Das ist der Plan: Rommersdorfer soll Fahrradstraße werden
Bad Honnef | „Mit dem Fahrrad auf die Überholspur“! lautet eine Überschrift im adfc-Prospekt „So machen wir Bonn und Rhein-Sieg zur Fahrradregion“. In Bad Honnef überholen allerdings nur Autos, Vorfahrt für Fahrräder gibt es nicht. Noch nicht. Bürgermeister Otto Neuhoff und Wirtschaftsförderin Johanna Högner prophezeien moderne Fahrradzeiten.
Als die Vertreter des adfc (Allgemeiner deutscher Fahrrad-Club e.V.) heute im Rathaus die Ergebnisse des Fahrradklimatests 2016 für Bad Honnef vorstellten, bekamen die anwesenden Einheimischen rote Ohren. Zunächst hatte es das Nizza am Rhein gerade einmal mit 51 Teilnehmern (Mindestzahl 50) geschafft, überhaupt am Klimatest teilnehmen zu dürfen. Immerhin: 2014 meldeten sich nur sechs an. Dann das niederschmetternde Ergebnis. Mit einer Gesamtnote von 4,13 landete Bad Honnef im Rhein-Sieg-Kreis auf dem viertletzten Platz. Nur Bornheim, Wachtberg und Rheinbach wurden noch schlechter benotet. Allerdings: „Der Test ist nicht repräsentativ“, so Dr. Peter Lorscheid, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC für den rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis.

Keine Abstellmöglichkeiten für Fahrräder
Bei dem Klimatest beantworteten im Herbst vergangenen Jahres 51 Bad Honnefer 27 Fragen zur allgemeinen Situation der Fahrradfahrer. Gut weg kam die Stadt bei der „Öffnung von Einbahnstraßen in Gegenrichtung“ sowie beim „zügigen Radfahren“. Befriedigend bewerteten die Teilnehmer die „Erreichbarkeit der City“. Im roten Bereich liegen unter anderem die „Abstellanlagen“, „Falschparkerkontrolle auf Radwegen“ und „Werbung für das Radfahren“.
Dringend benötigt würden Radwege an der Schmelztalstraße Richtung Aegidienberg und auf der Rottbitzer Straße Richtung Autobahn, resümierte Helmut Biesenbach vom adfc die Umfrageergebnisse, während Rolf Thienen in Bad Honnef Deffizite beim Zustand der Straßen und der Stadtwerbung für Radfahrer sieht. Im Gegensatz zu anderen Rheinstädten, die sogar mit QR-Codes auf Ziele wie Hotels, Restaurants oder Jugendherbergen in ihren Städten aufmerksam machten, bliebe der Radfahrer in Bad Honnef uninformiert. Entsprechende herkömmliche oder digitale Infos an den Ortseingängen fehlten.
ISek enthält Konzept für Fahrradwege
Bürgermeister Otto Neuhoff, leidenschaftlicher Radfahrer, bestätigte viele Ergebnisse. Er wisse, dass in Bad Honnef viel getan werden müsse. Die Stadt habe allerdings mit dem bekannten Problem zu kämpfen: Kein Geld in der Kasse. Außerdem handele es sich bei einigen kritischen Straßen um Landesstraßen. Weiter merkte er an, dass Veränderungen in Bad Honnef nicht gerade leicht seien. Stelle man ein Schild vor einem Geschäft auf, gäbs gleich Gemeckere, fehle eine Anschließmöglichkeit für Fahrräder, rege sich niemand auf.
Was nicht stimmt: Hiermit regt sich Honnef heute darüber auf, dass es in der gesamten City keine öffentliche Abstellmöglichkeit für Fahrräder gibt!
Bessere Aufbewahrungsmöglichkeiten habe der Bürgermeister längst im Kopf, sogar ein komplettes Konzept für eine neue Fahrradwegestruktur in Bad Honnef. Dies sei Teil des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISek) und würde demnächst vorgestellt. Wirtschaftsförderin Johanna Högner habe extra an einer Veranstaltung zum Thema Fahrradfahren in den Kommunen teilgenommen. Die Stadt wolle sich nun um einen externen Berater bemühen, der sie bei einer komplexen Erneuerung der Fahrradinfrastruktur beraten soll.
Wohin mit dem Fahrrad?
Rommersdorfer soll Fahrradstraße werden
Dass verkehrstechnisch ein Umdenken im Kopf der Bürgerinnen und Bürger stattfinden müsse, sei selbstverständlich, so Neuhoff. Es sei doch nicht nötig, für ein Brötchen mit dem Auto bis vor’s Geschäft zu fahren. Dann erinnerte er an die Zunahme der Pedelecs, die ebenfalls eine Anpassung der Straßen und Wege erforderlich mache.
Für eine geeignete Maßnahme hält er auch in Verbindung mit den Schulen die Umwandlung der Rommersdorfer Straße in eine Fahrradstraße. Diesen Plan will er alsbald in den zuständigen Ausschuss bringen. Ein Problem sei aber noch die starke Nutzung von in der Straße vorhandenen Parkflächen durch das Cura-Krankenhaus.

„Innerhalb der Stadt wird gar nichts für die Fahrradfahrer getan, obwohl der Bürgermeister selbst mit dem Fahrrad zum Radhaus fährt“, ist eine exemplarische Anmerkung, die der adfc mit in seine Präsentation aufnahm. Das stimmt nicht ganz. Konkret hat die Stadt erst kürzlich die heftigsten Schlaglöcher in der Giradetallee gestopft. „Dort hätte ich mich vor ein paar Tagen fast mit meinem Rad hingelegt“, gestand Daniel Mäurer, Inhaber von Fahrrad Mäurer in der Hauptstraße 22A. Jetzt kann er wieder gefahrlos in den Feierabend radeln.


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