koreafahne
Lichtblick in der Kirchstraße - Seit März gibt es bei Stuch nicht nur Fisch, sondern auch Spezialitäten aus Südkorea. Für manche Geschäfte ein zukunftsweisendes Kooperationsprojekt.

Markthalle statt Wohnungen

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Die Not der Wirtschaft in der Bad Honnefer Innenstadt ist groß. Entscheidungen wie die Einstellungen des Kiezkaufhauses oder auch die von der Bad Honnefer CDU öffentlich diskutierte Leerstandsproblematik tragen dazu bei, dass wieder rathausübergreifend über wirtschaftsfördernde Maßnahmen nachgedacht wird. Nun kommen auch Reaktionen aus dem Ausland. In diesem Fall von einem früheren Bad Honnefer Geschäftsmann, der mittlerweile in Frankreich lebt und folgenden Beitrag an „Honnef heute“ schickte.

Vergleichspunkte zum Nachdenken:

„Unsere kleine Stadt in Frankreich hat rund 5.000 Einwohner plus drumherum noch einmal 5.000, macht 10.000 Einwohner. Eine Großstadt ist ca. 40 Minuten entfernt.

Wir haben:

Ca. 90 Geschäfte, Leerstand gegen Null! Unter anderem: einen Baumarkt, zwei Pflanzencenter/Gärtnereien, drei große Supermärkte in der Peripherie (1.000 m). Einen kleinen Super-Minimarkt im Zentrum, keine 150 m² groß, 3 Bäckereien/Patisserien, Käseladen, zwei Fleisch- und Wurstgeschäfte, Weinhandlung, Feinkost, Cafés und Restaurants, Bekleidungs-, Schuh-, Sportgeschäfte, Geschäfte für Dekoration, Haushalt, Schreibwaren, Betten- und Möbel, Küchen, Elektronik und Telefon, Optiker, Apotheken, Ärzte, Banken, Post und Abholstation. In der Umgebung gibt es Auto-, Motorrad-, Fahrradgeschäfte mit Reparatur und Service. Fachgeschäfte für Rasenmäher, Agrarwirtschaft, Angel- und Bootszubehör.

Auch Wochen- und Samstagsmärkte!!! Musik aus den Lautsprechern!!!!!

Wir haben auch Internet, Amazon und Co. So wie fast überall in Europa. Jedoch für uns kein Problem zum Jammern. Selbst eine Großstadt hat nicht alles im Regal. Ein Kino, ein Hallenschwimmbad und diverse Sportanlagen, sogar eine eigene Gendarmerie und eine kostenlose Müll-Abgabestation.

Das Besondere aber: wir haben keine Parkautomaten die uns sagen; hau ab, Du bist nicht erwünscht. Wir haben nur eine Parkscheibe, mehr nicht. Wir haben rund 250 freie Parkplätze im Zentrum (gut gefüllt), – rund um den Marktplatz, – alles gut fußläufig.

Wir haben auch keine gierigen Vermieter: … von 2 € bis ca. 7 € pro m², bzw. Pauschalpreise für kleinere Ladenlokale. Es ist auch sehr sauber und gepflegt: Eine Ehrensache für jeden Anwohner. Die Stadt ist (saisonal) voller Blumen, mit Girlanden oder mit illuminierter Weihnachtsbeleuchtung geschmückt. Wir haben ein paar Bänke zum Verweilen und saubere, gut beschilderte, kostenlose Toiletten. Wenn Du zu uns kommen willst, brauchst du ein Auto oder den Bus. Wir haben keine Bahnstation. Ich erinnere: Wir sind nur 10.000, nicht 27.000 + Umgebung wie in Bad Honnef!

Nach meiner Auffassung begeht Bad Honnef immer dieselben Fehler und zwar die der Geldgier nach noch mehr Gebühren, Steuern, Sonderabgaben oder Verboten, die der Selbstverwirklichung (Personenbezogen mit und ohne Klüngel) jedoch selten fürs Gemeinwohl. Es funktioniert auch nicht immer wieder, jedem Thema der heutigen Zeit nachzukommen, allem gerecht zu werden.

In Bad Honnef lebt auch zu viel „ICH“ – zu viele Egoisten, „Ich bin zuerst dran“, leider auch bei vielen Einzelhändlern: „ich mach nicht mit“, „das bringt nichts“, „das ist zu teuer“, „zu viel Arbeit“ usw.

Leider zu wenig WIR – kaum Gemeinschaft

Wie kann es sein, dass an einem halben Tag im Monat die Stadt außergewöhnlich gut besucht ist und danach stirbt sie für 29/30 Tage. Wieso sind nicht „Die“, die diesen besonderen Nachmittag/Abend genießen, nicht auch an den nachfolgenden Tagen in der Stadt?

