Bad Honnef – Einen Mahngang durch die Bad Honnefer Innenstadt organisieren die Bad Honnefer GRÜNEN am 9.11. Sie laden alle Bürgerinnen und Bürger ein, mitzugehen. Die Erinnerung an die Novemberpogrome von 1938 ist zum einen Ehrung der Opfer des Nationalsozialismus und gleichermaßen ein klarer Auftrag und ein deutliches „Nie wieder!“
Der Mahngang startet um 17 Uhr am „Sammelhaus““, Rommersdorfer Str. 22. Das Haus gehörte Clara Salms, der Witwe eines Honnefer Möbelfabrikanten, bis sie es 1941 an die Stadt verkaufen musste. Später war es eines von zwei Bad Honnefer Sammelhäusern, in die die Juden der Stadt ziehen mussten und von wo aus sie später deportiert wurden.
Von hier aus geht es über weitere Stationen, die an das jüdische Leben in Bad Honnef erinnern, bis zur ehemaligen Synagoge in der Kirchstraße, wo um 18:00 Uhr die offizielle Gedenkfeier der Stadt stattfindet.
Am 10. November 1938 legten rechte Brandstifter Feuer an die Bad Honnefer Synagoge. Diese wurde komplett zerstört. Die Feuerwehr wollte das Gebäude nicht löschen, die lokale Zeitung HVZ wertete den Anschlag am Folgetag als „antijüdische Kundgebung“, der Leiter der Volksschule Selhof schrieb: „Das deutsche Volk demonstriert in spontanen Kundgebungen gegen das Weltjudentum.“ Der Bürgermeister teilte dem Landrat mit, die Bevölkerung registriere das Geschehen „mit Freuden“.
Die Honnefer Jüdinnen und Juden mussten in zwei „Sammelhäusern“ (Berg- und Rommersdorfer Straße) umziehen, wurden dann verlegt in das „Reichsarbeitslager“ Much, um von dort auf Vernichtungslager im Osten verteilt zu werden. Ihren nicht unerheblichen Immobilienbesitz mussten sie an die Gemeinde zwangsverkaufen zur Weitergabe an profitierende Erwerber. Dennoch erhielt die jüdsche Gemeinde die Aufforderung, den Schutt der Synagoge zügig aufzuräumen. Eine Aussicht auf Überleben bot sich durch Ausreise ins Exil nach Zahlung einer erheblichen „Reichsfluchtsteuer“.
Dieser gut dokumentierte Leidensweg hindert rechtsextreme Kreise in Deutschland nicht, Geschichte zu fälschen und zu verharmlosen. Seit dem Angriff der Hamas auf Israel wächst zudem ein islamistisch geprägter Antisemitismus in Deutschland, der nicht minder gefährlich ist und der es der wachsenden Zahl an Rechtsextremen ermöglicht, sich dahinter zu verstecken. Beides zeigt leider zu deutlich, dass Antisemitismus, Rassismus und Ausländerhass in Deutschland keine Themen der Vergangenheit sind. Vielmehr ist der Schoß noch fruchtbar. Das zeigt sich auf Demonstrationen, es zeigt sich in Talkshows, es zeigt sich in Angriffen auf Wohnungen, Geschäften und sonstigen Einrichtungen jüdischen Lebens in Deutschland.
Vor diesem Hintergrund ist der Mahngang, zu dem die Grünen alle Bad Honneferinnen und Bad Honnefer nun schon zum dritten Mal, also inzwischen traditionell einladen, nicht nur ein Zeichen wider das Vergessen, sondern dient auch als Aufforderung, wachsam zu bleiben und sich aktiv gegen jede Art von Antisemitismus, Rassismus und Ausländerhass einzusetzen.
Dr. Joachim Langbein
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