Rhein-Sieg-Kreis | Vor genau 40 Jahren, am 1. September 1973, wurde der Schulpsychologische Dienst des Rhein-Sieg-Kreises gegründet. Anlass genug, diesen runden Geburtstag am 17. September 2013 im großen Sitzungssaal im Siegburger Kreishaus mit einer Festveranstaltung zu feiern.
Nach der Eröffnung durch Kreisdirektorin Annerose Heinze zeigte Prof. Dr. Rainer Dollase von der Universität Bielefeld, Abteilung Psychologie, in einem Festvortrag die Bedeutung der Schulpsychologie für das Lernen und Leben in der Schule auf. Darüber hinaus gab das Team des Schulpsychologischen Dienstes des Rhein-Sieg-Kreises – nach dem Motto „Was machen die eigentlich, die Schulpsychologen…?“ – Einblicke in die Praxis der schulpsychologischen Beratung. Eine Combo der Gesamtschule Hennef sorgte für das musikalische Rahmenprogramm.
Für Kreisdirektorin Annerose Heinze, Thomas Wagner, Dezernent der Psychologischen Beratungsdienste des Rhein-Sieg-Kreises und Maria Buchholz-Engels, Leiterin der Psychologischen Beratungsdienste des Rhein-Sieg-Kreises, ist das Jubiläum ein Grund, im Rahmen eines Pressegespräches auf 40 Jahre schulpsychologische Unterstützung für Kinder, Jugendliche, Eltern und Schulen unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen und bildungspolitischen Veränderungen zurückzuschauen.
„Das spezielle Beratungsangebot des Schulpsychologischen Dienstes ist heute wichtiger denn je. Deshalb sind wir froh, dass wir unseren Beratungsdienst über Jahrzehnte aufrecht erhalten konnten und damit Schülerinnen und Schülern, aber auch Schulen und Eltern Hilfe und Unterstützung anbieten können“, sagte Kreisdirektorin Heinze und dankte für die engagierte Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Schulpsychologischen Dienstes.
Seit 40 Jahren stellt der Rhein-Sieg-Kreis allen 19 Städten und Gemeinden das spezifische Beratungsangebot des Schulpsychologischen Dienstes zur Verfügung. Er bietet damit Schülerinnen und Schülern aller Schulformen, die im Rhein-Sieg-Kreis wohnen oder dort eine Schule besuchen, sowie deren Eltern und Erziehungsberechtigten Beratung und Unterstützung bei Fragen des Lernens oder Zusammenlebens in der Schule an. Darüber hinaus unterstützen die Fachkräfte des Schulpsychologischen Dienstes Schulen in ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag.
Angelehnt an die sich stetig wandelnden Anforderungen hat sich die Aufgaben- und Organisationsstruktur des schulpsychologischen Dienstes in den zurückliegenden Jahren geändert. Der Dienst richtet sich stärker sozialräumlich aus, was bedeutet, dass jeder Stadt und Gemeinde und den dortigen Schulen jeweils ein Ansprechpartner aus dem Team des Schulpsychologischen Dienstes zugeordnet ist. Weiterhin sind die präventiven Angebote ausgeweitet und die Präsenz an Schulen verstärkt worden.
Zudem haben sich in den letzten Jahren in einem bisher nicht gekannten Tempo das Bildungssystem und die Anforderungen an Lehrkräfte und Schulen verändert. In einem hohen Maße müssen sie einen Erziehungsauftrag übernehmen und vermehrt auf Krisensituationen in Familien und Schulen reagieren. Der Schulpsychologische Dienst begleitet die Lehrkräfte in diesem Veränderungsprozess, sowohl durch Prävention als auch durch Einzelfallberatung. Bei der Prävention sind „Umgang mit Konflikten“, „Aufbau von sozialen Kompetenzen“ und „Intervention bei Mobbing unter Schülerinnen und Schülern“ häufig gefragte Unterstützungsmodule.
„Der Schulpsychologische Dienst hat sich in den vergangenen Jahren mit seinen präventiven und individuellen Hilfs- und Unterstützungsangeboten als ein wichtiger Netzwerkpartner in der Bildungsregion Rhein-Sieg-Kreis etabliert“, sagte Thomas Wagner.
Die individuelle Beratung im Rahmen der Einzelfallhilfe bleibt ein Kerngeschäft der Schulpsychologie im Rhein-Sieg-Kreis. Sie hat das Ziel, Kinder und Jugendliche in ihrem Lernen, bei der Entfaltung ihrer Leistungsmöglichkeiten und einer erfolgreichen Integration in die Schule zu unterstützen.
Mit derzeit insgesamt 14 Fachkräften (9,5 Stellen) werden die 199 Schulen im Rhein-Sieg-Kreis betreut; pro Jahr werden ungefähr 1300 Einzelfallberatungen durchgeführt, worunter ca. 1000 Neuanmeldungen zu verzeichnen sind. Stehen bei den Grundschülern meist Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens, Schreibens oder Rechnens im Vordergrund, so haben die älteren Schülerinnen und Schüler oft mit sozialen Problemen, Mobbing oder psychischen Auffälligkeiten zu kämpfen. Zunehmend wird das Phänomen des „Schulabsentismus“ festgestellt, das sehr unterschiedliche Hintergründe, wie beispielsweise mangelnde Lernmotivation oder Schulangst haben kann.
“Gerade weil die Probleme oft vielschichtig sind, ist es so wichtig, dass wir mit Eltern und Schule gemeinsam an einer Lösung arbeiten.“, betont die Leiterin des Dienstes, Maria Buchholz–Engels.
Die Kosten des Kreises für den Schulpsychologischen Dienst belaufen sich auf ca. 1 Mio Euro/Jahr. (dk)