Und zum Abschluss mein Anstoß neu zu denken, aber so neu ist es überhaupt nicht:

Sie laden im Kleinen (also privat) Gäste ein zu einer kleinen Feier, einem schönen Abend, auf ein Hallo, einem fröhlichen Abend: wo treffen Sie sich im Haus oder in der Wohnung, wo kommen fast (zu 80%) alle Gäste zusammen? In der Küche! (Es riecht gut, hat immer was mit Essen und Trinken zu tun, mit wohlfühlen und bleiben wollen, mit guten Gesprächen und vielem mehr. Und was ist die Küche Bad Honnefs? Ein Zentrum der Begegnung mit allem Drum und Dran – Ein Platz der Mitte. Sie sagen nun ja, wird ja umgebaut, modernisiert, verschönert. Ja! Stimmt! Es wird der „neue Tod“ für 38 Millionen gebaut und nichts wird sich groß danach verändern.

Aaah: noch mehr teurer, unbezahlbarer Wohnraum, noch mehr Einzelhandelsgeschäfte (trotz heutigem Leerstand)

Ich habe mir die Pläne angeschaut und verstehe die Welt in Bad Honnef nicht mehr: Springbrunnen? Wasserspiele? Ein überdimensionierter Spielplatz mit zig Bänken, Infostände … – Aber alles ohne Herz.

Einen „Willkommen-wohlfühl-bleib-hier-Bereich“, den gibt es nicht, nur toten Beton, verziert mit neuem Pflaster und mit Bäumen. Wenn es nicht gut läuft, wahrscheinlich noch mehr Leerstand!

Ich hätte IHNEN statt Wohnungen eine Markthalle empfohlen, mit Platz für einen Mehrzwecksaal für Kino, Kleinkunstbühne, eine Bar mit Tanzbereich, einem Restaurant (Junge Leute Italiener) mit Terrasse, Platz für Ausstellungen und Diskussionen (ALICEON), eine Tourismus-Information mit Souvenirbereich, öffentliche Toiletten, ja auch Platz zum Parken für Autos, Fahrräder (Servicepoint) in der Tiefgarage (mit allem Modernen der heutigen Zeit). Der Treppenschlauch mit Grünzeug nützt niemandem wirklich. Die Verbindung vom Am Saynschen Hof zur Fußgängerzone ist jedoch wichtig.

Eine Markthalle (Idee von 2017 honnef-heute) mit integriertem Mini-Supermarkt, Imbiss mit und ohne Lounge, z.B. Sonntags-Jazz mit Spezialitäten zum Frühstück oder danach, Verkostungen, Vorführungen, Lesungen – Dinge wie: schön hier, ich bleibe, ich verweile.

Könnte sich herumsprechen, Touristen könnten mit der Bahn, Stadtbahn, Schiff und Co. in die schöne Stadt Bad Honnef kommen. Macht alles Arbeit! JA und es gibt viele gute Köpfe, Macher in der Stadt, ALICEON, Centrum-BH e.V. mit J.Kutter, R.Hombücher, Rdf.-Parkfreunde (Dîner en blanc), Blumeninitiative, Lebendige Stadtmitte e.V., ja auch im Rathaus, ehem. Weggefährten aus dem Einzelhandel und auch das ehem. Projekt Kiez-Kaufhaus u.v.m.

Jede gute, touristische Stadt hat heute einen zentralen Fotopoint (bunt, schrill, faszinierend): Selfie & Co.
Was ich als Nächstes tun würde?

Ich würde eine: „Du-kommst-nicht-daran-vorbei“- Kampagne ausrufen! Was wünscht sich der Bürger in Bad Honnef und seien es auch Spinnereien, Luftschlösser – EGAL.

Wichtig, was er nicht will! Pro und Kontra! Dafür oder dagegen, es werden Lösungen gesucht und wenn es sein muss, mit Kompromissen bestückt, umgesetzt.

Zukunft entsteht in Köpfen, redet, diskutiert respektvoll und verantwortlich miteinander und packt es nicht in Schubladen. Machen!“

5 Comments

  1. Alle Beteiligten sollten einmal den folgenden Text zur Laffer-Curve lesen: https://www.fuw.ch/article/die-laffer-kurve
    Die Aussagen und die daraus ableitbaren Handlungsempfehlungen gelten grundsätzlich auch für Umsätze und Mieteinnahmen. Wenn das Ronald Reagan verstanden hat, sollte es sogar für die Honnefer Stadtoberen nicht zu hoch sein.

