Bad Honnef – Heute startet der Verkauf von Feuerwerkskörpern. Die sind mittlerweile arg in Verruf geraten.
In den Achtzigerjahren waren Raketen und Knallfrösche aus Armengründen verpönt. „Brot statt Böller“, hieß es damals. Die Aktion, die Brot für die Welt startete, sollte dazu dienen, den Armen zu helfen, statt Millionen in den Himmel zu schießen.
Besonders erfolgreich war sie nicht. Die Raketen wurden auf Teufel komm raus weiterhin gezündet. 2019 gaben die Deutschen laut „statista“ zum Jahreswechsel 133 Millionen für Pyrotechnik aus (2000: 103 Mio.). „Wenn man für zehn Bäuerinnen und Bauern in Äthiopien Gemüsesamen kaufen will, kostet das knapp 20 Euro“, rechnet „Brot für die Welt“ vor. In dem afrikanischen Land sind 21 Prozent der Bevölkerung von Unterernährung betroffen.
Mittlerweile rückten zwei weitere Probleme in den Focus der Böllerei: Umwelt und Tiere. Nach BUND-Informationen ist an keinem Tag im Jahr die Feinstaubbelastung höher als zu Silvester. Der Qualm enthält meist gesundheitsschädigende Stoffe wie Schwermetalle, die Atemwegserkrankungen und sogar Krebs auslösen können. Auch Wunderkerzen enthalten solche schädlichen Stoffe.
Laut WHO sterben jährlich ungefähr 75.000 Menschen frühzeitig an den Folgen der Feinstaubbelastung.
Zahlreiche Unfälle mit vielen Verletzten und Toten sind fast jedes Jahr zu beklagen. So starben 2018 in Deutschland zum Jahreswechsel zwei Personen beim Umgang mit Feuerwerkskörpern.
Aber auch die Tiere erleben laut der Tierschutzorganisation Peta an Silvester eine „Horrornacht“. Für die Tiere ginge „schlichtweg die Welt unter: Wildtiere, Hunde und Katzen nehmen den ohrenbetäubenden Lärm, die hellen Blitze und die unbekannten Gerüche mitunter als lebensbedrohliche Situation wahr“. Feuerwerke versetzten die Tiere nicht nur in Todesangst und Panik, sondern könnten schnell zur tödlichen Gefahr werden. „Wer ein Herz für Tiere hat, sollte das Jahresende deshalb möglichst ohne Raketen und Knallkörper feiern“, so Peta.
Auch der Tierschutz Siebengebirge appelliert an „alle Menschen, generell Rücksicht auf Tiere zu nehmen. Wer auf die Knallerei zum Jahreswechsel nun gar nicht verzichten möchte, sollte keine Knaller und Raketen im Wald oder in Waldnähe, in Teich- und Ufernähe abschießen bzw. dort hinwerfen, um die dort lebenden Wildtiere nicht noch mehr in Angst und Schrecken zu versetzen“. Menschliche Hilfe benötigten die Haustiere, „die ganz extrem, zum Beispiel mit Nahrungsverweigerung, Durchfall und Panik reagieren. Hier kann schon im Vorfeld ein vom Tierarzt empfohlenes, homöopathisches Medikament verabreicht werden“.
Größter Hersteller im Feuerwerksbereich in Deutschland und Europa ist die Firma WECO. Sie hat ihren Sitz im Rhein-Sieg-Kreis, in Eitorf. Traditionell bilden sich vor Verkaufsbeginn vor den Werkstoren Schlangen. Das war auch diesmal nicht anders. Laut Rhein-Sieg-Anzeiger warteten bereits in der Nacht 1000 Kaufinteressierte bei Minustemperaturen darauf, dass sie ihre Einkäufe tätigen konnten.
In verschiedenen deutschen Kommunen ist das Abbrennen von Feuerwerkskörpern verboten. In einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter 53 Städten und Gemeinden hätten laut „Tageschau“ 25 angegeben, keine Böllerverbote zu verhängen. Etliche Gemeinden erklärten bestimmte Bereiche für Verbotszonen.
Laut einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov sind für über die Hälfte der Deutschen (55 Prozent) Silvesterknaller für einen gelungenen Start in das neue Jahr ein Muss. 56 Prozent finden, dass das Abschießen einer Silvesterrakete einmal im Jahr einfach erlaubt sein sollte.
Während sich Bad Honnef und Königswinter bei der Diskussion um die Pyrotechnik vornehm zurückhalten, riskierte Siegburgs Bürgermeister Franz Huhn beim Thema Feuerwerk den Konflikt nicht. Wenn es nach ihm ginge, sollte bei Veranstaltungen wie Rhein in Flammen, Kölner Lichter oder Pützchens Markt auf Feuerwerke verzichtet werden. Sie seien ein „Vergiften der Luft“ und nicht mehr zeitgemäß.
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