Bad Honnef | Je bedeutender das Amt, desto größer scheint manchmal das Chaos. Genau vor einer Woche machte die Bezirksregierung in Köln Druck auf die Kommunen, die kurzfristig je Stadt und Gemeinde 70 Notaufnahmeplätze zur Verfügung stellen sollten. Einige weigerten sich, Bad Honnef bereitete sich vor und funktionierte Turnhalle und Aula des Siebengebirgsgymnasiums um. Nun soll alles umsonst gewesen sein.
Regierungspräsidentin Gisela Walsken deutete ihr Schreiben neu und teilte mit, dass die in Rede stehende Information „keinen anweisenden Charakter“ haben, sondern lediglich die Ressourcen, die noch vorhanden sind, ermitteln sollte. Angeblich soll ein klärendes Gespräch zwischen den Landräten und der Bezirkschefin trotz des hohen Stressfaktors „ruhig und sachlich“ verlaufen sein.
Innerhalb kürzester Zeit haben die Mitarbeiter der Bad Honnefer Verwaltung, der Hilfsorganisationen und Ehrenamtliche Tag und Nacht dafür gesorgt, dass pünktlich am heutigen Freitag die Hallen bezugsfertig sind. Sogar eine aufwändige Info-Veranstaltung wurde organisiert. Noch am Abend zuvor verteilten städtische Mitarbeiter persönlich Einladungen an die Anlieger. Gespräche mit der Schule fanden statt, die Sportvereine, die in der Sibi-Halle trainieren, mussten ihre Trainingspläne umarbeiten. Um eine ausgeglichenen Lösung zu erreichen, sollen in Kürze Gespräche zwischen dem Schulamt, den Schulen und den Vereinen geführt werden.
In einer Pressemeldung teilt die Stadt heute mit, dass trotz des Amtshilfeersuchens der Bezirksregierung vom 15.10.2015 die Kölner Behörde nach „konstruktiven Gesprächen“ bestätigt hat, dass aufgrund der zeitlichen Begrenzung und der Größe von 70 Plätzen die Voraussetzungen für eine Notunterkunft nicht vorliegen und die Halle nicht benötigt wird.
Trotzdem wird die Halle zunächst weiterhin für die Flüchtlingsaufnahme zur Verfügung stehen, weil die Stadt davon ausgeht, dass die Flüchtlingszahlen kontinuierlich steigen werden. Aus diesem Grund müssten „Halle und Schulaula ab kommender Woche als Übergangsmöglichkeit für die Unterbringung der zugewiesenen Flüchtlinge voraussichtlich noch bis Anfang Januar und damit vor allem über die Feiertage genutzt werden“, so Pessesprecherin Christine Pfalz. Derzeit würden Ersatzoptionen geprüft, die ab Januar 2016 wirksam werden sollen. An einer dezentralen Unterbringung wolle die Stadt grundsätzlich festhalten.
Derzeit sind in Bad Honnef 300 Asylbewerber untergebracht, davon 58 in Aegidienberg. Bis zum Jahresende werden weitere rund 150 Flüchtlinge erwartet. In 2016 könnten weitere 800 Personen hinzukommen.
Wer weitere Wohnungen und auch Lagerhallen zur Verfügung stellen möchte, kann sich bei der Stadtverwaltung melden.