Rhein-Sieg-Kreis | Alle 90 Sekunden kommt in der Leitstelle des Rhein-Sieg-Kreises eine Meldung über die Notrufnummer 112 an. Dann heißt es für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter scharf analysieren und schnell handeln, denn in der Regel zählt jede Sekunde! Die Koordination von Informationen, Helferinnen und Helfern sowie Rettungsmaterial ist tagtäglich eine logistische Meisterleistung, die gelingt: „Die Bürgerinnen und Bürger in der Region können sicher sein, dass ihnen im Notfall schnell geholfen wird“, versichert Kreisdirektorin Annerose Heinze.
Sämtliche Einsätze im Feuer- und Katastrophenschutz, im Rettungs- und Notarztdienst sowie im qualifizierten Krankentransport werden für den gesamten Rhein-Sieg-Kreis in der Kreisleitstelle unter der Leitung von Martin Bertram bearbeitet und dokumentiert. Das Ergebnis für das Jahr 2015 (Berichtszeitraum 01.12.2014 bis 30.11.2015) ist beeindruckend: Durchschnittlich 124-mal pro Tag, also rund 45.300-mal insgesamt, rückte ein Rettungswagen aus. Notarzteinsatzfahrzeuge wurden 20.900-mal angefordert. Krankentransporte gab es ca. 48.500, im Schnitt als rund 132 pro Tag.
1.050 Brandeinsätze gab es im vergangenen Jahr zu verzeichnen – das entspricht etwa drei Einsätzen pro Tag. Über 3.300-mal wurde technische Hilfe geleistet, um beispielsweise eingeklemmte Personen bei Verkehrsunfällen zu retten oder bei Unwetterlagen zu helfen.
Insgesamt sind damit 119.100 Hilfeersuchen bearbeitet worden. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahreszeitraum eine Steigerung um rund 3.500 Einsätze (+ 3 Prozent). Damit mussten 2015 pro Tag im Durschnitt 326 Einsätze durch die Kreisleitstelle abgearbeitet werden.
Die Einsatzressourcen:
Um diese großen Einsatzzahlen stemmen zu können, muss natürlich auch eine entsprechende Anzahl von Personal und Material zur Verfügung stehen. In den 19 kommunalen Feuerwehren und den 2 Werkfeuerwehren mit insgesamt 109 Standorten sind 180 hauptberufliche Feuerwehreinsatzkräfte tätig. Doch ohne die zusätzlich ca. 3.500 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der freiwilligen Feuerwehren der Städte und Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises wäre diese Mammutaufgabe überhaupt nicht zu stemmen.
Im Rettungsdienst stehen im Kreisgebiet täglich bis zu 7 Notarzteinsatzfahrzeuge, 22 Rettungswagen und 22 Krankentransportfahrzeuge zur Verfügung – 11 von ihnen können aufgrund ihrer Ausstattung und der Qualifikation der Besatzung auch für den Rettungsdienst eingesetzt werden.
Dass die Rettungsmittel zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind, erfordert natürlich eine optimale Koordination aller Beteiligten. Der Rettungsdienst ist kreisweit so organisiert, dass zumindest in 90 Prozent aller Fälle im städtischen Bereich 8 Minuten, im ländlichen Bereich 12 Minuten nach Alarmauslösung das erste Rettungsdienstfahrzeug die Einsatzstelle erreicht.
Die wichtigsten Inhalte 2015:
Was stand 2015 bei der Kreisleitstelle im Fokus? Auch im vergangenen Jahr hielten unwetterbedingte Einsätze und größere Feuer die Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis auf Trab. So wurden der Leitstelle z. B. am 31. März 2015 anlässlich eines Starkregens in kurzer Zeit ca. 320 Einsätze gemeldet. Größere Feuer bzw. Gefahrgutunfälle, die den Einsatz von speziellen Messgruppen erforderlich machten, gab es u.a. in Meckenheim, auf der A3 und in Siegburg. Ein weiterer größerer Einsatz im Bereich Umweltschutz war am 10. Mai 2015 zu verzeichnen, als es bei der Shell-Raffinerie in Wesseling zu einer Produktionsstörung mit starker Rauchentwicklung kam.
Neben den nicht ganz so alltäglichen Schadenslagen gab es natürlich auch 2015 Neues im Bereich der Leitstelle. „Besonders erwähnenswert“, so Kreisdirektorin Annerose Heinze, „ist die Erfassung sogenannter Lotsenpunkte (Ortungspunkte) für die schnelle Hilfe im Wald. „An ausgesuchten Standorten steht auf auffälligen weißen Schildern mit rotem Rand eine Zahlenkombination, die es der Leitstelle ermöglicht, den exakten Aufenthaltsstandort zu identifizieren. Damit sind in Not geratene Personen auf Basis von Geodaten schnell zu finden – unabhängig davon, ob sie selbst beschreiben können, wo sie sich befinden.
„Darüber hinaus war die kreisübergreifende Kooperation zwischen der Leitstelle des Rhein-Sieg-Kreises und der Leitstelle der Feuerwehr in Bonn ein richtiger Schritt, um die gegenseitige Ausfallsicherheit zu optimieren“, so Rainer Dahm, Leiter des Amtes für Bevölkerungsschutz des Rhein-Sieg-Kreises. „Bei einem Ausfall einer der beiden Leitstellen ist so jederzeit gewährleistet, dass der Notruf weiter bearbeitet und schnelle Hilfe geleistet werden kann.“
Ausblick auf das kommende Jahr:
Was kommt im nächsten Jahr auf die Leitstelle des Kreises zu? Für 2016 ist die finale Anbindung von Feuerwehren und Rettungsdienst an das landeseigene Digitalfunknetz vorgesehen. So kann der oft störanfällige analoge Sprechfunk sukzessive abgeschaltet werden. Hier waren bereits im Vorfeld hohe Investitionen durch den Kreis und die Kommunen zu leisten.
Außerdem wird im kommenden Jahr das sogenannte MoWAS-System (Modulare Warnsystem) in die Siegburger Leitstelle implementiert. Zusammen mit der Warn-App NINA (Notfall-Informations- und Nachrichten-APP) ist es damit möglich, die Bevölkerung standortgenau über Gefahrenlagen zu warnen.
Auch wird kräftig in die technische Erneuerung und Umgestaltung der Leitstelle sowie des Lagezentrums des Kreises investiert. „Ziel ist es, die Arbeitsabläufe durch eine Neuordnung der Einsatzleittische zu sogenannten ‚Arbeitsinseln‘ (Rettungsdienst und Brandschutz, Krankentransport und Flächenlagen) zu optimieren. Und auch die Vernetzung zwischen der Leistelle und den kommunalen Führungsstellen bzw. Stäben für außergewöhnliche Ereignisse wollen wir weiter ausbauen“, erläutert Rainer Dahm. Doch damit nicht genug: Die Lagedarstellung in Leitstelle und Lagezentrum wird ebenfalls auf den neuesten technischen Stand gebracht. (ke)