„Da macht sich einer lang, der es eigentlich nicht nötig hat!“ Goldrichtig diese Bemerkung auf Facebook zum Frontalangriff auf Otto Neuhoff, der von über 60 Prozent aller Wahlberechtigten zum neuen Bad Honnefer Bürgermeister gewählt wurde.
Genüsslich schlugen heute Wahlverlierer und Bürgermeisterin Wally Feiden auf den Hoffnungsträger ein – und das, obwohl alle politischen Menschen in Bad Honnef ihre Unterstützung bei Sachthemen zugesagt haben.
Das Problem: Otto Neuhoff hat noch einen gültigen Arbeitsvertrag bei der Telekom.
Ist ja wohl klar, dass er den nicht vor dem Wahlende kündigt. Oder sollte er das Risiko eingehen, arbeitslos zu werden?
Die Alternative wäre gewesen, mit seinem Arbeitgeber zu klüngeln. Genau das ist es, was Neuhoff nicht will und langsam in Bad Honnef angekommen sein sollte. Wie hätten es Guido Leiwig als Bundesbeamter oder Sebastian Wolff als Angestellter eines jetzigen Europaabgeordneten gemacht?. Oder hatten die ihre Dienstverträge bereits vorzeitig gekündigt? Oder haben Bundesbeamte oder politische Angestellte andere Rechte, als Otto Normalverbraucher?
In diesem Fall ist es schon sehr peinlich, wenn die Bürgermeisterin gleich wichtig nach Düsseldorf rennt und von Neuwahl faselt. Und dabei verweist sie auch noch auf die katastrophale Personalsituation im Rathaus.
Natürlich kann sie nichts dazu, wenn wichtige Mitarbeiter schwer erkranken. Das Thema krankes Personal steht aber schon seit Jahren auf der Tagesordnung im Bad Honnefer Verantwortungszentrum. Und es reicht ein Blick in Gesundheitsanalysen der Betriebskrankenkassen: Wann werden Mitarbeiter krank? Wenn sie frustriert sind am Arbeitsplatz, keine Anerkennung erhalten nicht gefordert oder überfordert werden. Das hat etwas mit Führung zu tun. Es ist eher schockierend zu erfahren, dass eine Bürgermeisterin die Aufgaben von fünf Mitarbeitern übernehmen muss. Das ist bei allem Respekt ein Zeichen von Führungsschwäche.
Wir erinnern uns an das Motto der Karnevalveranstaltung 2013 im Rathaus: „Neues aus der Anstalt“
Es deutet sich immer mehr an, dass Otto Neuhoff einen Scherbenhaufen übernimmt. Da wird jede Hand gebraucht, um ihn aufzusammeln. Bad Honnef wollte einen Bürgermeister, der die Stadt nach vorne bringt. Jetzt braucht sie wohl erst einmal einen, der die Stadtverwaltung funktionsfähig machen muss.
Die Wähler sagen: Vielen Dank dafür.
Neuhoff wird übrigens am 23. Juni 2014 das Amt des Bürgermeisters hauptamtlich wie geplant übernehmen. Nun sollte Schluss mit dem destruktiven, scheinheiligen und eitlen Getue sein. Gibt es in diesem Bäd Honnef keine anderen Probleme?
Zum Beispiel: Im neuen Kreistag sitzt ein Nazi. Der wurde von 100 Bad Honnefern mitgewählt.
… naja, klingt ja alles sehr gut vorbereitet und professionell …
50 Honnefer haben die NPD gewählt…
Nicht 100…
Was immerhin 13 weniger sind als 2009.
Und nur 0,42% der insgesamt abgegebenen Stimmen.
Eine unglaubliche Vorstellung hatten einige Mitglieder der SPD am Dienstag am Rande des Wahlausschusses zu bieten. Mag auch der bis dato noch unklare Amtsantrittszeitpunkt von Otto Neuhoff Anlass für Nachfragen gewesen sein, so gab es sicher keinen Grund, von „Wählertäuschung“ zu reden, geschweige denn Personen, die die „Sorgen“ der SPD-Mitglieder und der noch amtierenden Bürgermeisterin nicht teilten anzubrüllen.
Mit Sorge denkt man dabei an die kommende Zusammenarbeit im Rat. Wir setzen nach wie vor auf Dialog und hoffen, dass – zum Wohle der Stadt – alle Parteien genauso handeln werden.
Wir hätten dies auch mit einem anderen Bürgermeister als Otto Neuhoff getan.
Armgard Lingenthal, Ratsmitglied Bündnis90/Die Grünen
Wo kämen wir hin, wenn sich nur noch Bürger einer Verantwortung wie dem Bürgermeisteramt stellen könnten/würden, die ansonsten keine berufliche Verpflichtung haben oder diese anscheinend in Null Komma nix auflösen können. Otto Neuhoff hatte einen verantwortungsvollen Job und es ist doch nur ein gutes Zeichen, wenn man ihn da nicht so ohne weiteres Ziehen lässt. Zum Glück hat Otto ja nun einen Weg gefunden und wird sein Dialog-Konzept sicher für die Stadt sinn- und wertvoll umsetzen – ich hoffe nur, dass das andere „Lager“ auch dazu bereit ist!
Andrea Aach-Gries, Bündnis90/Die Grünen