stadtwald

Was macht eigentlich der Stadtwald?

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Bad Honnef – Alarm im August 2019! Durch den Bad Honnefer Stadtwald düste schweres Gerät. Mit einem Harvester entzogen Waldfacharbeiter dem Wald einen Baum nach dem anderen. Insgesamt sollte später eine 94 ha große Kahlschlagfläche dokumentiert werden.

Viele Bäume waren vom Borkenkäfer befallen. Um die Lebensräume des Käfers zu unterbrechen und um Gefahrenquellen zu beseitigen, fielen sie dem Harvester zum Opfer. Das Holz wurde unter anderem nach China verkauft.

Teile des Stadtwalds 2020

In ganz Deutschland wurden solche Maßnahmen durchgeführt und es entbrannte eine Diskussion darüber, ob rigoroses Abholzen in einer solchen Situation der richtige Weg ist.

Unstrittig hingegen scheinen unter Fachleuten Neuanpflanzungen zu Mischwäldern zu sein – wenn sich ein Wald vermutlich auch aus eigener Kraft regenerieren könnte. Im Bad Honnefer Stadtwald wurde Ende März 2022 die Neubepflanzung abgeschlossen, 48.500 neuen Bäumen wurden gesetzt: Hainbuche, Eichen, Wildkirschen, Flatterulmen. Mit welchem Erfolg?

Die Natur scheint sich zurück zu kämpfen

Wer vor drei Jahren zum letzten Mal im Stadtwald war und deprimiert wieder herauskam, sollte sich bald einen Spaziergang vornehmen. Zwar zeugen immer noch bizarre Baumgebilde vom Klimaelend der Zeit und es ist mitnichten davon auszugehen, dass der deutsche (Stadt)Wald gerettet ist. Dennoch gibt es Grund zur Annahme, dass dort wieder wächst, was dort hingehört. Und was den Bad Honnefer Stadtwald angeht, dürfte eine Zukunft ohne Monokultur, mit Mischwald schon fast euphorisch stimmen.

Bizarre Überbleibsel einer Umweltkatastrophe

Wenn der Laie wachsende Bäume und saftiges Grün sieht, bedeutet das nicht, dass alles gut ist. Ob alles gut ist, wird uns vielleicht in den nächsten Tagen einmal Bad Honnefs Stadtförster Georg Pieper erklären. Jedenfalls hat Honnef heute angefragt.

Während es im Naturwald bergauf zu gehen scheint, hat der Städter offensichtlich vergessen, dass Bäume Wasser brauchen. Mal sehen, wie lange es diese Kiefer auf privatem Grund noch aushält.

Videobeitrag von 2019

 

 

 

 

Fichtensterben in NRW geht weiter – Gegenmaßnahmen dennoch nicht erfolglos

Bad Honnef – Das Sterben der Fichten in den deutschen Wäldern nimmt kein Ende. Auch der Bad Honnefer Stadtwald ist stark betroffen.

Von 450 Hektar Fichte sind fast 400 Hektar abgestorben und zu großen Teilen bereits abgeräumt, berichtete Stephan Schütte, Leiter des Forstamts Rhein-Sieg-Erft, im Juni 2021 im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klimaschutz in Königswinter. Mittlerweile mache man sich auch Sorgen um die Buche. Besonders alte Bäume mit langen Wurzeln litten unter der Trockenheit der letzten Jahre.

Das große Fichtensterben in Nordrhein-Westfalen geht weiter, berichtet heute die Westfalenpost unter Berufung auf das NRW-Umweltministerium. Die Schadholz-Menge sei 2018 auf rund 35 Millionen Festmeter gestiegen. Der Borkenkäfer habe 44 Prozent des gesamten Bestandes in NRW endgültig geschädigt.

Allerdings seien die bisher erfolgten Gegenmaßnahmen nicht erfolglos, so die Westfalenpost. Fast 19 Millionen Festmeter Fichte habe vor dem Befall durch Borkenkäfer geschützt werden können, rein rechnerisch seien mehr als 72 Milliarden Käfer in NRW unschädlich gemacht worden.

Im Bad Honnefer Stadtwald wurden 33.000 Jungbäume gesetzt, um den Wald zukunftssicher zu machen, überwiegend handelt es sich dabei um Ulmen, Eichen, Wildkirschen, Douglasien und Hainbuchen.

 

Kommt jetzt die Waldbewirtschaftung nach dem Bad Honnefer Modell?

Bad Honnef – Der Wald ist nicht mehr das, was er einmal war. Borkenkäfer, Hitze, Wassermangel zerstörten bereits riesige Waldflächen. Ein Ende des Niedergangs ist nicht in Sicht. – Auch der Bad Honnefer Stadtwald liegt buchstäblich am Boden. 1200 Hektar sind im Besitz der Stadt, Bäume auf einer Fläche von 850 Hektar sind tot. Den größten Verlust verzeichnen die Fichten. Aber auch die Buchen sind immer öfter bedroht.

Stadtförster Georg Pieper malte Donnerstagabend in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Mobilität, Klimaschutz und Wald im Kursaal dennoch kein allzu düsteres Bild. Er sieht gute Chancen, dass sein Konzept irgendwann erfolgreich sein wird. Es besteht aus drei Bausteinen: Aktive Wiederbewaldung, einen Teil sich selbst überlassen, kleinflächige Sonderlösungen.

Beitrag vom 30.11.2020

Mit 33000 Baumpflanzen soll die Wiederaufforstung gelingen, ein klimastabiler Mischwald aus Eiche, Hainbuche, Kirsche, Ulme und Douglasie soll entstehen. Einen Anwuchserfolg hat Pieper bereits ausgemacht. Den führt er auch darauf zurück, dass man frühzeitig im Herbst mit der Pflanzung begonnen habe. So konnte die nasse Jahreszeit komplett genutzt werden.

