Bad Honnef – Anlässlich der Vorstellung des neuen Bad Honnefer Umwelt- und Klimabeirats empfiehlt der Sprecher des BUND Rhein-Sieg, Achim Baumgartner, als erste wirksame und wichtigste sofort umsetzbare Klimaschutzmaßnahme den Stopp des Fichteneinschlags im Bad Honnefer Stadtwald. Stattdessen solle ein vernünftiges Naturwald-Konzept aufgestellt werden, „das die Biomasse im Wald belässt und Baumstrukturen so weit als möglich als Wetterschutz erhält“. Trotz umfangreicher Bemühungen und Aufklärungsarbeit seien diese Maßnahmen bislang ausgeblieben.
Holznutzung sei keine Klimaschutzmaßnahme, so der Diplom-Ingenieur weiter, und im FFH-Gebiet unter anderem wegen Sommereinschlags während der Brutzeit, Bodenzerstörung und Zerstörung von Biotopen ohnehin unverantwortlich.
Weiter empfiehlt der Ingenieur und Naturschützer die Überprüfung einiger geplanter Neubaugebiete in Bad Honnef, denn Neubau sei außerordentlich klimaschädigend und beeinträchtige zugleich das Kleinklima nachteilig. Es sei daher wichtig, Wohnbedarf, sofern er tatsächlich bestehe, vor allem im Gebäudebestand zu decken. Ideen dazu gebe es reichlich, „zusammengestellt z.B. von Daniel Fuhrhop (“Verbietet das Bauen”), etwa durch die Unterstützung von Vermietern, um dadurch leere Einliegerwohnungen nutzbar zu machen, oder durch Wohnungstausch-Projekte“.
Laut „Tagesspiegel“ belege Fuhrhop anschaulich, „dass nicht Bedarf, sondern ein Übermaß an Geld die Bauwut maßlos steigert: Internationale Banken, Fonds, Versicherungen, aber auch hiesige Versorgungswerke investierten ihr Kapital gern in den Bau neuer Büros und Wohnhäuser im stabilen Deutschland. Banken und Bausparkassen verdienten gut an den langfristig laufenden Eigenheim-Krediten und rechneten das eigene Häuschen auch Leuten schön, die es sich gar nicht leisten können“.
Die Stadt zieht die Bebauung des Hockeyplatzes und des nördlichen Stadtgartens in Erwägung, da die Flächen der Stadt gehören und somit nach Vorstellungen der Verwaltung und der Ratsmehrheit CDU, Bürgerblock und FDP dort preisgünstiger Wohnraum entstehen könne.
Leider geht es aus dem Beitrag nicht hervor. Geht es um den Einschlag der toten Fichten, die der Trockenheit und dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen sind? Da ist es doch meines Wissens wichtig, das befallene Holz aus dem Wald zu holen. Es ist doch auch eine Chance, naturnah mit Mischwald aufzufordern. Auf die Idee mit Fichten Monokultur den Stadtwald aufzuforsten wird doch sicher niemand kommen, oder?
