Bad Honnef – Der Wald ist nicht mehr das, was er einmal war. Borkenkäfer, Hitze, Wassermangel zerstörten bereits riesige Waldflächen. Ein Ende des Niedergangs ist nicht in Sicht. – Auch der Bad Honnefer Stadtwald liegt buchstäblich am Boden. 1200 Hektar sind im Besitz der Stadt, Bäume auf einer Fläche von 850 Hektar sind tot. Den größten Verlust verzeichnen die Fichten. Aber auch die Buchen sind immer öfter bedroht.
Stadtförster Georg Pieper malte Donnerstagabend in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Mobilität, Klimaschutz und Wald im Kursaal dennoch kein allzu düsteres Bild. Er sieht gute Chancen, dass sein Konzept irgendwann erfolgreich sein wird. Es besteht aus drei Bausteinen: Aktive Wiederbewaldung, einen Teil sich selbst überlassen, kleinflächige Sonderlösungen.
Beitrag vom 30.11.2020
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Mit 33000 Baumpflanzen soll die Wiederaufforstung gelingen, ein klimastabiler Mischwald aus Eiche, Hainbuche, Kirsche, Ulme und Douglasie soll entstehen. Einen Anwuchserfolg hat Pieper bereits ausgemacht. Den führt er auch darauf zurück, dass man frühzeitig im Herbst mit der Pflanzung begonnen habe. So konnte die nasse Jahreszeit komplett genutzt werden.
Etwa 80 Hektar des Stadtwaldes sollen unberührt bleiben und für noch einmal 85 Hektar sind Einzellösungen vorgesehen, beispielsweise Schutzstreifen für Feuchtgebiete wie Siefen oder abgestorbene Fichten als Schutz vor Wind und Sonne für andere Bäume oder Flächen.
Der deutsche Wald steht traditionell für Wirtschaftlichkeit, Ökologie und soziale Funktionen. Allein die Zerstörung großer Waldflächen macht es erforderlich, über die Inhalte der Bewirtschaftungsgrundsätze neu nachzudenken. So wird es beispielsweise 100 bis 200 Jahre dauern, bis die neu angepflanzten Bäume ertragreich vermarktet werden können. Das Geschäftsmodell mit den schnellwachsenden Fichten ist ausgelaufen.
Die CDU legte in der Sitzung einen Antrag über die Bewirtschaftung des Stadtwaldes zur Abstimmung vor, der sich an den Grundsätzen der Naturgemäßen Waldwirtschaft orientiert.
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Es geht um ökonomische, ökologische und soziokulturelle Grundsätze.
Ziele und Grundsätze der Arbeitsgemeinschaft naturgemäße Walwirtschaft, der auch – auf Antrag der CDU – die Stadt Bad Honnef beitreten soll, sind:
- Die ganzheitliche Betrachtung des Waldes als dauerhaftes, vielgestaltiges, dynamisches Ökosystem ist die Grundidee naturgemäßer Waldwirtschaft.
- Natürlich ablaufende Prozesse in Waldökosystemen werden zur Optimierung naturgemäßer Waldwirtschaft konsequent erforscht und genutzt.
- Ökonomische Ziele stehen im Vordergrund. Sie lassen sich nachhaltig nur bei Beachtung ökologischer Erfordernisse erreichen.
- Sozial- und Schutzfunktionen des Waldes werden im Rahmen naturgemäßer Waldwirtschaft regional und betrieblich differenziert erfüllt.
- Die Individualität jedes Forstbetriebes bleibt erhalten.
- Die verschiedenen Entwicklungsstadien des Waldes sind auf der gleichen Fläche und nicht nebeneinander angeordnet. Dies ist Voraussetzung für weitgehende Stetigkeit des Waldökosystems.
Die GRÜNEN begrüßten das Engagement der Christdemokraten, fragten allerdings auch, ob hinsichtlich der zu erwartenden zukünftigen Defizite bei der Bewirtschaftung des Honnefer Stadtwaldes nicht ein Umdenken erforderlich sei. Die Zeit für eine „vollständige und dauerhafte Umstellung auf eine ökologische Waldbewirtschaftung des Stadtwaldes mit höheren Kriterien“ sei gekommen. In einem „Antrag mit ergänzender Beschlussempfehlung zum CDU-Antrag“ sollte die Stadtverwaltung deshalb beauftragt werden zu prüfen, ob es wirtschaftlich Sinn mache, Forstwirtschaft „im bisherigen Umfang und in bisheriger Art und Weise weiter auf den stadteigenen Fläche zu betreiben“. So weit, so gut.
Doch die GRÜNEN gingen noch eine Schritt weiter, beziehungsweise wurden konkreter. Nach dem Beitritt zur Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft sollte eine „vollständige und dauerhafte Umstellung auf eine ökologische Waldbewirtschaftung des Stadtwaldes, z.B. nach dem Lübecker Modell oder den Kriterien des Zertifikats „Naturland“ angestrebt werden“. Nach Vorstellung der GRÜNEN sollte die Option betrachtet werden, „auf Teilen der Stadtwaldfläche die Bewirtschaftung einzustellen und diese der natürlichen Entwicklung zu überlassen“. Frei nach dem Motto: Die Natur ist der beste Förster.
Womit die CDU nicht klarkam, denn das Lübecker Modell sei nicht auf den heimischen Stadtwald anwendbar, die Bedingungen seien hier andere.
Retter der Situation war FDP-Mann Philipp Laub, den die Möglichkeiten des grünen Antrags schon interessierten. Vielleicht käme ja am Ende nicht das Lübecker, sondern das Bad Honnefer Modell heraus.
Nachdem die Mehrheit dem CDU-Antrag zugestimmt hatte (außer den GRÜNEN), brachten die GRÜNEN dann auch ihren Ergänzungsantrag unter der Bedingung durch, dass er in seiner Gänze als Prüfauftrag verstanden werde.