Etwa 80 Hektar des Stadtwaldes sollen unberührt bleiben und für noch einmal 85 Hektar sind Einzellösungen vorgesehen, beispielsweise Schutzstreifen für Feuchtgebiete wie Siefen oder abgestorbene Fichten als Schutz vor Wind und Sonne für andere Bäume oder Flächen.

Der deutsche Wald steht traditionell für Wirtschaftlichkeit, Ökologie und soziale Funktionen. Allein die Zerstörung großer Waldflächen macht es erforderlich, über die Inhalte der Bewirtschaftungsgrundsätze neu nachzudenken. So wird es beispielsweise 100 bis 200 Jahre dauern, bis die neu angepflanzten Bäume ertragreich vermarktet werden können. Das Geschäftsmodell mit den schnellwachsenden Fichten ist ausgelaufen.

Die CDU legte in der Sitzung einen Antrag über die Bewirtschaftung des Stadtwaldes zur Abstimmung vor, der sich an den Grundsätzen der Naturgemäßen Waldwirtschaft orientiert.

Es geht um ökonomische, ökologische und soziokulturelle Grundsätze.

Ziele und Grundsätze der Arbeitsgemeinschaft naturgemäße Walwirtschaft, der auch – auf Antrag der CDU – die Stadt Bad Honnef beitreten soll, sind:

  • Die ganzheitliche Betrachtung des Waldes als dauerhaftes, vielgestaltiges, dynamisches Ökosystem ist die Grundidee naturgemäßer Waldwirtschaft.
  • Natürlich ablaufende Prozesse in Waldökosystemen werden zur Optimierung naturgemäßer Waldwirtschaft konsequent erforscht und genutzt.
  • Ökonomische Ziele stehen im Vordergrund. Sie lassen sich nachhaltig nur bei Beachtung ökologischer Erfordernisse erreichen.
  • Sozial- und Schutzfunktionen des Waldes werden im Rahmen naturgemäßer Waldwirtschaft regional und betrieblich differenziert erfüllt.
  • Die Individualität jedes Forstbetriebes bleibt erhalten.
  • Die verschiedenen Entwicklungsstadien des Waldes sind auf der gleichen Fläche und nicht nebeneinander angeordnet. Dies ist Voraussetzung für weitgehende Stetigkeit des Waldökosystems.

Die GRÜNEN begrüßten das Engagement der Christdemokraten, fragten allerdings auch, ob hinsichtlich der zu erwartenden zukünftigen Defizite bei der Bewirtschaftung des Honnefer Stadtwaldes nicht ein Umdenken erforderlich sei. Die Zeit für eine „vollständige und dauerhafte Umstellung auf eine ökologische Waldbewirtschaftung des Stadtwaldes mit höheren Kriterien“ sei gekommen. In einem „Antrag mit ergänzender Beschlussempfehlung zum CDU-Antrag“ sollte die Stadtverwaltung deshalb beauftragt werden zu prüfen, ob es wirtschaftlich Sinn mache, Forstwirtschaft „im bisherigen Umfang und in bisheriger Art und Weise weiter auf den stadteigenen Fläche zu betreiben“. So weit, so gut.

Doch die GRÜNEN gingen noch eine Schritt weiter, beziehungsweise wurden konkreter. Nach dem Beitritt zur Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft sollte eine „vollständige und dauerhafte Umstellung auf eine ökologische Waldbewirtschaftung des Stadtwaldes, z.B. nach dem Lübecker Modell oder den Kriterien des Zertifikats „Naturland“ angestrebt werden“. Nach Vorstellung der GRÜNEN sollte die Option betrachtet werden, „auf Teilen der Stadtwaldfläche die Bewirtschaftung einzustellen und diese der natürlichen Entwicklung zu überlassen“. Frei nach dem Motto: Die Natur ist der beste Förster.

Womit die CDU nicht klarkam, denn das Lübecker Modell sei nicht auf den heimischen Stadtwald anwendbar, die Bedingungen seien hier andere.

Retter der Situation war FDP-Mann Philipp Laub, den die Möglichkeiten des grünen Antrags schon interessierten. Vielleicht käme ja am Ende nicht das Lübecker, sondern das Bad Honnefer Modell heraus.

Nachdem die Mehrheit dem CDU-Antrag zugestimmt hatte (außer den GRÜNEN), brachten die GRÜNEN dann auch ihren Ergänzungsantrag unter der Bedingung durch, dass er in seiner Gänze als Prüfauftrag verstanden werde.

 

Wald wird sich verändern, aber er wird bleiben

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Bad Honnef – Georg Pieper ist der neue Bad Honnefer Stadtförster. Im Oktober trat er seinen Dienst an und managte schon einen Monat später sein erstes Großprojekt. Hierbei handelte es sich um Sicherungsmaßnahmen rechts und links der Schmelztalstraße.

Komplikationen gab es nicht, die Kosten liegen im mittleren vierstelligen Bereich und das Holz der Bäume, die gefällt werden mussten, wird – wie üblich -verkauft. Die Preise sind allerdings im Keller, auch wenn der Preis für Holz in Deutschland langsam wieder steigt.

Schwer zu schaffen machte dem Wald in den letzten Jahren die Hitze und der Borkenkäfer. Viele Bäume, vor allem Fichten, mussten gefällt werden, neue wurden gepflanzt. Soweit der neue Förster den Fortschritt der Pflanzungen auf den ersten Blick beurteilen kann, hat er Hoffnung. Und überhaupt ist Pieper, was den Wald angeht,  optimistisch.  Der Wald werde sich verändern, aber er werde bleiben. Seine große Aufgabe sei es nun, dass das gelingt.

Jägerinnen und Jäger gehen im Stadtwald auf die Jagd

Bad Honnef – Bis Freitag ist das Schmelztal zu bestimmten Tageszeiten gesperrt. Grund sind Baumfällarbeiten. Bäume müssen entnommen werden, die für den Verkehr in diesem Bereich eine zu hohe Gefahr darstellen.