Ja, es geht um die geschwächten Fichten. Das Entfernen von Fichten, die von Käfern noch aktiv befallen sind, ist nur sinnvoll, wenn dadurch umliegende Fichten wirksam geschützt werden können. Die Borkenkäfer kommen im Fichtenwald flächendeckend vor, nur zunächst in geringer Zahl, da sie dort immer nur wenige geschwächte und im Bestand verteilt stehende, geschwächte Einzelbäume antreffen. Im gesunden Fichtenforst (und im natürlichen Bergwald) ist das auch kein Problem, da die gesunden Bäume diese meist nur wenigen Käfer erfolgreich unterdrücken können. Wenn nun, wie aktuell klima- und wetterbedingt die Fichten flächendeckend so geschwächt sind, dass sie dem Käfer nicht durch Harzfluss (der Verteidigungsstrategie des Baumes gegen bohrende Insekten) stoppen können, ist es nicht mehr erfolgreich möglich, durch den Einschlag kranker Fichten den Käferbestand wirksam zu regulieren. Zwar kann man die Käferzahlen im Bereich der Einschlagflächen reduzieren, aber nicht die weiterhin explosionsartige Entwicklung der Borkenkäfer in der Fläche verhindern, da sie ja überall gute Lebensbedingungen finden, auch außerhalb der Einschlagflächen. Zum Verständnis ist es wichtig, dass die Idee des Einschlags als Schutzmaßnahme auf einer anderen Grundsituation beruht. Im Fall von z.B. Stürmen als Ursprung eines hohen Käferdrucks befinden sich die geschwächten, da angebrochenen oder plötzlich freigestellten und dadurch gestressten Bäume inselartig in einem Bestand rundum gesunder, unbeschädigter Fichten. Da ist die Idee durch Einschlag der „Schadbäume“ den Befallsdruck auf die angrenzenden Bäume zu mindern, plausibel. Nicht aber, wenn die Käfer sich flächendeckend aus der „Eisernen Reserve“ im Gesamtbestand heraus überall auf den geschwächten Fichten massenhaft entwickeln. Es ist also nicht sinnvoll, die Bäume als Schutzmaßnahme mit einem riesigen Aufwand und hohen Begleitschäden herauszuholen, da die Fichte in den nächsten Jahren so oder so ganz verschwinden wird. Insofern lohnt es, sich hier allein auf die Verkehrssicherungspflicht entlang der Wege zu beschränken und die sterbenden und toten Fichten als Wetterschutz für den neuen Wald im Bestand zu lassen. Dabei ist es nicht zwingend, sie großflächig als Vollbaum stehend zu erhalten. Dieses Bild wird als alleinige Forderung des BUND immer wieder fälschlicherweise kolportiert. Es ist auch bereits ein großer Vorteil, wenn die Fichten als gekappte Bäume oder gar nur liegend belassen werden. Es gibt da insofern viele Varianten, dem neuen Wald zu helfen.
Aufforstung hat den gravierenden Nachteil, dass in der Regel keine heimischen Bäume aus der direkten Umgebung gepflanzt werden, sondern Arten oder Herkünfte von anderen Orten. Gerade im Siebengebirge gibt es aber Eichen, Hainbuchen und Buchen (und weitere Arten) heißer, trockener Standorte und gerade Eiche und Buche haben zudem ein großes Talent, sich genetisch relativ schnell weiter anzupassen. Der FFH-Gebietsschutz im Siebengebirge schützt nämlich nicht abstrakte Bilder eines Eichen- oder Buchenwaldes, sondern auch die genetische Besonderheit dieser Arten an den jeweiligen Naturstandorten. § 40 BNatSchG unterstützt die Anforderung, Pflanzen in ihrer Evolution nicht durch Eingriffe und Fremdmaterial zu behindern. Der Forstbetrieb ist davon zwar im Gesetz zunächst formal freigestellt, aber das ändert nichts an der Sinnhaftigkeit des Schutzes regionaler Genpools und an den besonderen, spezifischen Regelungen für die FFH-Schutzgebiete. Zumindest in FFH-Gebieten sollte daher die Naturverjüngung mit den Bestandsbäumen der bestehenden FFH-Lebenraumtypen selbstverständlich sein. Dass im Wirtschaftsforst außerhalb der Schutzgebiete der Einsatz sogar exotischer Arten für die Holzproduktion u.U. anders bewertet werden kann, steht dabei auf einem anderen Blatt. Hier geht es mir um die Frage, wie in einem Naturschutzgebiet, in dem die Holzproduktion eine untergeordnete Bedeutung hat, Waldlebensräume wirksam geschützt und zukunftsfähig entwickelt werden. Dabei sollte die Natur als Gestalterin mitwirken.
Herzliche Grüße:
Achim Baumgartner