Die Sache ist klar. Die Politik definierte Religionsfreiheit als ein Kriterium für die Trägerschaft der Gesamtschule. Das wird vom Erzbistum nicht erfüllt. Alle Schülerinnen und Schüler müssten am christlichen Religionsunterricht teilnehmen: Moslems, Juden, Hindus …
Es gibt weitere bedeutende Gründe, eine katholische Betreiberschaft abzulehnen. Einen nannte Bürgermeister Otto Neuhoff. Er sagte, dass durch eine katholische Gesamtschule das städtische Bildungsangebot stark konfessionsabhängig würde. Richtig. Dann gäbe es für einen Teil der Schülerinnen und Schüler nur noch Schloss Hagerhof und das Sibi als Alternativen. Die Konkurrenz 100 Meter weiter um die Ecke; das Gymnasium müsste sich ernsthaft Existenzsorgen machen. Was wäre nach einem Gau mit der Bildungs-Pluralität?
Otto Neuhoff erinnerte auch noch einmal an die Klagebereitschaft des Erzbistums gegen eine Gesamtschuldependance, fragte vor diesem Hintergrund nach dem Willen, mit der Stadt zu kooperieren. Auf diese Frage wohl unvorbereitet, antwortete der Vertreter des Erzbistums, eine Kooperation sei vor allem während der zweijährigen Bauphase wichtig. Und wenn die vorbei ist?
Die Kölner Zentrale hat Probleme: Mit ihrer teuren sanierungsbedürftigen Immobilie in Bad Honnef, mit einer Gesamtschule in anderer Trägerschaft. Unter strategischen Gesichtspunkten kommt deshalb der katholischen Kirche der Gesamtschulwille der Stadt gerade recht.
Betreiberinteressen dürfen aber bei einer solchen Entscheidung nicht ausschlaggebend sein – es geht um die Zukunft der Kinder, Eltern und der Stadt. Immer mehr Katholiken treten aus ihrer Kirche aus, nach Bad Honnef werden immer mehr Menschen mit anderen Religionszugehörigkeiten kommen. Da wäre eine glaubensgesteuerte Bildungskonzentration wahrlich kontraindiziert, für manche Eltern und Kinder aus anderen Kulturen sogar ein fragwürdiges Signal, eine Provokation.
Bad Honnef braucht eine Gesamtschule für alle Menschen. Das kann nur eine hundertprozentig konfessionslose sein. Das Angebot, für einen Zug dauerhaft eine Ausnahme zu machen, hat nichts mit Weltlichkeit zu tun, nur mit Taktik. Für manche ist das beschämend. Wie das Protzen mit einem 22 Millionen teuren Superbau.
Noch ist die Hoffnung groß, dass sich die Politiker nicht vom Mammon blenden lassen.