Bad Honnef – Insgesamt gehen die verkauften Auflagen gedruckter Zeitungen zurück. Das liegt offensichtlich nicht nur am Trend hin zu digitalen Medien, sondern auch an der Logistik bei der Zustellung. Seit Einführung des Mindestlohns müssen sich Verlage bei der Einstellung von Austrägern einschränken, das führt wiederum zu einem schlechteren Kundenservice. In der Regel möchte der Kunde zwischen 6 (oder früher) und 8 Uhr seine Zeitung auf dem Küchentisch haben, so eine Studie der Marktforscher von Ipsos laut Horizont.
Bei rund 70 Prozent der Abonnenten lägen die Zeitungen um diese Zeit auch tatsächlich im Briefkasten, so Ipsos. Problematisch wird es mit dem Vertriebsweg „Abonnement“ zunehmend im ländlichen Raum. So verlieren laut Region in Aktion in den ländlichen Regionen Ostdeutschlands „regionale Tageszeitungen ihren Status als Informationsquelle, weil sich ein großer Teil ihrer Leserschaft kein Abonnement mehr leisten kann, Pendler sich in der Regel nicht die Tageszeitung in ihrer Heimatregion kaufen, oder Bürger sich in der lokalen Presse nicht mehr genug repräsentiert fühlen“.
Da die Akzeptanz von Zeitungen im ePaper-Format bei Älteren (noch) abnimmt (laut Studie sagten von den befragten über 50-Jährigen nur 22 Prozent, sie könnten sich grundsätzlich vorstellen, das E-Paper einer Tageszeitung zu lesen), besteht in Teilen der Republik die Gefahr einer Informationsunterversorgung. Aus diesem Grund wird die Bundesregierung die Zeitungsverlage mit 20 Millionen EUR unterstützen. Das dürfte eher ein symbolischer Beitrag sein, dennoch eine zweifelhafte Subvention. Eigentlich soll sich die Presse doch als vierte Gewalt im Staate verstehen. Nun beginnt sie, sich vom Staat abhängig zu machen.
Weiterhin ohne staatliche Unterstützung bleiben die Onlineportale, die teils mühsam versuchen, aktuell und informativ die Bürgerinnen und Bürger gerade im lokalen Bereich zu unterrichten. Obwohl auch sie unter teilweise miserablen Vertriebswegen (Netzversorgung, Ladezeiten …) zu leiden haben und unter Einkunftsquellen ohnehin, sieht der Staat hier keine ideelle, monetäre oder materielle Unterstützung angebracht. Im Gegenteil: DSGVO und andere bürokratische Maßnahmen tragen zur Verunsicherung und Resignation bei.
Die wirtschaftliche Alternative: Nervige Werbeeinblendungen von Google, Amazon und Co. Die wären bei einer Marketingstrategie der lokalen Wirtschaft, die die fast unbegrenzten und preisgünstigen Möglichkeiten des Internets einbezieht, nicht nötig. Und so mancher Auftrag ginge dann nicht an die großen Onlineplayer oder über sie an andere nationale und internationale Unternehmen.
Nun zur lokalen Schnittstelle: Der Bonner „General-Anzeiger“ verlor zwar auch von April 1998 bis Ende 2019 laut IVW an verkaufter Auflage (-29572), legte aber im letzten Quartal 2019 zum ersten Mal im den letzten Jahren bei den Verkaufszahlen wieder zu – um 884 Exemplare. Sogar bei den Abonnements lief es besser: 367 mehr. Bei den ePapers wurden im letzten Quartal 3663 Dateien verkauft, 145 mehr als im Quartal davor.
Das sind doch im Sinne von 4. Gewalt erst einmal ganz gute Signale.
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