Aber es finden nicht nur Maßnahmen zur Gefahrenvermeidung für Mensch und Fahrzeug statt. Auch die Jägerinnen und Jäger sind unterwegs. Sie werden in dieser Woche zur städtischen und staatlichen Jagd im Stadtwald blasen. Geschossen werden sollen Rehe und Wildschweine. Dafür wurden an verschiedenen Stellen extra kleinere Hochsitze aufgestellt.

Das Jagen der Rehe sei wichtig, um den jungen Baumbestand zu schützen, so Stephan Schütte von Wald und Holz NRW. Das Jagen der Wildschweine werde vom Land ausdrücklich gewünscht, um sich durch Reduzierung des Wildschweinebestandes gegen die afrikanische Schweinepest zu wappnen.

Ein erster ASP-Fall war am 10. September bei einem Wildschwein-Kadaver im Landkreis Spree-Neiße bekannt geworden. Laut Landwirtschaftsministerium ist die Tierseuche für den Menschen ungefährlich. Auch vom Verzehr von gegebenenfalls kontaminierten Fleisch ginge keine Gefahr für die Gesundheit aus. Für Schweine ist die Schweinpest allerdings in jedem Fall tödlich.

Seit mehr als 20 Jahren finden zwischen Schmelztal und Rheinbreitbach Graben Treibjagden statt. Wegen Corona würden diesmal kleinere Jagdgruppen  gebildet, erklärt Stephan Schütte.

 

 

BUND-Sprecher empfiehlt Beirat: Fichteneinschlag stoppen

Bad Honnef – Anlässlich der Vorstellung des neuen Bad Honnefer Umwelt- und Klimabeirats empfiehlt der Sprecher des BUND Rhein-Sieg, Achim Baumgartner, als erste wirksame und wichtigste sofort umsetzbare Klimaschutzmaßnahme den Stopp des Fichteneinschlags im Bad Honnefer Stadtwald. Stattdessen solle ein vernünftiges Naturwald-Konzept aufgestellt werden,  „das die Biomasse im Wald belässt und Baumstrukturen so weit als möglich als Wetterschutz erhält“. Trotz umfangreicher Bemühungen und Aufklärungsarbeit seien diese Maßnahmen bislang ausgeblieben.

Holznutzung sei keine Klimaschutzmaßnahme, so der Diplom-Ingenieur weiter, und im FFH-Gebiet unter anderem wegen Sommereinschlags während der Brutzeit, Bodenzerstörung und Zerstörung von Biotopen ohnehin unverantwortlich.

Weiter empfiehlt der Ingenieur und Naturschützer  die Überprüfung einiger geplanter Neubaugebiete in Bad Honnef, denn Neubau sei außerordentlich klimaschädigend und beeinträchtige zugleich das Kleinklima nachteilig. Es sei daher wichtig, Wohnbedarf, sofern er tatsächlich bestehe, vor allem im Gebäudebestand zu decken. Ideen dazu gebe es reichlich, „zusammengestellt z.B. von Daniel Fuhrhop (“Verbietet das Bauen”), etwa durch die Unterstützung von Vermietern, um dadurch leere Einliegerwohnungen nutzbar zu machen, oder durch Wohnungstausch-Projekte“.

Laut „Tagesspiegel“ belege Fuhrhop anschaulich, „dass nicht Bedarf, sondern ein Übermaß an Geld die Bauwut maßlos steigert: Internationale Banken, Fonds, Versicherungen, aber auch hiesige Versorgungswerke investierten ihr Kapital gern in den Bau neuer Büros und Wohnhäuser im stabilen Deutschland. Banken und Bausparkassen verdienten gut an den langfristig laufenden Eigenheim-Krediten und rechneten das eigene Häuschen auch Leuten schön, die es sich gar nicht leisten können“.

Die Stadt zieht die Bebauung des Hockeyplatzes und des nördlichen Stadtgartens in Erwägung, da die Flächen der Stadt gehören und somit nach Vorstellungen der Verwaltung und der Ratsmehrheit CDU, Bürgerblock und FDP  dort preisgünstiger Wohnraum entstehen könne.

 

 

 

 

Stadtwald: Grüne Jugend holte Naturschutzschild aus Schieflage

Bad Honnef – Monatelang lag das Hinweisschild des Rhein-Sieg-Kreises auf dem Parkplatz Reisberg im Bad Honnefer Stadtwald umgekippt am Boden – zwischen Müll. Nun wollte die Bad Honnefer „grüne Jugend“ nicht länger warten und ergriff selbst die Initiative.

Mit Hacke und Spaten machten sich Julian Peter, Laura Hoffmeister und Frédéric Fraund am Freitagnachmittag auf den Weg und stellten das Schild gerade – damit es einen Sinn macht und Besucher des Waldes auch die Informationen lesen können. Da es am Fuß mit Beton beschwert ist, gelang das nur provisorisch, in der Hoffnung, dass nun der Landrat Anweisung für eine fachgerechte Befestigung gibt.

Mit vereinten Kräften …

Bei der Aktion fanden die drei jungen Grünen, die dieses Jahr auch für den Rat kandidieren, neben dem hinfälligen Schild auch jede Menge Unrat, unter anderem eine Autobremsscheibe mit Verpackung. Er wurde eingesammelt und sachgemäß entsorgt.

Am 12.9.2020 findet wieder der Rhine cleanup statt. Da machen die GRÜNEN und vermutlich andere Parteien ebenfalls mit.

Monatelang in Schieflage: Schild des Rhein-Sieg-Kreises mit Infos zum Naturschutz

 

Stadtwald: Klima, Borkenkäfer und kein Ende

Bad Honnef – Trockenheit und Borkenkäfer – ein Ende ist nicht in Sicht. In den nächsten Tagen sind hohe Temperaturen zu erwarten, aber kein Regen. Den benötigt der Wald allerdings dringend.

