Bad Honnef – Adolf Hitler war Ehrenbürger der Stadt Bad Honnef. Nur wenige Wochen nach seiner Machtergreifung hatte die Stadt Bad Honnef, wie später auch über 4.000 weitere Kommunen, dem Diktator des Deutschen Reichs, der in den Folgejahren für millionenfachen Tod, Völkermord und unsägliches Leid verantwortlich war, diese besondere Ehrenwürde zuteil kommen lassen. Mit dem Suizid endete die Ehrenbürgerschaft – zumindest formal. Nun wird sie dem Völkermörder auch offziell aberkannt.
Was die Wählergemeinschaft der Grünen bereits in der 1980er Jahren – erfolglos – forderte, schaffte nun die 10. Klasse des Siebengebirgsgymnasiums mit ihrem Lehrer Thomas Rott. Sie gingen, unter anderem mit Unterstützung des neuen Bad Honnefer Stadtarchivars, Dr. Jens Kremb, auf Spurensuche. Kremb stellte beispielsweise frühere Ratsunterlagen und ein Dankschreiben des späteren nationalsozialistischen Diktators den Schülerinnen und Schülern für die Recherche zur Verfügung.
„Die Klasse reagierte mit Unverständnis auf die Tatsache, dass das Thema in Bad Honnef offenbar keine Rolle mehr gespielt hat. Wir stellten uns die Frage, ob wir es damit auf sich beruhen lassen wollten. Uns war schnell klar, dass das nicht so war. Wir wollten jetzt umso mehr dafür sorgen, dass das Ehrenbürgerrecht Hitlers – auf welchem Wege auch immer – nachträglich entzogen würde oder sich die Stadt zumindest davon distanziert“, begründeten die Schülerinnen und Schüler im Juni ihr Vorhaben, dass die Stadt Hitlers Ehrenbürgerschaft nachträglich aberkennt. Um einen enstprechenden Einwohnerantrag stellen zu können, benötigten sie 1.363 Unterschriften von Bad Honnefer Bürgerinnen und Bürger. Die bekamen sie nun zusammen. Am 23. September werden sie dem Bürgermeister der Stadt Bad Honnef offiziell im Rathaus übergeben.
Das Schreiben der Klasse 10A an die Bürgerschaft:
Liebe Honnefer*innen,
möchten Sie mit Ihrer Unterschrift ein ernstes Geschichtsprojekt der Klasse 10A des Siebengebirgsgymnasiums unterstützen?
Wir wollen einen Einwohnerantrag an den Stadtrat Bad Honnef stellen, die Ehrenbürgerschaft Adolf Hitlers in Honnef nachträglich zu widerrufen, die ihm am 5. April 1933 verliehen wurde.
Sie ist zwar offiziell – wie auch die Adenauers etc.! – mit dem Tode erloschen (was Bad Honnef nicht daran hindert, sich mit den ‚richtigen‘ Ehrenbürgern noch immer zu rühmen), aber wir Schüler*innen wollen einen offiziellen Akt der Distanzierung durch die Stadt Bad Honnef erreichen. Andere Städte sind diesen Weg bereits gegangen. Gerade in der heutigen Zeit, in der wir Schüler*innen mehrfach Zeichen gegen rechtes Gedankengut gesetzt haben, möchten wir auch an der Aufarbeitung der Vergangenheit unserer Stadt mitwirken.
Für den Antrag in der gewählten Form (Einwohnerantrag) benötigen wir Unterschriften von 5% der Honnefer (= 1363). Voraussetzung für die Unterschrift sind: Wohnsitz in Bad Honnef und das Mindestalter von 14 Jahren.
Lesen Sie doch gerne unsere Begründung für den Antrag und schauen Sie sich auch unsere Rechercheergebnisse rund um die Ehrenbürgerschaft Hitlers an: https://www.sibi-honnef.de/aktuelles/distanzierung-von-der-ehrenbuergerschaft-adolf-hitlers-bad-honnef.
Dort gibt es anhand von Originaldokumenten aus dem Stadtarchiv Interessantes zu erfahren: z. B. dass dem Stadtrat ein Antrag auf Aberkennung der Ehrenbürgerschaft Hitlers 1983 bereits einmal vorlag, der Antrag aber gar nicht erst zur Abstimmung kam.
Wenn Sie mögen, lassen Sie uns doch ggf. unseren Antragstext (s. Homepage) unterschrieben und im Original zukommen.
Bitte leiten Sie auch sehr gerne diesen Aufruf mit unserem Anliegen an Freunde und Bekannte weiter.
Falls der Rücklauf postalisch geschieht, sollte er an das Städt. Siebengebirgsgymnasium, z.Hd. Klasse 10A, Rommersdorfer Str. 78/82, 53604 Bad Honnef gehen.
Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen
Die Klasse 10A und unser Geschichtslehrer Herr Rott
Schon die Ansprach „Liebe Honnefer*innen“ entspricht nicht den Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung, der Regulierungsinstitution der Rechtschreibung des Standardhochdeutschen.
Vielleicht sollten sich Schülerinnen und Schüler der 10. Klasse in einem Gymnasium an das Standardhochdeutsch halten.
Oh, ist das jetzt wirklich wichtiger als das Anliegen ?
So isses.
Können wir uns jetzt wieder um die wichtigen Dingen des Lebens kümmern?
Liebe Klasse 10a,
dieses Anliegen findet meine volle Zusimmung; ich habe es deshalb auch mit meiner Unterschrift unterstützt.
Wie typisch, dass der erste Kommentar sich gar nicht inhaltlich damit befasst, sondern über das Gendern meckert. Ich bin sicher, dass man am Sibi auch die offizielle Schreibweise unterrichtet, da kann „Kommentartor“ (sic!) beruhigt sein.
Ich hoffe, der Stadtrat zieht sich nicht wieder uf eine formale Sichtweise zurück, sondern entscheidet in unserem Sinne.
Wow! Das ist Ihr einziger Kommentar zu diesem tollen Beitrag?
Ich – als ehemalige Schülerin des Sibi (sogar auch in der 10a :)) und Literatur- und Geschichtswissenschaftlerin – bin äußerst stolz auf die aktuellen Geschi-Schüler*innen sowie ihr Engagement gegen Rechts und ihr gelebtes Interesse an der Vergangenheit! Weiter so, 10a!