Bonn – Wer morgen einen Stadtbummel in Bonn plant, sollte sich das zweimal überlegen. Von 11 bis 13 Uhr werden mehrere tausend Landwirte zu einer Versammlung in der Bonner Innenstadt erwartet. Der Protest erfolgt unter dem Titel „Agrarpaket / Land schafft Verbindung, wir rufen zu Tisch“.
Dem bundesweiten Aufruf folgen nach Veranstalterangeben rund 10.000 Teilnehmer, rund 1.000 Traktoren werden dazu nach Bonn aufbrechen. Aus Niedersachen starten am Montagabend Konvois mit mehreren hundert Traktoren, die ihrerseits bereits die Anreise als Protestzug nutzen und diese versammlungsrechtlich angemeldet haben.
Die Polizei Münster als zuständige Versammlungs- und Einsatzbehörde für NRW betreut die beiden Traktorkonvois auf ihrem Weg nach Bonn. Die westliche Strecke führt über Rheine, Ahaus, Borken, Wesel, Kamp-Lintfort, Krefeld, Mönchengladbach, Grevenbroich, Frechen, Köln und Erftstadt in die Bonner Innenstadt.
Die östliche Strecke führt aus Richtung Osnabrück kommend über Ostbevern, Telgte, Ahlen, Hamm, Unna, Hagen, Märkischer Kreis, Oberbergischer Kreis, Rheinisch-Bergischer-Kreis und Rhein-Sieg-Kreis nach Bonn.
Beide Konvois starten am Montagabend (21.10.) gegen 21:30 Uhr im westlichen und südlichen Niedersachen und werden nach derzeitiger Planung des Veranstalters am Dienstagmorgen (22.10.) gegen 9:00 Uhr Bonn erreichen. Die Landesgrenze NRW wird vermutlich gegen 23:00 Uhr erreicht.
Auf der gesamten Strecke ist mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen, insbesondere mit einsetzendem Berufsverkehr im Rheinland und im Bergischen Land. „Die Konvois der landwirtschaftlichen Maschinen werden in NRW von der Polizei begleitet“, erläuterte der zuständige Einsatzleiter, Polizeidirektor Uwe Marquardt, heute (21.10.) in Münster. „Eine derart zahlreiche Nutzung der Straße von langsam fahrenden Fahrzeugen birgt Gefahren, besondere Aufmerksamkeit ist dabei nicht nur von den Fahrzeugführern im Konvoi erforderlich. Alle Verkehrsteilnehmer sind aufgerufen, sich aufmerksam und rücksichtsvoll gegenüber dem Fahrzeugkonvoi zu verhalten.“
Die Polizei Münster hat ebenso wie die Polizei in Niedersachsen die zunächst gewünschte Nutzung der Bundesautobahnen aus Gründen der Verkehrssicherheit untersagt. „Gerade auf Bundesautobahnen liegen die gefahrenen Geschwindigkeiten deutlich über der von Traktoren, das Risiko eines Verkehrsunfalls steigt rasant an“, begründete Marquardt die notwendige Beschränkung.
Es ist nicht auszuschließen, dass einzelne Versammlungsteilnehmer dennoch die Bundesautobahnen benutzen. Neben der deutlichen Gefahr für sich selber und andere Verkehrsteilnehmer riskieren die Fahrer ein Straf- oder Bußgeldverfahren.
Die Polizei Münster informiert über die Standorte der Konvois und mögliche Verkehrsbehinderungen aktuell über Twitter @polizei_nrw_ms. Die Bonner Polizei wird ab 6 Uhr via Twitter @polizei_nrw_bn über die Verkehrssituation in Bonn und der Region berichten.
Darum geht es:
Die deutschen Landwirte sehen sich zunehmend mit Auflagen und Forderungen konfrontiert, die ihnen das Leben schwer machen.
- Die Verschärfung der Düngeverordnung führt zu Unterdüngung. In den sogenannten roten Gebieten schadet das dem Boden und dem Wasser mehr, als es nützt.
- Buhmann der Politik und vieler NGOs: Die permanente negative Stimmungsmache, das „Bauernbashing“, führt zu Ärger und Frustration im Berufsstand.
- Diskriminierung, Benachteiligung und Mobbing von Angehörigen gehören zur Tagesordnung. Das gefährdet die Zukunft der Betriebe und des ländlichen Raums. Unter solchen gesellschaftlichen Umständen und ständig an den Pranger gestellt, oft weder fach- noch sachgerecht, verliert der Beruf des Landwirtsseine Attraktivität.
- Das Mercosur-Handelsabkommen gefährdet durch Billigpreise importierter Waren die Versorgung mit sicheren, qualitativ hochwertigen und geprüften Lebensmitteln aus der Region.
„Wir rufen zu Tisch – miteinander reden, statt übereinander“, so Henriette Struß von „Land schafft Verbindung“ in Hannover. „Wir fordern Verhandlungsgespräche zwischen Landwirten, den beiden Bundesministerinnen für Landwirtschaft sowie Umwelt, Julia Klöckner und Svenja Schulze, sowie den führenden und verantwortlichen NGOs.“