Honnef heute traf den Förster und Projektmanager Biodiversität Jan Welzholz im Bad Honnefer Stadtwald. Der sagt: Niemand kennt das Erfolgsrezept zur Rettung des Waldes. Eine Sache hätte er allerdings anders gemacht.

 

Statistisches Bundesamt: 32 Millionen Kubikmeter Schadholz

Bad Honnef – Die heimischen Wälder litten in den vergangenen Jahren unter Trockenheit und Hitzeperioden. Schädlinge wie der Borkenkäfer können sich in bereits geschwächten Bäumen besonders schnell vermehren und dann zu einer Population anwachsen, die gefährlich für den Waldbestand werden kann. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, wurde 2019 mit 32 Millionen Kubikmetern fast dreimal so viel Schadholz aufgrund von Insektenschäden eingeschlagen wie im Vorjahr mit 11 Millionen Kubikmetern. Im Jahr 2017 waren es noch 6 Millionen Kubikmeter.

Niederschlagsarm, sonnenreich und heiß – in den vergangenen Jahren verzeichnete der Deutsche Wetterdienst außergewöhnlich warmes und trockenes Wetter. Waldschäden entstanden aber nicht nur durch Dürre, sondern unter anderem auch durch Stürme, Brände, Schneebruch, sowie Krankheits- und Pilzbefall. Mit knapp 68 % war der Anteil des Schadholzeinschlags am gesamten Holzeinschlag im Jahr 2019 mehr als dreimal so hoch wie im Jahr 2010 mit 19,7 %. Im Jahr 2019 wurden 46 Millionen Kubikmeter Schadholz geschlagen. Der Holzeinschlag insgesamt betrug im vergangenen Jahr 68 Millionen Kubikmeter, im Jahr 2010 waren es 54 Millionen Kubikmeter.

Etwa 83 % des gesamten Holzeinschlags 2019 entfielen auf Nadelhölzer wie Fichten, Tannen, Douglasien, Kiefern und Lärchen (insgesamt 56 Millionen Kubikmeter). Von den geschlagenen Beständen der Nadelhölzer wurden 43 Millionen Kubikmeter und somit 77 % aufgrund von geschädigten Bäumen gefällt. Häufigste Ursache für die Schäden bei Nadelgehölzen war auch hier der Insektenbefall: Er war für 31 Millionen Kubikmeter (73 %) des Schadholzeinschlags verantwortlich.

Immer mehr Bäume zeigen Anzeichen von Trockenstress

Werden Bäume mit zu wenig Wasser versorgt, fällt der Druck ab, mit dem das Wasser von den Wurzeln in die Kronen transportiert wird. Hängende Blätter sind ein erstes Anzeichen dafür. Kritisch wird es, wenn die Bäume ihre Blätter, Früchte oder sogar Äste abwerfen und ihre Kronen dadurch lichter werden. Der Anteil von Bäumen mit deutlichen Kronenverlichtungen stieg laut der Waldzustandserhebung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft im Jahr 2019 auf 36 % (2018: 29 %). Für einen Großteil der Bäume (42 %) wurde eine schwache Verlichtung der Baumkrone festgestellt. Nur rund ein Fünftel der Bäume (22 %) zeigte demnach im vergangenen Jahr keine Kronenverlichtung.

Schadholz machte im vergangenen Jahr mehr als zwei Drittel des gesamten Holzeinschlags in den Wäldern aus, was ebenfalls außergewöhnlich viel war. Nach Angaben des Bundesamts lag der Anteil 2010 nur bei rund 20 Prozent. Waldschäden entstanden aber nicht nur durch Dürre, sondern unter anderem durch Stürme, Brände, Schneebruch, sowie Krankheits- und Pilzbefall. Etwa 80 Prozent der zu fällenden Bäume entfielen voriges Jahr auf Nadelhölzer wie Fichten, Tannen, Douglasien, Kiefern und Lärchen – insgesamt 56 Millionen Kubikmeter.

Bad Honnefer Stadtwald stark betroffen

Auch der Bad Honnefer Stadtwald ist stark betroffen, nach Einschätzung der Stadt droht ein Verlust von rund zwei Dritteln der Bäume, meist Fichten. 15.000 durch Trockenheit und Borkenkäfer geschädigte Fichten wurden bereits mit Holzvollerntern entsorgt. Der BUND hält das für eine falsche Vorgehensweise, ebenso Waldfachleute wie Pierre Ibisch, der kürzlich im SPIEGEL erklärte, gegen die Käfer helfe die Strategie des leeren Waldes nicht. Wenn man nicht im richtigen Moment wirklich fast alle betroffenen Bäume wegbringen würde, hätte man keine Chance. Deswegen sei auch die Borkenkäferbekämpfung der vergangenen Jahre nicht erfolgreich gewesen.

Auch Förster Peter Wohlleben hält den Einsatz von schwerem Gerät im Wald für unnütz. In einem RTL-Interview erklärt er: „Wenn eine 70 Tonnen schwere Maschine über den Waldboden fährt, verdichtet sie diesen und der Wald kann kein Wasser mehr speichern. Wichtig für die Wälder ist der Winter-Niederschlag“.  „Wenn wir den Bäumen den Tank platt fahren mit schweren Maschinen, dann vertrocknen die Bäume. Wenn wir den Wald dann auch noch auflichten, kommt mehr Sonne rein und er heizt sich auf“.

