Bad Honnef – Virologe Christian Drosten sieht laut Spiegel in der milder verlaufenden Omikron-Variante des Coronavirus eine Chance, in den endemischen Zustand zu kommen – breite Immunität vorausgesetzt. Und um die zu erreichen, streitet der Bundestag demnächst über die Impfpflicht.
Fakt ist: Bei den Inzidenzzahlen liegt der Rhein-Sieg-Kreis heute bei 502,5 (Bundesdurchschnitt 515,7), in Bad Honnef sind 166 Covid-Infektionen bekannt (Königswinter 257). Die Zahlen dürften weiter steigen, die Krankenhäuser sind alarmiert und befürchten Überlastung. Laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach könnte das viele Tote zur Folge haben – besonders ältere Menschen seien gefährdet.
Mit sogenannten „Spaziergängen“ wollen Bürgerinnen und Bürger gegen das Impfen demonstrieren, auf ihre freiheitlichen Rechte hinweisen und scheinbar vor einer Spaltung der Gesellschaft warnen. Allerdings: Diese bisherigen versteckten Demonstrationen durften eigentlich gar nicht durchgeführt werden, da sie nicht angemeldet waren. Die Behörden hatten somit keine Möglichkeit, Regeln, beispielsweise zur Sicherheit, aufzustellen. Und Regeln sind das Fundament einer Demokratie. So berichten die Nürnberger Nachrichten über immer mehr Protestierende und fragen sich: „Woher kommen die Teilnehmer?“
Viele organisieren sich vermutlich über den Nachrichtendienst Telegram. Das besondere Problem: Laut Wikipedia befindet sich die Basis des Entwicklerteams in Dubai, ein Impressum gibt es nicht und der Dienst wird besonders gerne von Rechtsextremen und Terroristen genutzt.
So spielte er als Kommunikationsmittel auch vor Weihnachten in Bonn eine große Rolle, als an einem Montag die Demo von Rechten dominiert wurde. Das Problem: Querdenken und gegen das Impfen in einem Rechtsstaat zu sein, ist legitim. Allerdings nutzen immer mehr Gruppierungen, die ein Interesse daran haben, den Staat zu zersetzen, auch diese demokratischen Varianten zur Einflussnahme. Und die Bürgerinnen und Bürger, die guten Glaubens für ihre Meinung auf die Straße gehen, distanzieren sich nicht erkennbar von ihnen.
Mittlerweile ist das Phänomen „Spaziergang“ als scheinbarer Protest gegen die Impfpflicht auch im Siebengebirge angekommen. So fanden Spaziergänge in Königswinter und in Bad Honnef statt.
Die Bad Honnefer Grünen haben sich deshalb mit anderen lokalen Gruppierungen und Parteien zusammengetan und unter dem Titel „Bad Honnef – Mer halde zesamme“ eine Gegenaktion gestartet. Die fand erstmalig gestern Abend in der City statt und hatte trotz der kurzen Vorbereitungszeit (zwei Tage) großen Zulauf. Über 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer trafen sich in der Innenstadt und bildeten rund um den Markt und in der Hauptstraße eine Menschenkette. Eine Zahl, die für das bei Demos eher betuliche Bad Honnef erstaunlich ist. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verbanden sich wegen Corona dabei mit Schals. Unter ihnen auch Bürgermeister Otto Neuhoff, Holger Heuser, erster Beigeordneter der Stadt Bad Honnef, und zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aller Parteien im Rat der Stadt Bad Honnef.
„Wir stehen hier als Bad Honneferinnen und Bad Honnefer und setzen ein Zeichen für Demokratie und Solidarität in der Pandemie. Im Gedenken an die Toten in der Pandemie – auch bei uns in Bad Honnef – nehmen wir Abschied und halten Abstand, aber sind solidarisch zum Wohle unserer Gemeinschaft“, so Dr. Derya Gür-Şeker, Ortsverbands-Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen Bad Honnef, die den Aufruf mit initiiert hatte.
Für sie bedeute solidarisch zu sein sich „impfen zu lassen, Abstand zu wahren, Maske zu tragen und Solidarität mit den Menschen zu üben, welche auf den Intensivstationen und in vielen systemrelevanten Berufen unter sehr schwierigen Bedingungen arbeiten“.
Am kommenden Montag (17.1.2022, 18 Uhr) findet eine weitere Aktion „Bad Honnef – Mer halde zesamme“ in der City am Markt statt. Zur Teilnahme mit Masken und Schals rufen auf:
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bad Honnef
CDU Bad Honnef
SPD Bad Honnef
FDP Bad Honnef
Otto Neuhoff, Bürgermeister der Stadt Bad Honnef