Königswinter – Gerade erst beschlossen die beiden Bürgermeister aus dem Siebengebirge, der Königswinterer Lutz Wagner und der Bad Honnefer Otto Neuhoff, NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer einzuladen, um ihn über die katastrophale Radwegesituation im Siebengebirge augzuklären, da bringt eine städtische Maßnahme den ADFC Pressesprecher, Ortsgruppe Siebengebirge, Lars Düerkop, aus der Fassung. Schockiert hat ihn eine seiner Meinungung nach fahrradunfreundliche Maßnahme in der Unterführung Petersbergstraße in Niederdollendorf. Dort gibt es jetzt eine Umlaufsperre.
„Die ca. 5 m breite Unterführung war bisher für Fußgänger und Radfahrer problemlos durchquerbar und nur an den beiden Zufahrten östlich und westlich der Bahn durch einzelne Poller vor Durchquerung von Kfz-Verkehr geschützt. Nunmehr müssen sich Radfahrer, Eltern mit Kinderwagen, Posträder, Lastenräder, u.ä. durch die dreiteilige Umlaufsperre zwängen“, erklärt Düerkop. Die Maßnahme geht nach seinem Bericht auf den Antrag eines Bürgers zurück, der seine Petition damit begründete, dass hier „Motorradfahrer mit schweren PS-Maschinen“ die Unterführung nutzten und dies unterbunden werden solle.
Nach der Errichtung der Sperre hätten Bürger großteils mit Unverständnis und Kopfschütteln reagiert, weil sie nunmehr meistens nur schiebend die eigentlich großzügig bemessene Unterführung durchqueren können, so Düerkop. Radfahrer mit Kinderanhänger oder Lastenfahrrad seien jetzt nur durch mehrfaches Hin-und-her-Rangieren in der Lage, ihr Gefährt durch die Absperrung zu manövrieren. Keine 24 Stunden nach Bau der Sperrgitter habe es gleich den ersten Personenunfall mit Beschädigung von Fahrrad und Sperrgitter gegeben.
Der ADFC-Pressesprecher versteht die bauliche Maßnahme nicht. Eine ADFC-Befragung von Passanten am Freitag hätte ergeben, dass sie – selbst bei regelmäßiger Nutzung – in den letzten Jahren keine störenden Motorräder in der Unterführung wahrgenommen hätten. Auch dem ADFC sei nicht bekannt, dass hier ein Unfallschwerpunkt bestünde oder gehäuft Ordnungswidrigkeiten angezeigt worden wären. Nun hat der Club Bürgermeister Lutz Wagner aufgefordert, die Umlaufsperre unverzüglich zurückbauen zu lassen.
Der ADFC Bonn/Rhein-Sieg hatte laut Düerkop bereits im Oktober 2022, als der Bürgerantrag bekannt wurde, Stadtverordnete aller Fraktionen angeschrieben und gebeten, den Bürgerantrag abzulehnen, “weil eine Umlaufsperre an dieser Stelle den Fußgänger- und Radverkehr ohne Not behindern würde“. Die Unterführung stelle für Schüler der Schulen in der Friedenstraße eine sehr wichtige Verbindung dar. Auch von Eltern mit Kinderwagen sei diese Verbindung begehrt. Nicht zuletzt stelle die Unterführung bei geschlossener Schranke an der Heisterbacher Straße eine sehr wichtige Alternativverbindung für Radfahrer aller Alters- und Nutzergruppen dar.
ADFC-Sprecher Bernhard Steinhaus stellte fest: „Die behauptete verbotswidrige Nutzung dieser Unterführung durch motorisierte Zweiradfahrer kann eine solche Maßnahme nicht rechtfertigen.“ Es könne sich aus seiner Sicht nur um Einzelverstöße handeln, die eine alltägliche Behinderung für Fußgänger und Radfahrer nicht begründen dürften.
Steinhaus sieht den Bürgermeister nun gefordert, „den Unsinn umgehend zurückzunehmen und die Umlaufsperre vollständig abbauen zu lassen. Auf der einen Seite wird behauptet, die Stadt wolle die Verkehrswende voranbringen und den Radverkehr fördern. Auf der anderen Seite wird eine im Alltagsverkehr für Radfahrerinnen und Radfahrer wichtige Verbindung einfach ohne Not unbrauchbar gemacht“.
Bemerkenswert ist für Steinhaus, dass monatelang keinerlei Verbesserungen für den Radverkehr seitens der Stadt Königswinter zu verzeichnen seien, obwohl diverse Ratsbeschlüsse hierzu in Amtsschubladen schlummerten, „andererseits aber eine Maßnahme, die die radfahrenden Bürgerinnen und Bürger so erheblich behindert, innerhalb weniger Wochen umgesetzt wird. Das ist völlig unverständlich“.
unsinnige Petitionen werden von der Politik umgesetzt aber Petitionen mit teilweise 6 stelligen Unterzeichnern werden ignoriert. Das nenn ich mal direkte Demokratie..
Zum Schutz vor den Fahrrad-Anarchisten ist diese Sperre genau richtig. Die Lobbyisten sollen sich mal lieber darum kümmern, dass ihre Klientel sich an die Gesetze hält.