Bad Honnef | Politik und Wirtschaft – die einen können nicht ohne die anderen. Trotzdem tun sie oft so, als könnten sie doch. In Bad Honnef ist die Trennung vor den Kulissen so weitläufig, wie das Siebengebirge schlechthin. Was sich dahinter abspielt, ist Spekulation. Der Ortsverband Bündnis90/Die Grünen und Autohaus Klinkenberg wollen Zusammenarbeit und Transparenz. Sie gehen neue Wege. Am Freitag trafen sich Partei und Unternehmensleitung zu einem Austausch.
„Die Initiative ging von Klinkenberg aus“. Das zu betonen war Burkhardt Hoffmeister, grünes Urgestein und Mitglied des Vorstandes, wichtig. Und Michael Klinkenberg zeigte sich angenehm überrascht, dass sich eine politische Partei für sein Unternehmen interessiert: „Das ist das erste Mal“.
Grüne und Klinkenberg passen gut zusammen. Beide sind als Umweltförderer gestartet. Das Unternehmen, das 1929 von der Familie Gelsdorf gegründet wurde, verkaufte zunächst Fahrräder. Als Vorreiter bei der Elektroauto-Entwicklung spielt VW in Deutschland eine bedeutende Rolle – und Volkswagen ist die Marke, die dem Bad Honnefer Autohaus den Stempel aufdrückt.
Mittlerweile werden am Honnefer Kreuz die meisten Fabrikate der VW-Familie gehandelt. Was Instandhaltung und den Gebrauchtwagenhandel angeht, sind sie bei Klinkenberg sowieso „multikulturell“ aufgestellt. Wer die Branche kennt, weiß, dass diese Geschäftszweige für Autohändler heutzutage existenzsichernd sind. Die geringsten Gewinne werden mit dem Neuwagenverkauf erzielt.
60 Prozent des Automarktes im Umkreis von 25 Kilometern beherrscht die alteingesessene Bad Honnefer Fahrzeug-Familie. Während sich das Geschäft mit PKW zurzeit kaum weiterentwickelt, boomen Verkauf und Service bei den Nutzfahrzeugen. Neben dem wirtschaftlichen Geschick der Geschäftsführer Michael Klinkenberg, Thomas Klinkenberg und Mario Lehnert trug dazu auch die Entwicklung des Honnefer Kreuzes bei: „Die Lage direkt an der B42 ist natürlich für uns ein Glücksfall“, sagt Michael Klinkenberg über den geografischen Standort.
Trotzdem müssen Leitung und Mitarbeiter hart arbeiten, um diesen Vorteil weiterhin nutzen zu können. „Unsere Expansionsmöglichkeiten sind erschöpft. Eigentlich benötigen wir mehr Grundstücksfläche“. Andererseits ist es nicht im Sinne des Unternehmens, aus Bad Honnef wegzuziehen, versichert Klinkenberg: „Wir gehören hierher.“
Umso dringender ist eine effektive Wirtschaftsförderung in Bad Honnef. „Solche Unternehmen müssen zum Wohle der Stadt und ihrer Bürger gefördert und begleitet werden“, mahnt Klaus Wegner, Mitglied im Wirtschaftsausschuss.
Ein erster Schritt könnte die Lösung des Problems mit dem Flugrost sein, das der nahe gelegene Bundesbahnverkehr verursacht. Die Teilchen brennen sich in den Lack der Autos ein. Davor müssen sie aufwändig geschützt werden.
Solche vermeidbaren Kosten machen einen Unternehmer nicht glücklich – autofahrende Wähler auch nicht.
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25.11.2012