In einem Beitrag zur Borkenkäferbekämpfung im Bayerischen Wald schreibt Greenpeace München: „Eine effektive Borkenkäferbekämpfung bedeutet zügige Baumentnahme und ist auf größerer Fläche gleichbedeutend mit einem Kahlschlag. Kahlschläge sind für das Ökosystem sehr negativ und auch für den Wasserhaushalt eine extreme Belastung. Eine natürliche Wiederbewaldung findet auf Kahlflächen außerdem langsamer statt, als wenn ein Fichtenbestand abstirbt und die Bäume auf der Fläche belassen würden. In den Jahren 2008 bis 2010 wurde der Borkenkäfer im Nationalpark durch große Kahlschläge aufgehalten, und damit große Schäden wie z.B. Bodenschäden durch schwere Erntemaschinen hinterlassen.“

Im Nationalpark Schwarzwald gibt es ein eigenes Borkenkäfermanagement, das sich an wissenschaftliche Erkenntnissen orientiert. Dementsprechend sucht der Borkenkäfer in der Regel den nächsten Baum im Umkreis von ca. 500 Metern auf. Deshalb findet das intensive Borkenkäfermanagement in einem 500 Meter breiten, rund um den Nationalpark angelegten Pufferstreifen statt. Dieser Pufferstreifen ist wiederum in 100 Meter breite Claims unterteilt. Für jeden dieser Bereiche ist ein Mitarbeiter zuständig.

Sicher ist, dass die Natur, also auch der Wald, wegen der klimabedingten Gefahr mehr als bisher geschützt werden muss. Den besten Schutz sehen manche Fachleute darin, dass man in Kombination mit einer Steuerung den Wald „machen“ lässt. Eine solche Kombination ist auch Teil der Idee von Nationalparks.

Um Bewegung in die Klima- und Walddiskussion in Bad Honnef zu bringen, rief der SPD-Bürgermeisterkandidat Klaus Munk in der letzten Woche wieder das Thema Nationalpark Siebengebirge in Erinnerung. Laut der Landesregierung von Badem-Württemberg bietet ein Nationalpark weitreichende Chancen für den Natur- und Artenschutz.

  • Der großflächige Schutz schafft Platz für einen strukturreichen Urwald von morgen.
  • Den gefährdeten Arten werden großräumige Lebensräume gesichert.
  • Vom Menschen weitgehend ungestörte Entwicklungsprozesse der Natur lassen sich erforschen und an vielen Stellen persönlich erleben.

2009 wurde ein Nationalpark Siebengebirge durch ein Bürgerbegehren in Bad Honnef verhindert. Mehr als um die Natur ging es damals offensichtlich um Bürgerbeteiligung und Bürgerwillen. Der damalige Sprecher des Bürgerbegehrens, Prof. Dr. Karlheinz Merten, schickte einen Leserbrief zu Munks „Quergedanken“ an die Honnefer Wochenzeitung, die ihn veröffentlichte. Unter anderem ist dort zu lesen: „… seine (Munks, d. Red.) Forderung bedeutet ja auch eine grobe Missachtung der Mehrheit der Bad Honnefer in Berg und Tal, die damals beim Bürgerentscheid gegen den Nationalpark und damit auch gegen die SPD gestimmt haben.“

Übrigens: Damals gab es (noch lange) keinen Bürgermeister Otto Neuhoff, Jürgen Rüttgers war NRW-Ministerpräsident und in Deutschland kannte keiner die AfD. Laut wetterkontor.de betrug das durchschnittliche Temperaturmittel im Jahr des Bürgerbegehrens gegen einen Nationalpark Siebengebirge 10,7 Grad, 2019 11,5 Grad.

Herausforderung Wald – Welche Konzepte sind erfolgversprechend? – Neue Diskussion „Nationalpark“?

Bad Honnef – Waldökologe Pierre Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde sieht das „großflächige Ausräumen des Waldes“ kritisch, berichtet der SPIEGEL in seiner neuen Ausgabe. Geschädigte und tote Bäume sollten laut Ibisch so weit wie möglich im Wald verbleiben. Sie spendeten Schatten, böten Lebensraum für verschiedene Gegenspieler von Schädlingen und würden dabei helfen, neuen Boden zu bilden und Wasser auf der Fläche zu halten. Wenn man jetzt alles ausfege, räume und putze, bekäme man nur trockene und sich stark erwärmende Flächen, auf denen am Ende gar nichts mehr wachse.

Auch im Bad Honnefer Stadtwald ergriff die Forstwirtschaft drastische Maßnahmen, um der Borkenkäferplage etwas entgegenzusetzen. 15.000 geschädigte Fichten wurden entsorgt, ersatzweise auf 12 ha ca. 20 000 Eichen, Hainbuchen, Vogelkirschen und Ulmen gepflanzt mit dem Ziel, einen klimastabilen Mischwald zu schaffen. Mit welchem Erfolg, hat die Stadt noch nicht mitgeteilt. Ein Video von Honnef heute (gedreht am Freitag) gibt einen kleinen (optischen) Eindruck.

Unterdessen kritisiert der BUND Rhein-Sieg erneut den massiven Einschlag der Borkenkäferfichten. Er sei ein Irrweg. Der Glaube lokaler Förster, dass mit dem Einschlag hunderter und tausender Hektar Forstfläche noch verbliebene Fichten für etliche weitere Jahre vor einem Befall gerettet werden könnten, sei unbegründet, behauptet BUND-Sprecher Achim Baumgartner. Frühere Erfahrungen aus punktuellen Sturmereignissen der letzten Jahrzehnte ließen sich auf einen tiefgreifenden Klimawandel nicht übertragen. In den allseits geschwächten Fichtenbeständen entwickele sich der Borkenkäfer flächendeckend und losgelöst von den ersten Schwerpunkten einer Käferentwicklung.

Baumgartner: „Weder die klaren Hinweise der Klimaforscher noch die Appelle der Naturschutzverbände oder gar die staatlichen Naturschutzbehörden haben bislang die auf die Borkenkäfer folgende Zerstörungswelle durch den Kahlschlag der Forstwirtschaft aufhalten können.

Selbst in FFH-Gebieten oder gar in FFH-Gebieten mit dort angesiedelten staatlichen Naturschutzprojekten (Life+-Projekt in den Villewäldern oder Naturschutzgroßprojekt chance.7 im Siebengebirge) unterlägen naturschutzfachliche Zielsetzungen der fixen Idee des „rettenden“ Großeinschlags.“ Für den BUND-Sprecher insofern bemerkenswert, weil auch im Forstgesetz des Landes größere Kahlschläge wegen der erheblichen negativen Umweltwirkungen regulär verboten seien und das Dauerwaldkonzept (als Alternative zum Altersklassenforst) und der Wert der Naturverjüngung eigentlich von vielen Förster*innen und vom Land NRW mitgetragen werde.

