Nonnenwerth – „Als es Abend geworden war, sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren.“ Mk, 35.
Mit diesem Zitat leiteten die Schwestern der Franziskanerinnen auf Nonnenwerth ihre Begründung für den Weggang von der Insel ein. In der Folge entwickelte sich mit der Ankündigung der Schulschließung eine traumatische Situation für Schüler, Eltern Pädagogen und alle, die mit dem Franziskus-Gymnasium eng verbunden sind.
In einem heute bekanntgewordenen schriftlichen Rückblick, gezeichnet mit einem Pseudonym, wird unter anderem auch die Frage gestellt, warum der Weggang der Ordensschwestern „so lautlos und zügig“ vonstatten ging. Offensichtlich berechtigt. Denn in einem Papier, das Fragen zur Situation, den Veränderungen und der Zukunft auf Nonnenwerth beantwortet, heißt es unter anderem, dass die Franziskanerinnen von Nonnenwerth fester Bestandteil der Insel waren und sind. Sie seien aus der jahrhundertelangen Tradition der Insel nicht wegzudenken. Weiter: „Eine Zukunft ohne die Schwestern ist von allen Seiten nicht gewünscht. Die Schwestern geben durch die Übernahme zwar das Eigentum an der Insel ab, können jedoch auch in Zukunft auf der Insel verbleiben. Gleiches gilt für die Verwaltung von Orden und Angela von Cordier- Stiftung. Auch die Paramentenstickerei wird als fester Bestandteil der Tradition auf der Insel weiter erhalten“.
Verfasst wurde das Papier unter den Logos der Franziskanerinnen, der Schule und des neuen Trägers, der ISR International School on the Rhine gGmbH. Offensichtlich sind die Versprechungen aber noch nicht einmal das Papier wert, auf dem sie geschrieben stehen.
So erklärten die Verfasser gleich im ersten Abschnitt: „Um eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung herbeizuführen, suchten die Schwestern vorausschauend bereits seit einiger Zeit eine Lösung, bei welcher sowohl die Insel als solche, als auch das traditionsreiche christliche Gymnasium in eine gute und erfolgreiche Zukunft geführt werden können. Diese Lösung wurde nun gefunden: Die Gesellschaftsanteile an der Nonnenwerther Schul-GmbH werden zum 1. August 2020 von der ISR International School on the Rhine gemeinnützige GmbH übernommen.“ Allein was hier stimmt, ist die Tatsache, dass die Gesellschaftsanteile von der ISR übernommen wurden. Eine gute und erfolgreiche Zukunft dürfte anders aussehen.
Weiter steht im ersten Abschnitt, dass die jetzige Einigung bedeute, „dass das bewährte Pädagogik- und Erziehungskonzept am Gymnasium Nonnenwerth unverändert bestehen bleibt. Auch nach der Übernahme durch die ISR wird die Schule nicht darauf ausgerichtet, Gewinne zu erzielen oder abzuführen. Alle Einnahmen werden dazu verwandt, die Qualität der Bildung zu verbessern“.
Im weiteren Verlauf liest sich das Frage- und Antwortspiel weiter wie ein Märchenbuch. Frage: Ändert sich der Schulstatus des Franziskus Gymnasium nach der Übernahme?
„Nein, hier gibt es keine Änderung. Das Franziskus Gymnasium Nonnenwerth bleibt unverändert als privates Gymnasium bestehen, das vom Land Rheinland-Pfalz als Ersatzschule staatlich anerkannt ist. Das bedeutet auch, dass es weiterhin keine Schulgebühren geben wird, sondern nur die weiterhin freiwillige Mitgliedschaft im Schulwerk“.
Interessant auch Frage 4: Was wird sich für das Gymnasium Nonnenwerth im Schulalltag ändern?
Antwort: „Die für alle Beteiligten und vor allem für Schüler und Schülerinnen, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer wichtigste Frage ist, was sich ab August 2020, nach der offiziellen Übernahme, im Schulalltag ändert. Die Antwort ist kurz und klar: Es geht um Kontinuität. Die bewährten Grundsätze und Wertevorstellungen des Gymnasiums sowie die Franziskanischen Leitlinien bleiben unverändert bestehen. Kontinuität und zugleich eine behutsame Weiterentwicklung sind die Grundlage der neuen Kooperation. Eine exzellente Schulausbildung für die Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten, steht nach wie vor an erster Stelle. Wichtig ist, dass die Zukunft des Gymnasiums langfristig gesichert ist, sich zunächst alle Seiten kennenlernen, gemeinsame Gespräche führen und die Zukunft der Insel Nonnenwerth gemeinsam planen“.
Und auf die Frage, ob das Gymnasium eine christliche Schule bleibt und was mit der Anbindung an die Franziskanerinnen wird, verständigten sich die drei Partner wie folgt:
„Das Gymnasium auf der Insel Nonnenwerth bleibt eine christliche Schule mit franziskanischen Wurzeln. Die christlichen Wertevorstellungen und auch die Franziskanischen Leitlinien von 1996 gelten weiterhin, die Traditionen werden fortgeführt. Die Schulgemeinschaft bleibt mit den Franziskanerinnen des Inselklosters verbunden, solange es nur irgendwie möglich ist“.
Spannend, wie sich der Orden auf Grund der Entwicklung verhalten wird.
Pax et bonum
Am 19.01.2022 lädt Otto Neuhoff (Bürgermeister Bad Honnef) erneut zu einem Runden Tisch im Ratssaal Bad Honnef ein.
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Es bleibt zu hoffen, dass sich Kirche in der heutigen Zeit eben nicht mehr einfach hinter „Klostermauern“ verschanzen kann um zu Warten, bis der Sturm vorüber zieht! Die Liebfrauenschule in Bensheim, 2021 vor ähnliche Probleme wie das Franziskusgymnasium Nonnenwerth gestellt (Träger, hier das Bistum Mainz, zog sich zurück) und auch für kurze Zeit im Radar von Herrn Soliman und der ISR Neuss, ist kurz vor Weihnachten gerettet worden. Hier hat das Bistum zusammen mit dem Kolpingwerk einen Rettungsplan geschmiedet, damit die Schule auch in Zukunft in die Gesellschaft wirken kann und christliche Werte weiterhin an nachfolgende Generationen vermittelt. Wieso das hier nicht möglich war, müssen Sr. Maria, Tim Berger und Dr. Hartmut Münzel jetzt beantworten!