Von Valentin Wiesmeyer
Siebengebirge – Am Wochendende 29.02/01.03.2020 werden entlang der L331 im Siebengebirge Baumfällarbeiten durchgeführt. Die Maßnahme ist dringend erforderlich, um die Sicherheit der Straße vor herabstürzenden Ästen oder umstürzenden Bäumen zu gewährleisten.
Der Verkehr wird während der Arbeiten großräumig umgeleitet. Hierfür werden ausgeschilderte Umleitungsstrecken über Heisterbacherrott in Richtung Norden und über Aegidienberg / Schmelztal in Richtung Süden eingerichtet. Die Sperrung besteht ab 07 Uhr am Samstag bis 20 Uhr am Sonntag. Öffentlicher Linienbusverkehr kann die Baustelle passieren.
Die L331 führt durch ein dicht bewaldetes, tief eingeschnittenes Tal entlang des Mirbesbaches von Königswinter hinauf zur Margaretenhöhe durch das Herz des Siebengebirges. Die außergewöhnliche und großflächige Sommerdürre in den Jahren 2018 und 2019, welche sich bis heute in tiefen Bodenschichten auswirkt, hat auch dort den Baumbestand in Mitleidenschaft gezogen. Die Bäume leiden unter den Folgen von „Trockenstress“. Dieser wird hervorgerufen, wenn Bäume und Pflanzen an akutem Wassermangel leiden. Zunehmender Trockenstress erhöht die Anfälligkeit gegenüber Schädlingen und Sturmereignissen.
Nach Kontrollen im Spätsommer wurde der Handlungsbedarf überdeutlich: Die langanhaltende Trockenheit als zusätzlicher Stressfaktor hat darüber hinaus viele am Eschentriebsterben (Pilzerkrankung) erkrankten Eschen absterben lassen. Zudem hat sich auch der Totholzanteil in den Kronen der angrenzenden Eichen, Buchen und Hainbuchen vervielfacht.
Gefällt werden vor allem stark in Richtung Straße geneigte sowie kranke und faule Bäume.
Der Landesbetrieb Straßen NRW, der Verschönerungsverein Siebengebirge (VVS), der Forstbetrieb Wintermühlenhof und das Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft kommen mit dieser gemeinsamen Maßnahme ihrer Verkehrssicherungspflicht nach.
Der Landesbetrieb Straßen NRW als Straßenbaulastträger sowie angrenzende Waldbesitzer sind nach geltender Rechtslage dazu verpflichtet, entlang öffentlichen Straßen Gefahren für Verkehrsteilnehmer durch geeignete Maßnahmen abzuwenden.
Zwei tragische Unfälle in der Region allein im Jahr 2019 mit tödlichem Ausgang zeigen, dass das Risiko durch umstürzende Bäume entlang von öffentlichen Straßen in Folge der Baumschäden durch die vergangenen Trockenjahre angestiegen ist.
Neben dem vordergründigen Ziel, die Verkehrssicherheit herzustellen, soll der Wald in seinen steilen Hanglagen auch dem Bodenschutz, der Vermeidung von Wassererosion dienen und insbesondere der Erholungsfunktion gerecht werden. Nicht zuletzt bieten Waldränder immer einen Lebensraum für licht- und wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten. Dadurch wird die Artenvielfalt in dem FFH-, und Naturschutzgebiet gefördert. Die Multifunktionalität unserer Wälder wird hier in besonderer Weise deutlich.
Auch wenn mit dem geplanten Eingriff an der ein oder anderen Stelle Auflichtungen entlang der Straße einhergehen, so bildet sich in den folgenden Jahren eine baumartenreiche „Naturverjüngung“ (durch angeflogene oder aufgeschlagene Saat, Saat umstehender Bäume oder vegetative Vermehrung, etwa Stockausschlag). Diese nächste Baumgeneration steht größtenteils schon in den Startlöchern und wartet nur auf eine Erhöhung des Lichtangebots. Falls Naturverjüngung widererwarten ausbleibt, werden diese Lücken durch die Pflanzungen heimische, Baum- und Straucharten ergänzt. Bereits vorhandene Sträucher werden geschont.
Um die Verkehrsbehinderungen möglichst gering zu halten, wird die Maßnahme außerhalb des Berufs- und Schulbusverkehrs an einem Samstag und Sonntag durchgeführt. Um einen zügigen und schonenden Arbeitsfortschritt sicherzustellen, kommt modernstes Gerät zum Einsatz. Die eingesetzten Fällbagger garantieren bodenschonendes Arbeiten ohne Befahrung der erosionsgefährdeten Hänge. Das anfallende Holz wird anschließend durch einen Großhacker zerspant und per LKW abtransportiert. Die Hackschnitzel werden an kommunale Heizkraftwerke vermarktet und damit einer CO2 neutralen, nachhaltigen Nutzung zugeführt.
Das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft ist mit 27 Revieren und einer Waldfläche von etwa 60.000 Hektar das zweitgrößte Regionalforstamt des Landes Nordrhein-Westfalen. Es ist im Zuge der Forstreform 2007 aus den ehemaligen Forstämtern Bonn, Eitorf und aus Teilen des Forstamtes Bergisch Gladbach entstanden. Der Sitz des zu Wald und Holz NRW gehörenden Regionalforstamtes ist Eitorf; ein weiteres Betriebsgebäude liegt in Bonn-Röttgen.