Rhein-Sieg-Kreis | Der Rhein-Sieg-Kreis zählt mit seinen ca. 600.000 Einwohnern zu einem der größten Landkreise in Deutschland und kann dennoch in weiten Teilen auf ein überwiegend ländlich geprägtes Bild blicken.
Mehr als 40 % des Kreisgebietes ist als landwirtschaftliche Nutzfläche ausgewiesen (ca. 46 Tsd. ha) – darunter ca. 25 Tsd. ha Ackerland und ca. 21 Tsd. ha Grünland. „Gerade die Vielfältigkeit der Landwirtschaft macht u.a. den Reiz des Kreises für die hier lebenden Bürgerinnen und Bürger aus“, so Dr. Hanns von den Driesch, Leiter des Lebensmittelüberwachungs- und Veterinäramtes. Im Rahmen der Direktvermarktung findet man hier fast alle Facetten an Nahrungsmitteln von Obst, Gemüse, Fleisch und Wurstwaren mit einem hohen Qualitätsstandard.
Doch was beschäftigt die (1111) Landwirte im Rhein-Sieg-Kreis? Wie sieht es mit den Erntebedingungen in diesem Jahr aus? Welche Auswirkungen hat der Wegfall der Milchquote?
„Im Bereich des Ackerbaus besteht grundsätzlich das Ziel, aus der Region für die Region zu produzieren“, erläutert Theo Brauweiler, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Rhein-Sieg-Kreis. Die größten Auswirkungen auf den Ackerbau haben die Witterungsbedingungen – und Besonderheiten hatte das Jahr 2014 hier genug zu bieten: einen Winter ohne Frost, ein trockenes Frühjahr und einen verregneten Sommer.
Die Wintergerste war kaum betroffen; sie konnte ungewohnt früh gedroschen werden und sowohl der Ertrag als auch die Qualität waren gut bis sehr gut. Auch beim Winterraps gab es keine Besonderheiten, einzig die negative Entwicklung der Erzeugerpreise hat die Wirtschaftlichkeit des Rapsanbaus ins Wanken gebracht. Zuckerrüben und Mais stehen unter einem guten Stern, denn die feuchte Witterung lässt sehr hohe Erntemengen erwarten. Anders sieht es beim Winterweizen und den Kartoffeln aus. Die milde Witterung im Winter führte beim Weizen zu erheblichen Krankheiten; die dauerhaft unsichere Wetterlage ab Juli führte zu großen Problemen bei der Ernte. Sie zog sich so in die Länge, dass die Weizenkörner, die noch vor der Ernte in der Ähre sitzen, anfingen, wieder zu keimen. Damit wurde aus Brotgetreide Futtergetreide – Landwirte müssen deutliche Einbußen bei den Verkaufspreisen hinnehmen.
Die Milchviehbetriebe – ca. 200 im Kreis – blicken auf ein sehr gutes Jahr zurück, da die Milchpreise ein Rekordniveau erreichten und Auszahlungspreise von über 40 Cent je Kilogramm keine Seltenheit waren. „Die Milchviehhalter können sich freuen“, fasst Johannes Frizen, Präsident der Landwirtschaftskammer NRW zusammen. Das Ende der Milchquotenregelung wird wahrscheinlich keine gravierenden Auswirkungen auf die betriebliche Entwicklung haben, da der Milchquotenpreis in den letzten Jahren schon so niedrig war, dass die Quote kein Wachstumshemmschuh war. Einzig die Flächenknappheit wird in Zukunft die Milchbauern beschäftigen und das Wachstum der Betriebe erheblich bestimmen.
Bei der Tierhaltung liegt der Schwerpunkt auf der Rindviehhaltung mit ca. 600 Betrieben. Massentierhaltung ist im Rhein-Sieg-Kreis kein Thema, da es sich bei den ansässigen Betrieben vorrangig um Familienbetriebe handelt. (rl)