Bad Honnef | Money, Money, Money – die Stadt braucht viel und ist wieder einmal dabei, ihr Tafelsilber zu verkaufen. Geplant ist, die stadteigene Fläche des Hockeyplatzes einschließlich Bolzplatz unterhalb des Stadions als Bauland zu veräußern. Spekuliert wird mit einem Erlös von zwei bis drei Millionen EUR. Das Vorhaben sehen viele Anlieger, die Freitagabend in den Räumen der IUBH an der SPD-Bürgerbefragung teilnahmen, aus verschiedenen Gründen kritisch.
Zu Beginn der Veranstaltung legte SPD-Fraktionsvorsitzender Guido Leiwig die Fakten auf den Tisch: „Das Ganze ist nur entstanden, weil die Stadt zu wenig Geld hat“. Niemand aus den Fraktionen hätte nach der Veräußerung des Hockeyplatzgeländes gefragt, um mit dem Erlös die Stadtkasse aufzufüllen, das sei einzig und allein die Idee des Bürgermeisters gewesen, so Leiwig.
Neuhoff will das Geld in die Sanierung der Bad Honnefer Sportstätten stecken, in erster Linie in das Stadion. „Eine Ruine“, so Lothar Paulsen, Präsident des FV Bad Honnef, der seine Landesligamannschaft bei gutem Wetter auf dem Rasenplatz spielen lässt. Eventuell sogar eine Ruine auf vergiftetem Untergrund. Denn große Teile des Areals an der Menzenberger Straße wurden in früheren Jahren als Müllkippe genutzt. „Da liegt alles drin“, so ein Anlieger, Autos, Waschmaschinen, Fahrräder. Er habe früher selbst dort abgeladen. Aber auch Sondermüll soll dort entsorgt worden sein. „Ich habe Bohrungen erlebt, da hat es ganz schön geblubbert“, berichtet ein Alt-Selhofer. Ein Teilnehmer, der auch Bodengutachter ist: „Ganz klar, Methangas.“ Er empfahl der Stadt, ein orientierendes Bodengutachten erstellen zu lassen, „dann erledigt sich wahrscheinlich alles von selbst“.
Der Hockeyverein soll nicht von der Gesamtfläche verschwinden. Der Plan: Das Stadion bekommt einen Kunstrasen und Flutlicht, sowohl der HFV und der HCH sollen sich die Spielfläche dann teilen. Dagegen wehren sich die Hockeyspieler. Einerseits wäre ein Kunstrasen aus sportlicher Sicht sicherlich ein Fortschritt, aber mit dem Wegfall von Rasenplatz und Clubhaus verliere der Verein seine Identität, sagte der 2. Vorsitzende, Wilhelm Strohmeier. Außerdem müsste eine Ersatzfläche für die Bogenschützen gefunden werden.
Die benötigten im Falle eines Kunstrasens auch die Werfer der beiden Bad Honnefer Leichtathletikvereine. Man habe zwar die Grünflächen an der Lohfelder Straße ins Spiel gebracht, die seien allerdings schon allein wegen der Hochwassergefahr nicht geeignet, so ein Vereinsvertreter. Auch gemeinsame Trainingszeiten von Hockeyspielern und Leichtathleten im Stadion wären möglich, da die harten Hockeybälle für die Läufer und Springer eine Gefahr darstellten.
HCH-Vorsitzender Harald Wegener hält die gewünschten zwei bis drei Millionen EUR Erlös für einen Witz. Die Entwicklung der Infrastruktur und der Ankauf von Grundstücken würden so teuer, dass sich das Vorhaben nicht so einfach rechnen dürfte. Und wenn, so die SPD, müssten dort später Häuser für Menschen mit viel Geld gebaut werden. Dabei handele es sich bei dem Gebiet um die letzte Grünfläche der Stadt. Und solche Flächen sollten der Allgemeinheit vorbehalten sein oder wenigstens für sozialen Wohnungsbau genutzt werden. Für SPD-Ratsmitglied Werner Sünnen ist das ganze Vorhaben moralisch eher zweifelhaft. Er erinnerte daran, dass einfache Bürger vor 50 Jahren mit „leichtem“ Druck überzeugt worden seien, ihre Grundstücke dort für kleines Geld zu verkaufen. Jetzt wolle die Stadt damit Reibach machen.
Ein Teilnehmer fragte, wie die Kardinal-Frings-Straße unter diesen Umständen noch als Spielstraße erhalten bleiben könne. Schließlich müssten ja Zuwege zu dem neuen Wohngebiet gebaut werden und der Verkehr würde sich zudem vervielfachen. Ein anderer erinnerte an die Sportanlagenlärmschutzverordnung. Anlagen, die vor Einführung der Verordnung bereits bestanden, haben einen Bestandsschutz. Der Alt-Bonus könnte allerdings bei wesentlichen baulichen Veränderungen verfallen. Dann bestehe eventuell die Gefahr, dass der gesamte Sport zwischen Menzenberger Straße und Krachsnußbaumweg eingestellt werden müsse.

LVB-Geschäftsführer Sebastian Stüber vertrat die Auffassung, dass es vollkommen falsch sei, städtische Grundstücke zum Zwecke der Haushaltssanierung zu veräußern und für die ehemalige stv. Bürgermeisterin Annette Stegger ist der Verkauf von städtischem Grund und Boden unter anderem eine bedeutende Ursache für die heutige finanzielle Lage der Stadt. Ist das Grundstück weg, dann für immer. Die Verantwortlichen sollten sich mehr auf die Fördermittel konzentrieren als auf den Verkauf von Tafelsilber.
Werner Sünnen kann die Hoffnung des Bürgermeisters, dass die Erlöse rein für die Sportstättensanierung eingesetzt werden dürfen, sowieso nicht teilen. Auch wenn das Rathaus berichten ließe, dass es Wege gäbe, glaube er nicht an die Zustimmung der Kommunalaufsicht. Nach den Richtlinien des Haushaltssicherungskonzeptes wanderten Einnahmen in einen Topf und dürften nicht „zweckgebunden“ zum Beispiel nur für die Sportstättensanierung eingesetzt werden.
Vielleicht weiß die Stadtverwaltung allerdings tatsächlich mehr. Immerhin hat sie in ihrem Übersichtsplan bereits der Verkaufsfläche ein Grundstück hinzugefügt, das noch gar nicht ihr gehört.