderwagen auf ihn zusteuert, verschwindet er lieber auf die andere Seite des Bauzauns. Und mit ihm der Umsatz.
Dass dies momentan nur ein Schicksalsdetail der Geschäftsinhaber entlang der Haupt- und Kirchstraße und des Marktes ist, wurde heute Abend beim Treffen der Mitglieder des Centrum e.V. im Café Welsch deutlich: „Die Kanalbaumaßnahme wird hauptsächlich auf unserem Rücken ausgetragen“, gab Vorsitzender Georg Zumsande zu verstehen. Die gähnende Leere in den Geschäften sei schon schlimm. Zwar wäre der Januar immer ein kritischer Monat, aber diesmal erlebe man ihn als besonders schlimm.
Neben den eingeschränkten Flaniermöglichkeiten und dem Sichtschutz vor den Schaufenstern macht den Unternehmern auch die Straßenführung zu schaffen. So hält es der Centrum e.V. für sinnvoller, wenn die Bahnhofstraße Richtung Markt geöffnet würde. „Ich bin kein Verkehrsplaner“, weiß Zumsande, „aber die Verkehrsführung muss noch einmal auf den Prüfstand“. Eine Idee sei auch, die City für den Anliegerverkehr freizugeben. Zumsande: „Die Erreichbarkeit der Innenstadt muss einfach erleichtert werden.“
Neben den Alltagsproblemen befürchten die Geschäftsleute zusätzlich Nachteile bei ihren Festen, wie im April bei „Fühl dich frühlich“. Baucontainer nehmen Platz für Händlerstellflächen weg, ebenso sollte zwischen Schülgenstraße und der Autofirma Reuffel während der Marktzeit jegliche Sperrung aufgehoben werden, denn jeder Quadratmeter werde gebraucht, so Zumsande. Die Feste finanzierten sich nun mal über die Händlergebühren.
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Deshalb wäre es von Vorteil, wenn vor dem Kaisers-Supermarkt die Baustellenschilder entfernt werden könnten. Einmal wegen der Stellflächen, aber auch wegen der Taxifahrer, die dort überhaupt keine Haltemöglichkeiten mehr hätten. Ließe sich dann auch noch die Anzahl der Container reduzieren beziehungsweise einige auf Flächen des Marktplatzes versetzen, könnte man so den Zugang zu den bisher benachteiligten Geschäften zwischen Kaisers und Rüdell optimieren und für einen gewissen Schadensausgleich sorgen.
„Aber“, so Zumsande, „wir machen hier niemandem einen Vorwurf. Die Baumaßnahme geht gut voran, keiner hätte gedacht, dass es so schnell geht“.
Entsprechend entspannt wohnte der Verantwortliche der Kanalbaumaßnahme, Marcus Killat vom Abwasserwerk, der Versammlung bei. Er redete die Situation weder schön, noch wollte er die Lage dramatisieren. Natürlich könne er die Anspannung bei den Geschäftsleuten verstehen, es habe auch unerwartete Probleme gegeben, wie zum Beispiel bei den Hausanschlüssen, die manchmal einfach schwer zu finden seien. Dennoch zeigte er sich über den bisherigen Verlauf zufrieden und stellte der durchführenden Firma Sonntag ein gutes Zeugnis aus.
250 Meter weit sei man jetzt schon vorgedrungen, nächste Woche würden die Arbeiter den Zielpunkt Sparkasse erreichen. Dann ginge es bereits in die andere Richtung zur Linzer Straße. Ein weiterer Zugang wird in der Kirchstraße am Kirchplatz eingerichtet. Zwei weitere Parkplätze fallen hinter dem Brillengeschäft Beth weg. Sie werden als Abstellfläche für Werkzeuge und Maschinen gebraucht. Anlass genug, um grundsätzlich noch einmal die Gesamt-Parksituation in der Innenstadt zu analysieren. Bitteres Ergebnis: Bad Honnef habe es bisher einfach nicht geschafft, ein Parkleitsystem einzurichten.
Killat versprach, die Anregungen und Wünsche mit den zuständigen Stellen in der Verwaltung bei einem gemeinsamen Treffen am morgigen Mittwoch zu besprechen. Er selbst werde alles prüfen, was in seinen Zuständigkeitsbereich falle.
An der Besprechung sollte eigentlich auch der Centrum e.V. teilnehmen, wurde aber Dienstag kurzfristig wieder ausgeladen. Warum, wusste Georg Zumsande nicht. „Vielleicht sollen wir irgendetwas nicht mitbekommen“.