Für Baumgartner stehen öffentliche wie private Waldbesitzer vor einem Scherbenhaufen. Die toten Fichten als Wetterschutz und Basis einer leichteren Wiederbewaldung seien bereits großflächig abgeräumt. Die wertvollen Böden, deren Qualität über die Lebensaussichten des zukünftigen Waldes entscheiden würden, seien großflächig verdichtet, zerstört oder starken Witterungsschwankungen ausgesetzt. Die Naturverjüngung typischer Arten des Dauerwaldes sei auf den Kahlschlagflächen erschwert. Die den Kahlschlägen benachbarten Laubbäume litten zusätzlich unter dem Klimastress, der von den großflächigen Kahlschlägen mit seinen thermischen Aufwinden ausgehe.

Die Armada der Harvester tauge nicht für den Wald der Zukunft, den Dauerwald mit einer einzelstammweisen Baumnutzung.

Baumgartner fordert zwei für ihn wesentliche Dinge: Einen Stopp des Kahlschlags, der ein Irrweg sei, und einen breiten Dialog, der neue Wege aufzeigen könne. Ein Dialog, ohne einen Stopp des Kahlschlags, so wie er in Bad Honnef aktuell betrieben werde, sei für ihn kein Dialog. Er gleiche einem Hinhalten, bis abschließend vollendete Tatsachen geschaffen worden seien.

Mit einem alten neuen Impuls versucht zurzeit der SPD-Bürgermeisterkandidat Klaus Munk Bewegung in die Auseinandersetzung um den Umgang mit den heimischen Wäldern zu bringen. Er regte erneut eine Diskussion über einen Nationalpark Siebengebirge an. Der wurde 2009 bei einem Bürgerbegehren von über 60 Prozent der Bad Honnefer Wahlberechtigten verhindert. Die Bonner Rundschau zitierte 2016 in einem Beitrag die Geografin Janina Delp, die eine Masterarbeit über die Art der Auseinandersetzung in der Region geschrieben hat: „Die Berichterstattung – und damit die Diskussion in der Öffentlichkeit – habe sich gar nicht so sehr um das eigentliche Thema gedreht, nämlich um den Naturschutz. „Vielmehr ging es in dem medial repräsentierten Nationalparkdiskurs um einen raumgezogenen Machtkampf zwischen Politik und Bürgerschaft einerseits und um die regional vorherrschenden sozioökonomischen Missstände andererseits – mit letztlich schädlicher Wirkung für das kollektive Verständnis vom Begriff ,Nationalpark’ in der Region.“ Und zum Votum: „Das hätte anders laufen können – Man hätte die Idee des Nationalparks von Anfang an besser erklären und weniger mit Tourismus und Wirtschaft argumentieren sollen“.

Dass ein Nationalpark gerade wegen des Borkenkäfers eine Diskussion wert sein könnte, belegt die Tatsache, dass hier Konzepte ein eigenes Borkenkäfermanagement vorsehen, beispielsweise im Nationalpark Schwarzwald. Auf der Website des Nationalparks heißt es unter anderem, der Borkenkäfer gehöre wie alle anderen Tiere zum natürlichen Kreislauf dazu und schaffe Lebensräume für andere Tiere und Pflanzen, indem er den Wald lichter mache. Auch wenn viele abgestorbene Bäume in einem Wald stünden, so sei dieser noch lange nicht tot. Junge Bäume würden nachwachsen, ein natürlicher Kreis nehme seinen Lauf.

Für Baumgartner verrät der neuerliche Hinweis auf die Nationalparkdiskussion für das Siebengebirge übrigens, „dass es andere Wege gibt, als das Siebengebirge (und all‘ die anderen FFH-Gebiete) sinnlos zu zerstören. Wir brauchen einen Diskurs um neue Lösungen in einer Welt des Wandels“. Dabei lässt er offen, ob im Laufe eines solchen Diskurses „ein vielleicht diesmal z. B. von lokalen Trägern selbst verwalteter Nationalpark Siebengebirge oder Siebengebirge / Bergisches Land steht oder ein anders konzipiertes Schutzkonzept“.

Dass bisherige Vorgehensweisen gegen Borkenkäfer und Waldzerstörung nicht der Weisheit letzter Schluss sein müssen, versucht Waldökologe Pierre Ibisch im bereits erwähnten SPIEGEL-Beitrag  zu erklären. Gegen die Käfer helfe die Strategie des leeren Waldes auch nicht: „Wenn man nicht im richtigen Moment wirklich fast alle betroffenen Bäume wegbringt, hat man keine Chance.“ Deswegen habe auch die Borkenkäferbekämpfung der vergangenen Jahre nicht gefruchtet.“

Er plädiere dafür, Waldbesitzer im Zweifel auch fürs Nichtstun zu entschädigen. „Vielleicht würde das einige ermutigen, einfach einmal ein bisschen abzuwarten, anstatt mit schwerem Gerät in die Wälder zu fahren. Dort richtet man nur noch weitere Schäden an.“

Auf Hitze folgen Gewitter – Regen wird dringend benötigt

Region – Die „Hitzewelle“ hat Deutschland erreicht. Es ist hochsommerlich warm und vielerorts dominiert die Sonne. Grund dafür ist Hoch UTZ

Am Wochenende ändert sich jedoch die großräumige Zirkulation und das Sommerwetter findet ein Ende in einer gewitterträchtigen und nach Unwetter „riechenden“ Wetterlage. Ein umfangreiches Tiefdruckgebiet über dem Ostatlantik dehnt sich weiter aus und erreicht am Freitag die Britischen Inseln und am Samstag schließlich auch Deutschland.

