Bad Honnef – Ist der Wolf jetzt auch in Bad Honnefer Wäldern unterwegs? Dieses Gerücht zieht zurzeit Kreise unter Jägern und Waldfachleuten. So sollen vor kurzem Wölfe einzeln und im Rudel gesichtet worden sein, unter anderem am Stellweg in Aegidienberg und am Starenkasten im oberen Bereich des Stadtwalds. Gemeldet wurden Beobachtungen auch von einem erfahrenen Jäger.
Marc Redemann, Wolfsberater für Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis, ist von den neuen Meldungen urlaubsbedingt noch nichts bekannt, Dietmar Birkhahn, Wolfsbotschafter aus Lindlar, hat allerdings eine entsprechende Nachricht von einem Jäger vorliegen. Demnach wurden ihm zwei Rüden, eine Wölfin (Fähe) und drei Welpen gemeldet. Bei dieser Konstellation könne es sich nicht um ein Rudel handeln. Ein Wolfsrudel bestehe aus den Eltern und den Welpen. Rüde und Fähe lebten in einer monogamen Partnerschaft und blieben ein Leben lang zusammen, kein fremder Wolf würde ihr Territorium betreten. Es müssten dann auch Einzeltiere unterwegs sein.
Es sei selbst für erfahrene Jäger nicht einfach, Wölfe zu identifizieren, so Birkhahn. Manche Hunderassen seien nur schwer von Wölfen zu unterscheiden. Da tauche ein ähnlich aussehendes Tier in einer bestimmten Entfernung auf und schon handele es sich um einen Wolf. Er würde sich regelmäßig mit Jägern treffen und über die besonderen Merkmale informieren. Gewissheit bringen könnten oft nur DNA-Analysen.
In dem vorliegenden Fall gebe es weder Fotos noch Videos. Solche Beweise seien mindestens notwendig, um davon ausgehen zu können, dass es sich eventuell um Wölfe handeln könnte.
Sicher ist, dass der Wolf von Bad Honnef nicht mehr weit entfernt ist. Nach einer Meldung des Ministeriums für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten des Landes Rheinland-Pfalz vom 19.12.2019 leben in Rheinland-Pfalz mittlerweile mit hoher Wahrscheinlichkeit zwei Fähen. Dies soll eine Kotuntersuchung ergeben haben.
Eine Wölfin soll in der Nähe von Bad Hönningen beheimatet sein, eine weitere am Stegskopf im Westerwald. Von einem der beiden Tiere ging vermutlich bisher ein Nutztierriss aus. Wildtiere, insbesondere Rehe, Schwarz- und Rotwild sind die Hauptnahrung von Wölfen. Wölfe gelten als wichtige Tiere zur Regulierung des großen Wildbestands.
Ein eventuell in Nordrhein-Westfalen lebendes Tier soll laut RlP-Ministerium Ende Oktober zwei Schafe im Kreis Neuwied bei Sankt Katharinen gerissen haben. Die DNA stimme mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einer Wölfin überein, die erstmalig im Oberbergischen Kreis nachgewiesen werden konnte, heißt es. Nach dem „Ausflug“ nach Rheinland-Pfalz konnte sie Anfang November bei Lohmar im Rhein-Sieg-Kreis in NRW individualisiert werden. Zudem liegen seit Ende November zwei Filmaufnahmen von einem Wolf in der Nähe von Waldbreitbach und Dierdorf im Kreis Neuwied vor.
Seit Wölfe in Deutschland (und fast ganz Europa) 1990 unter strengen Schutz gestellt wurden, kehren immer mehr Tiere in die früheren Verbreitungsgebiete mit ihren mittlerweile wieder reichen Wildbeständen zurück, so die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz. Im Jahr 2000 wurden im Nordosten Sachsens nahe der polnischen Grenze auf einem Truppenübungsplatz erstmals in Deutschland wieder Wolfswelpen geboren.
Aktuell gibt es bundesweit 105 Wolfsrudel, 25 Wolfspaare und 13 territoriale Einzelwölfe. Außerdem konnte in 100 der 143 Territorien Reproduktion nachgewiesen werden und mit insgesamt 393 Welpen bestätigt werden (Monitoringjahr 2018/2019).
Sind Wölfe für Menschen gefährlich?
Dazu teilt der Umweltverband WWF (World Wide Fund For Nature) mit:
Wölfe, die in freier Wildbahn aufgewachsen sind und dort leben, sind dem Menschen nach allen Erkenntnissen, die man weltweit gesammelt hat, nicht grundsätzlich gefährlich.
Der Wolf hat in der Regel Angst vor dem Menschen. Obwohl es mittlerweile 17.000 Wölfe in Europa gibt und somit nahezu täglich Begegnungen zwischen Mensch und Wolf vorkommen, bleiben diese für den Menschen fast immer unbemerkt. In Mitteleuropa gibt es keinen einzigen dokumentierten Fall, in dem ein Mensch von einem gesunden, wildlebenden Wolf angegriffen wurde. Auch in stark touristisch genutzten Gebieten wie etwa der Italienischen Toskana, leben hunderte Wölfe vom Menschen weitgehend unbemerkt. Wie jedes Wildtier hat natürlich auch der Wolf das Potential, gefährlich zu sein. Wo es in Europa Angriffe gab, wurden diese jedoch vom Menschen verursacht oder sind der Tollwut (die in Österreich seit 10 Jahren ausgerottet ist), zuzuschreiben.
Was mache ich bei Wolfsbegegnungen?
Kaum jemand wird es bemerken, wenn Wölfe in der Nähe sind. Sogar wenn sich die Tiere direkt neben einem Wanderweg befinden, warten sie geduldig bis die Menschen an ihnen vorbeigegangen sind. Grundsätzlich sollte man bei Wolfsbegegnungen Ruhe bewahren. Denn normalerweise tritt ein Wolf, der entdeckt wird, die Flucht an. Es kann aber sein, dass Menschen das Interesse von Wölfen erregen und Wölfe Menschen aufmerksam beobachten. Erst wenn Wölfe merken, dass sie entdeckt wurden, verziehen sie sich in der Regel schnell und leise.
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