Bad Honnef | Blattläuse haben es leicht. Wenn ihnen nach Fortpflanzung zumute ist, gebären die Lausmädels ohne Zutun eines Lausbuben bis zu zehn Töchter am Tag. Sie müssen nicht fragen: „Zu mir oder zu dir? Sie fragen: „Zu mir oder zu mir?“ So einfach kann das Leben sein. Doch etwas muss ja dran sein am Sex.
Über 400 Besucher lachten heute Abend im Kursaal Tränen über Deutschlands jecksten Kabarettisten: Jürgen Becker. Der trat für nichts und gar nichts auf und bescherte trotzdem einer Oganisation volle Kassen: ai – amnesty international. Sein Programm: Volksbegehren. Sein Thema: Die Kulturgeschichte der Fortpflanzung.
Macht ob der augenblicklichen Weltlage sicherlich Sinn, darüber nachzudenken. Becker meint es höchstens indirekt politisch. Vielmehr versucht er dem Phänomen auf den Grund zu gehen, warum Frauen schon mal vor dem Sex Kopfschmerzen kriegen und Männer beim Balzen an Linealen zweifeln.
Zwischen den Erklärversuchen, ob Eidechsen beim Sex wirklich Spaß haben können und warum ein rheinlandpfälzisches CDU-Wahlplakat besser wirkt als jedes Verhütungsmittel immer wieder Witze und Kalauer: Oma, ich habe gestern ein Kondom auf der Terrasse gefunden. Was ist denn eine Terrasse?; Wussten Sie eigentlich, dass 70 Prozent der pornografischen Daten im Internet zwischen 9 und 17 Uhr heruntergeladen werden?; Weil Viagra Sehstörungen hervorrufen kann, fragen Männer nicht mehr: Und, wie war ich, sondern wo bin ich?; Köln steht seit Silvester für sexuelle Übergriffe und Inkompetenz. Köln ist also so etwas wie Lothar Matthäus als Stadt.
Ach ja: wissenschaftliche Untersuchungen hätten ergeben, dass auch hässliche Vögel bei den Weibchen begehrt sind – sie müssten nur bunt sein und eine Feder auf dem Kopf tragen. Selbstredend, dass prompt im Hintergrund ein Foto vom Kölner Dreigestirn auftauchte. Überraschend, dass plötzlich eine Besucherin fragte: „Hatte der Becker eigentlich schon immer ’nen Bart?“
Übrigens: Alles steht auch in seinem Buch. Bis auf die Sache mit dem Bart.
Viel zu lachen gibts im Alltagsgeschäft von amnesty sicherlich nicht. Das war heute Abend anders.