Das Tief bringt zunächst warme, aber sehr feuchte Luft zu uns, die auf die trockenere und heiße Luft prallt, die in den letzten Tagen aus Osten eingeflossen ist. Die heiße Luft wird angehoben, angefeuchtet und kondensiert. Es bilden sich mächtige Wolkentürme und aus diesen gehen Gewitter nieder. Hinter der Gewitterzone beruhigt sich das Wetter wieder.

Soweit der Bericht des Deutschen Wetteramtes.

Für den Stadtwald ist die Prognose sicherlich positiv. Von November bis Dezember wurden auf einer Fläche von 12 ha rund. 20 000 Eichen, Hainbuchen, Vogelkirschen und Ulmen gepflanzt. In einem Beitrag auf „Honnef heute“ teilte Forstamtsleiter Stephan Schütte mit, es müsse dringend regnen, damit sich die Ausfälle in Grenzen halten.

 

 

 

Die Borkenkäferkatastrophe setzt sich fort

Bad Honnef – Es hatte etwas von Super-GAU, als im Sommer 2019 die Folgen des Borkenkäferbefalls der Bäume im Stadtwald sichtbar wurden. Auf über 1200 Hektar Gesamtfläche war ein großer Teil des Baumbestandes, überwiegend Fichten, nicht mehr zu retten. Grund für die Katastrophe waren die trockenen Sommer, die dazu beitrugen, dass die Bäume immer anfälliger wurden.

Als Konsequenz mussten Tausende geschädigte Bäume gefällt werden, neue wurden gesetzt. Wie sieht es knapp ein Jahr nach dieser Maßnahme im Bad Honnefer Stadtwald aus? Hat sich die destruktive Lage beruhigt? Wie steht es aktuell um den Wasserhaushalt im Stadtwald? Wie sind die Perspektiven?

Honnef heute fragte bei Forstamtsleiter Stephan Schütte nach.

Honnef heute: Was hat eigentlich der Borkenkäfer im Winter gemacht?

Stephan Schütte: Die Borkenkäfer haben seit letzten Herbst – bei Temperaturen unter 15 Grad wird die Aktivität gestoppt – unter der Baumrinde von bereits befallenen Fichten, in auf dem Waldboden liegenden Rindenstücken sowie im Boden überwintert. Es wurden dazu Untersuchungen an 6 Stellen in NRW von der Schwerpunktaufgabe Waldschutz des Landesbetriebes Wald und Holz durchgeführt. Etwa 80 % der Käfer haben unter der Rinde und 20 % im Boden überwintert. Die nächste Untersuchungsstelle von hier aus war im Königsforst. Die Situation dort ist vergleichbar mit dem Siebengebirge. Dort wurden pro ha ca. 2,5 Mio Borkenkäfer/ha unter der Rinde und ca. 200 000 Borkenkäfer pro ha im Boden gefunden. Schon wenige 100 Käfer reichen aus, um eine noch lebende, durch die Trockenheit der Vorjahre geschwächte Fichte zu befallen.

Jetzt haben wir viel Sonne, Wärme, es ist Frühling – Freut das den Käfer?

Diese überwinternden Borkenkäfer sind jetzt mit Beginn der Wärme wieder ausgeflogen und bohren sich z. Zt. in die Rinde noch lebender, durch die beiden vergangenen Trockensommer bereits geschwächten Fichten ein. Aktuell kann man im Stadtwald wieder überall an noch gesunden Bäumen am Stammfuß das sog. Bohrmehl finden, dass ich Ihnen im vergangen Jahr ja gezeigt habe. Der „Sommer im April“ ist bezüglich der Borkenkäfersituation dramatisch. Ein kühles und feuchtes Frühjahr wäre erforderlich, um die Borkenkäferenwicklung zu bremsen. Jetzt ist genau das Gegenteil der Fall.

Wie finden die Weibchen eigentlich den Weg zum Männchen?

Die Borkenkäfermännchen befallen als sog. Pionierkäfer zunächst die Fichten, bohren sich in die Rinde ein und legen dort die sog. „Rammelkammer“ an. Dann senden sie Duftstoffe aus, sog. Pheromone, und locken damit die Weibchen an. Nach der Paarung frisst das Weibchen in senkrechter Richtung einen Brutgang in der Kambiumzone des Baumes und legt rechts und links ihre Eier ab. Aus den Eiern schlüpfen dann die Larven, die sich dann in waagerechter Richtung durch die Kambiumschicht fressen und dabei die Leitungsbahnen des Baumes zerstören mit der Folge, dass der Baum abstirbt. Nach dem Larvenfraß verpuppen sich die Larven. Nach ca. 6 wöchiger Entwicklungszeit schlüpft dann aus der Puppe ein neuer Borkenkäfer, bohrt sich durch die Rinde nach draußen und befällt den nächsten Baum.

Und wie viele Generationen können unter besten Bedingungen in einem Jahr heranwachsen?

Hier im milden rheinischen Weinbauklima können unter besten Bedingungen 3 bis 4 Generationen pro Jahr heranwachsen. Die Generationen sind durch sog. Geschwisterbruten später im Jahr nicht mehr genau auseinanderzuhalten. (Weitere Infos zum Thema Borkenkäfer in NRW finden Sie unter folgendem Link: https://www.wald-und-holz.nrw.de/forstwirtschaft/borkenkaefer)

Zeigt die Fällung der Bäume im Stadtwald im letzten Jahr schon positive Effekte?

