Fünf vor zwölf – Der Fels ruft …

 

Bad Honnef | Während auf dem Drachenfels-Plateau die letzten Pflastersteine für den Massentourismus eingeschlagen werden, zeichnet sich unterhalb des Felsens ein mittelschweres Drama ab.

Nach dem Felsabbruch Anfang 2011 sind große Teile der Weinbergwege für Naturliebhaber gesperrt worden, örtliche Winzer können nur noch unter erschwerten Umständen ihrer Arbeit nachgehen.

Das wird so bleiben, wenn sich nicht bald die Verantwortlichen an einen Tisch setzen und handeln.

Dazu will der Bürger- und Ortsverein Rhöndorf Kommunal- und Landespolitiker nun drängen. Vorsitzender Jörg Erich Haselier ist es leid zuzusehen, wie die Nutzung einer der schönsten Landschaften Deutschlands der Öffentlichkeit vorenthalten wird. „Die Weinbergwege sind einzigartig,  Teil des Natursteigs, sie müssen begehbar sein“.

Sicherheitsmaßnahmen um eine Million EUR

Zusammen mit der Landtagsabgeordneten Andrea Milz erklärte er heute im Weinhaus Broel seinen Plan: In der nächsten Ratssitzung will er verbindliche Regelungen für die Lösung des Problems beschließen lassen. Gleichzeitig sollen über den Landtag die landespolitisch Verantwortlichen aufgefordert werden, sich mit den lokalen aus Bad Honnef an einen Tisch zu setzen.

Als erschwerend erkennt er zweifelsohne an, dass es weitere Organisationen gibt, die am Drachenfels etwas zu sagen haben, zum Beispiel der Verschönerungsverein. Die genauen Eigentums- und Verantwortungsverhältnisse waren auch den Politikern nicht bekannt.

Sicher ist, dass Bad Honnef für die Verkehrssicherheit zuständig ist. Da die nicht gegeben ist, sperrte die Kommune die Wege. Das Umweltministerium hat  ein geologisches Gutachten in Auftrag gegeben. Das liegt angeblich vor und beinhaltet Maßnahmen, die um eine Million EUR liegen. „Wer soll das bezahlen?“ fragt Haselier. Es müsse eine Kombinationslösung her. Die solle nun langsam beschlossen werden. Schließlich ginge es auch um wirtschaftliche Verluste.

Fördermittel unerwünscht

Die beklagen in erster Linie die ortsansässigen Weinbauern. Zwar bewirtschaften sie weiterhin ihre Grundstücke, jedoch unter erschwerten Bedingungen. So müssen sie jedesmal den Schlüssel für das Absperrgitter holen, das Gitter öffnen, wieder schließen, den Schlüssel zurückbringen. Und da das Weinberggeschäft keinesfalls saisonabhängig ist, ist dieser Aufwand jeden Tag zu betreiben. „Das summiert sich“, sagt Haselier.

Ohnehin müssten die Winzer viel Zeit mit Verwaltungsaufgaben verbringen, sagt Andrea Milz. Sie habe deshalb dem Ministerium vorgeschlagen, Fördermittel bei der EU zu beantragen, damit sie durch geschäftsbeeinflussende Naturereignisse nicht noch mehr belastet werden. Das sei zum Beispiel in anderen Regionen wie Rheinland-Pfalz üblich. Bis zu 7000 EUR könnten die Winzer erhalten, nicht sehr viel, aber immerhin etwas. Das Umweltministerium habe ihren Vorschlag allerdings abgelehnt. Der Aufwand zur Vorbereitung eines Antrags und die Verwaltungskosten stünden nicht im Verhältnis zum Nutzen, habe man ihr gesagt. Dabei gäbe es die Möglichkeit, sich per Huckepackverfahren an den Programmen anderer Bundesländer zu beteiligen. Andrea Milz ratlos: „Auch das wollte man nicht.“

Irgendwie würde bei der ganzen Thematik die eine Partei der anderen die Verantwortung  zuschieben – ein Trauerspiel, so Haselier. Dabei fielen ihm sofort diskutable Lösungen ein. So könne man sich doch fragen, ob nicht Hinweisschilder auf Steinschlag ausreichen würden. Die gibt es doch überall in Bergregionen. In der Natur gäbe es halt immer auch ein Restrisiko. Oder die Sicherheit der Weinbergwege würde nicht als freiwillige Leistung deklariert, sondern als Regelleistung im Rahmen des Haushaltssicherungskonzeptes. Dann hätte man Spielräume, könne kreativ nach Lösungen suchen.

Letzte Hoffnung Petition

Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sich nun endlich Kommune, Land und andere Zuständige zusammensetzen. „Wir wollen jetzt Taten sehen“, sagt Haselier. Und wenn die nicht erfolgen? „Dann greifen wir zum Instrument der Petition“. Die sei zwar auch kein Garant für die Finanzierung der erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen, „sorgt aber dafür, dass sich die zuständigen Stellen treffen, zum Beispiel zu einem Ortstermin. Dann sehen wir weiter“.

Mit Blick auf die Uhr im Weinhaus Broel stellte der Bürgervereinsvorsitzende die Frage: „Haben wir alles besprochen?“ Die Zeiger standen auf fünf vor zwölf. Haselier: „Oh Gott, ich hoffe, wir haben ein bisschen länger Zeit.“

 

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