  2. Danke!Das Beste, was ich seit langer Zeit gelesen habe.
    Ich wohne seit knapp 40 Jahren hier, gerne, aber mit viel Unverständnis und auch manchesmal Wut im Bauch. Bad Honnef geht sprichwörtlich vor die Hunde. Erstaunlich, dass die im Brief genannten Macher noch nicht aufgegeben haben.
    Eine Anmerkung noch zu den Senioren( den normalen, nicht den privilegierter): nicht vorhandene Toiletten sind noch das kleinste Problem. Kein örtlicher Supermarkt liefert nach Hause, es gibt fast nur defekte Gehwege, die mit Rollator oder Rollstuhl oder mit dem Gehstock nur unter Sturzgefahr zu begehen sind. Busse ohne Absenkung, ein unzureichendes ÖPNVnetz, kaum Ruhebänkevin der Innenstadt….Alte und in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen sind in Bad Honnef arm dran.

  3. Honnef wird grün, aber arm und immer unzugänglicher. Immer uninteressanter für seine Einwohner. Bürgersteige, die keine sind. Für Menschen mit Gehbehinderung fast unbenutzbar. Die Mietpreise für Geschäfte in der Innenstadt sind unverschämt. Der Beitrag aus dem Ausland bringt die Vorgänge auf den Nenner. Wie schaffen es kleine Städte in Frankreich, gut zugänglich und weltoffen zu bleiben? Wie ist es zu erklären, dass in einer Stadt in Ostfrankreich mit 5000 Einwohnern über eine hervorragende Mediathek verfügt mit 2 Vollzeitmitarbeiterinnen? Diese Mediathek zieht im Schnitt 400 Personen pro Tag an. Hier gibt es mehrere Lebensmittelgeschäfte, einen Supermarkt, jeden Montag Markt auf dem zentralen Platz, Fachgeschäfte für elektrische und elektronische Artikel, gute Restaurants… Alles, was eine gute Stadt braucht. Fast kein Billiggeschäft…. Viele Treffpunkte für die Bürger. Sehr gutes Gartengeschäft…. Etwas Industrie in der Nähe…. Kleiner Supermarkt in der Innenstadt… Und all das unmöglich in Honnef?

  4. Ja, in Bad Honnef, in der Stadt ist nur 1 Lebensmittelgeschäft, kein Restaurant mit Bar, wo man nur Getränke bekommt mit kleinen Happen. keine Tanzbar. kein gutes Restaurant, kein Kino, kein Hallenbad, zu wenig Kindergärten, die auch noch Geld kosten, obwohl wir Kinder bekommen sollen. in Rheinland-Pfalz, direkt neben uns sind Kindergärten frei. Die Strassen sind marode, haben Löcher.Der Bahnhof hat nur eine Treppe zu den Gleisen, für Rollstuhlfahrer ist nichts vorhanden, brauchen ja nicht mit dem Zug zu fahren, eine Katastrophe. Es liegt viel im Argen. Es könnte mehr in Bad Honnef Süd gebaut werden und nicht dort, wo schon alles überbelegt ist. Die Parkplätze sind zu teuer. wenn man als Frau zum Friseur geht, bei 3 Stunden mit aklem, kann man schon nicht mehr ins Cafe oder Eisdiele oder in die Bekleidungsgeschäfte, da hat man schon Parkgebühren von 8,00 Euro oder mehr. Es ist unvwrständlich, dass Parken Geld kostet. Bad Honnef war mal eine schöne Stadt mit tollen Hotels wo man tanzen konnte, ist leider schon 55 Jahre her. war in Selhof in der Schule. Zwischendurch paar mal umgezogen, dann wieder ein paar Jahre in Bad Honnef. Jetzt wohne ich wieder 25 Jahre hier, weil ich hier gebaut habe und meine Familie hier wohnte. Wir brauchten einen Baumarkt hier, damit wir nicht nach Unkel oder Dollendorf fahren müssen für jede Kleinigkeit. ja, es gibt hier viel zu tun. Gebt Euch einen Ruck im Rathaus, auch die Politiker aller Parteien sind gefragt.

  5. Ich kann nur der Frau Kubusch zustimmen! Was ist aus Honnef geworden?
    Wohne schon seit meiner Geburt über 80 Jahre in dieser Stadt. Damals gab es hier noch viele Firmen und Geschäfte z.B.in den 1960er Jahren, die zum Jahreswechsel (1-3-Januar) die Kundschaft in der HVZ per Anzeige grüßten. Da kann man sich nur wundern- über die Vielfalt der Geschäfte und Firmen in allen Ortsteilen von Honnef. Heute muss man außerhalb in die Baumärkte fahren, um eine Schraube oder Nagel zu kaufen. In Selhof, in der Beueler Straße gab es damals(1960erjahre) über 20 kleinere Gewerbebetriebe, angefangen vom Metzger, Frisör, Bäcker, Schuster, Schreiner, Gärtnerei und Lebensmittel. Ein lebenswertes Bad Honnef war mal ganz anders!
    M.M.

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