Die Fällung der Bäume im Stadtwald im letzten Sommer – insgesamt ca. 15 000 Fichten – hat den Befallsdruck vermindert. Dann mussten die Fällarbeiten ja vor dem Hintergrund des Prozesses (Klage BUND) unterbrochen werden. Als dann die Arbeiten im Januar fortgesetzt werden sollten, brach durch die Corona-Krise die Holzabsatzmöglichkeit nach China zusammen. Die Arbeiten konnten nicht fortgesetzt werden. Seit Anfang März sprang die Nachfrage aus China wieder langsam an. Der Holztranport per Schiffscontainer dauert 6 Wochen, so dass in den Häfen Chinas das Ende März ab Antwerpen verschiffte Holz Mitte Mai dort eintrifft in dem Moment, wo die chinesische Wirtschaft wieder angesprungen ist. In dem Zeitraum von Ende Februar bis Mitte April wurden weitere ca. 15 000 Fichten im Stadtwald gefällt und zu einem großen Teil bereits abgefahren. Insgesamt ist es gelungen, ca. 2/3 der Schadhölzer einzuschlagen, aber leider nicht 100 %. Die unter der Rinde der nicht eingeschlagenen Fichten überwinternden Käfer sind jetzt ein Grund für die hohe Borkenkäferdichte. Die Situation ist im gesamten Bereich des benachbarten Bergischen Landes und des Westerwaldes ähnlich dramatisch. Überall ist es nur gelungen, im Winterhalbjahr einen Teil der Schadhölzer aufzuarbeiten, da der Schadholzanfall aus dem vergangenen Jahr einfach zu groß war.

Es wurden neue Bäume gepflanzt. Können Sie jetzt schon etwas über deren Entwicklung sagen?

Es wurden im November bis Dezember auf eine Fläche von 12 ha ca. 20 000 Eichen, Hainbuchen, Vogelkirschen und Ulmen gepflanzt mit dem Ziel, einen klimastabilen Mischwald zu pflanzen. Für eine Aussage über den Anwuchserfolg ist es jetzt noch zu früh. Neu gepflanzte junge Bäume, insbesondere Eichen, treiben im ersten Jahr erst immer relativ spät aus. Für Ende Mai plane ich eine stichprobenartige Inventur des Anwuchserfolges. Durch die Pflanzung im November-Dezember – der Boden war den ganzen Winter über bis Ende März seht gut durchfeuchtet – haben die jungen Bäume auf jeden Fall einen besseren Anwuchserfolg als bei einer Pflanzung jetzt im zu trockenen Frühjahr. Es muss aber dringend regnen, damit sich die Ausfälle in Grenzen halten. Die Inventur Ende Mai wird es zeigen.

Konnte sich denn Wasserhaushalt im Stadtwald nach den Regenfällen Anfang des Jahres einigermaßen stabilisieren?

Durch die Winterniederschläge – wir hatten im Winterhalbjahr ca. 30 % mehr Niederschlag als im langjährigen Mittel – hat sich der Wasserhaushalt in den Böden im Siebengebirge in den oberen Bodenschichten bis zu einer Tiefe von ca. 60 bis 80 cm wieder stabilisiert. Die tieferen Bodenschichten sind aber immer noch zu trocken. Jetzt trocknet der Boden von oben wieder aus. Die oberste Bodenschicht von 25 cm ist schon wieder stark ausgetrocknet. Von einer wirklichen Stabilisierung kann man also nicht sprechen.

Wenn wir auch in diesem Jahr wieder einen sehr trockenen Sommer bekommen: Mit welchen Konsequenzen müssen wir im Stadtwald rechnen?

Schon jetzt nach den viel zu warmen Tagen im April zeichnet sich ab, dass sich die Borkenkäferkatastrophe im Stadtwald und in allen Fichtenwäldern in der Region in diesem Jahr fortsetzen wird. Es wird versucht, so viel Holz wie auf den Märkten abzusetzen ist, einzuschlagen. Dabei wird man sich nun auf die frisch befallenen Bäume konzentrieren. Bei den Schadbäumen aus dem letzten Jahr hat sich die Holzqualität in den letzten Wochen wegen der großen Trockenheit durch tiefe Trockenrisse im Holz so sehr verschlechtert, das dieses Holz kaum noch als Sägeholz zu verwenden ist. Wenn man daraus Bretter und Balken sägt, dann fallen diese an den Rissen auseinander. Dieses Holz wird weder von der einheimischen Sägeindustrie noch von den Holzhändlern in China übernommen. Daher werden zunächst viele abgestorbene Fichten in den Wäldern stehen bleiben. Entlang der Hauptwanderwege werden diese dann aus Sicherheitsgründen sukzessive gefällt. Dies wird sich bis in das Jahr 2021 hinziehen. Das Holz dieser „schlechten Fichten“ wird zu Holzhackschnitzeln verarbeitet und in Biomassenkraftwerken zur Energieerzeugung genutzt.

Videobeitrag vom 23.8.2019

 

Revierförster-Appell nach Sturm Friederike: „Bitte sind Sie vorsichtig!“

Auch nach dem Sturm lauer Gefahren im Wald | Foto: Freiwillige Feuerwehr Bad Honnef

Bad Honnef | Auch nach dem Sturm ist die Gefahr nicht vorbei. „Waldspaziergänge sind immer noch gefährlich“, erklärt Stadtrevierförster Josef Klöckner. „Ich appelliere an die Bürgerinnen und Bürger, sich auch in den kommenden Tagen nicht im Wald aufzuhalten. Die Sicherheit kann nicht gewährleistet werden. Nach und nach werden die Waldwege kontrolliert und gesichert werden. Aktuell aber besteht Gefahr. Warnhinweise und Absperrungen müssen beachtet werden. Bitte sind Sie vorsichtig.“

Nach dem Sturm Friederike sind die Hauptstraßen bereits wieder befahrbar. Auch die Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Bad Honnef hatte mitgeholfen, umgestürzte Bäume und Hindernisse zu entfernen. Das Schmelztal (L144) zwischen Bad Honnef und Aegidienberg war auf Veranlassung von Stadtrevierförster Josef Klöckner während des Sturmes einige Stunden gesperrt gewesen wie auch viele andere Straßen in Bad Honnef und Umgebung. Die Waldwege konnten bisher in der kurzen Zeit noch nicht geräumt werden. Es wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, sie zu sichern.