Bonn/Königswinter – Die katholische Kirche hat sich in ihrer Enzyklika Laudato Sì dem Klima-, Landschafts- und Artenschutz verschrieben. Vom Erzbistum Köln erwartet der Verein Lebenswerte Region Bonn-Siebengebirge konsequentes Handeln, besonders dann, wenn es konkret wird. Der Verein unterstützt daher den Offenen Brief der Bürgerinitiative Stieldorf an Kardinal Woelki vom 21. August 2019.
Es geht darin um die Ländereien für umfangreiche Baugebiete in Vinxel, Stieldorf und Oelinghoven. Diese Agrarflächen liegen im nördlichen Naturpark Siebengebirge und gehören zum großen Teil dem Erzbistum Köln. Trotz der konventionellen Bewirtschaftung sind sie, amtlich bestätigt, schützenswert. Sie beherbergen viele heimische Arten des Offenlandes und sind als Kaltluftentstehungsgebiete für den Klimaschutz unverzichtbar. Vor allem für das rechtsrheinische Bonn ist der nördliche Naturpark das wichtigste im Alltag erreichbare Naherholungsgebiet.
„Die jetzt noch verbliebene Kulturlandschaft darf nicht noch weiter verbraucht werden, sie muss kommenden Generationen Ackerland, Klimaschutz und Naherholung bieten,“ fordert Jürgen Maier vom Verein Lebenswerte Region Bonn-Siebengebirge. „Das Recht wäre zwar auf der Seite der Kirche, aber die Moral nicht, wenn sie mit solchen Landverkäufen als Profiteurin der Zinspolitik dastünde und der Zerstörung der Schöpfung die Tür öffnen würde.“
Die Stadt Königswinter möchte um 15 Prozent wachsen, ein bei den Bürgerbeteiligungen mit großer Mehrheit abgelehntes Ziel. Inzwischen lassen ohnehin Konjunktur und Zuzug nach. Laut Empirica AG ist der Mietwohnungsbedarf absehbar gedeckt, sobald der schon genehmigte Wohnraum gebaut ist. Engpass ist die Kapazität der Bauwirtschaft. Dennoch fragen vor allem Geldanleger viel neues Bauland nach, wegen der langfristigen Niedrigzinspolitik. Für den weiterhin bestehenden Bedarf an Förderwohnungen und kleinen bezahlbaren Wohnungen ist der Naturpark Siebengebirge wegen der hohen Preise kaum geeignet. Landverkäufe der Kirche sind auch deswegen nicht sinnvoll, weil eine gründliche Revision des Königswinterer Stadtentwicklungsplans ISEK erforderlich ist, so der Verein.
Auch das geplante Gewerbegebiet samt Einkaufszentrum stößt Befragungen der Bürgerinitiative Stieldorf zufolge auf vielfache Ablehnung. Neben dem in Stieldorf vorhandenen Edekamarkt sind mehrere Discounter in den Nachbarorten leicht erreichbar, und die örtlichen Handwerker und Dienstleister wie Metzger, Bäcker und Frisöre würden durch die Planungen gefährdet. Der dörfliche naturnahe Charakter von Stieldorf ginge verloren.
Mit den Planungen ist die umstrittene Südtangente verbunden. Gewerbe- und Baugebiete würden den schon jetzt zu starken Autoverkehr direkt neben Kirche, Grundschule und Spielplatz um 50 Prozent steigern. Gäbe es auch die Südtangente, würde der Autoverkehr wegen ihrer Zubringer über Stieldorfer Straßen rund um die Uhr noch erheblich weiter anwachsen, so ein aktuelles Gutachten der Stadt Königswinter.
Der Verein Lebenswerte Region Bonn-Siebengebirge erinnert an das ökologische Vorbild, zu dem sich die Kirche verpflichtet hat. Er fordert den Kölner Erzbischof auf, die Ländereien des Erzbistums im Naturpark Siebengebirge nicht zu vermarkten. Anstatt die Niedrigzinspolitik für eigene Profite auszunutzen, muss die katholische Kirche angesichts des Klimawandels mit der Bewahrung der Schöpfung ernst machen.
Lebenswerte Region Bonn-Siebengebirge e.V.