LaGa – „Man muss keine 1000 Tulpen pflanzen“

Bad Honnef | Landesgartenschau – Chancen und Risiken? Das wollten die Grünen heute Abend im Insel-Café mit Gästen diskutieren. Mit dabei: Achim Baumgartner, Vorsitzender vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V., (BUND), Rhein-Sieg, Annette Gerardi vom Planungsbüro RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten, Irina Briese, Ratsfrau aus Aegidienberg, Klaus Wegner, Fraktionsvorsitzender der Grünen, Burkhard Hoffmeister, Kreistagsmitglied der Grünen und als Moderatorin die grüne Kreisvorsitzenden Lisa Anschütz.

Über 50 Interessierte kamen. Einer stellte nach den Vorträgen gleich eine hochprozentige Frage: Wie denn die LaGa den interkommunalen Geist wecken könne? Der Wissbegierige kam aus Königswinter und Bürgermeister Otto Neuhoff gab prompt Antwort: „Wir wollen die Landesgartenschau für die gesamte Region definieren.

Damit sollte gleich ein Meilenstein gesetzt werden, denn: „Es geht nicht nur um eine Veranstaltung in Bad Honnef sondern um mehr“, so Burkhard Hoffmeister, der gemeinsam mit Klaus Wegner Initiator des Abends war. „Die herausragenden Merkmale sind der Drachenfels und das Siebengebirge, deren Strahlkraft müssen wir für die Markenbildung nutzen“, so Hoffmeister. Als Mitglied des Kreises wisse er, wie wichtig Regionenbildung für ein solches Projekt ist. Das Land zahle für die Landesgartenschau fünf Millionen EUR an Zuschüssen, das restliche Geld für die Umsetzung der Stadtentwicklungskonzepte müsse woanders herkommen. Deshalb brauche man eine starke Marke, die überzeugt.

Skepsis bei einem Ur-Bad Honnefer: „Die LaGa birgt eine Menge Risiken für Bürger und Stadt. Wer soll das alles bezahlen?  Gucken Sie sich nur unsere Straßen an und wer soll die Flächen pflegen?“  Er hat die Befürchtung, dass später die Bürger zur Kasse gebeten werden.

Klaus Wegner: „Wenn wir die Stadtplanung voran bringen wollen, geht das nur über Fördergelder“. Die Landesregierung habe für die Landesgartenschau hervorragende Kriterien entwickelt: “ Ziele sind, als Teil einer nachhaltigen Stadtentwicklung die Lebens- und Umweltqualität in den Städten und Gemeinden unseres Landes zu verbessern, Umweltbelastungen wie Hitze, Lärm oder Staub zu reduzieren und Orte der Begegnung für Jung und Alt sowie des kulturellen und sportlichen Austausches zu schaffen.“ Für Bad Honnef eine einmalige Chance, so der Grüne.

Das sieht auch Achim Baumgartner so. Zwar habe er häufig schlechte Erfahrungen mit Großprojekten gemacht, wenn man allerdings mögliche Konflikte schon bei der Entwicklung der Idee berücksichtigen würde, dann sollten Probleme lösbar sein.

Baumgartner führte die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) als Beispiel an, eine Naturschutz-Richtlinie der Europäischen Union zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen. Wenn man also das gesamte Rheinufer für Gäste der Landesgartenschau begehbar machen wolle, müsse man gleich nach Wegen suchen, wie unter diesen Bedingungen die Richtlinien eingehalten werden können.

Wichtig sei für ihn, dass man keine zusätzlichen Grünanlagen plane, sondern bestehende bewahre. Dabei denke er nicht nur an öffentliche Parks sondern auch an Privatgärten. Die Eigentümer könnten Fördergelder bekommen und ihre Anlagen weiterentwickeln. Baumgartner geht’s ums Grün: „Man muss keine 1000 Tulpen pflanzen. Darauf hat Bad Honnef nicht gewartet.“

Interessantes berichtete die grüne Ratsfrau Irina Briese aus Aegidienberg. Dort würden sich die Bürger natürlich die Frage stellen: „Sind wir dabei oder nur der Parkplatz?“ Überwiegend spüre sie jedoch Aufbruchstimmung. Bei einer Bürgerversammlung hätten sich viele Teilnehmer sogar Gedanken darüber gemacht, was man machen könnte, wenn die LaGa nicht käme.

Gedanken über den freien Zugang zur Insel während der Landesgartenschau machte sich Anny Wegner von der Amnesty Gruppe Bad Honnef. Planerin Annette Gerardi wies darauf hin, dass es auf der Insel kostenpflichtige Veranstaltungen geben würde. Von daher sei eine Dauerkarte die einzige Möglichkeit. Ob bei den Preisen an eine soziale Staffelungen gedacht werde? „Über die Preisgestaltung würde eine noch zu gründende Gesellschaft entscheiden“. Klaus Wegner wünscht sich, dass im Falle des Zuschlags alle Bad Honnefer eine Dauerfreikarte bekommen. Allerdings: „Angesichts der Haushaltslage wohl kaum umsetzbar.“

Beate Schaaf vom Bündnis für Familie fragte nach den Unterscheidungsmerkmalen gegenüber Honnefs Konkurrenten Dinslaken und Kamp, Lintfort und ob es nicht überhaupt sinnvoller sei, in diesen strukturschwachen Ruhrgebietsstädten eine Landesgartenschau mit den Möglichkeiten der Stadtentwicklung durchzuführen. Bad Honnef ginge es doch im Vergleich ziemlich gut.

Woraufhin Otto Neuhoff an das Phänomen erinnerte, dass viele Bürger in Bad Honnef reich seien, die Stadt aber arm. Und Burkhard Hoffmeister sieht ein Alleinstellungsmerkmal in der Verbindung und Förderung heimischer Natur- und Kulturräume. Trotz der sicherlich wichtigen Deindustrialisierung  im Ruhrgebiet müsste dieses Anliegen auch eine Chance bekommen.

Die Bewerbung muss am 31.8.2015 in Düsseldorf vorliegen. Im November wird die Entscheidung getroffen, welche Stadt das Rennen macht. Vorher besuchen Umweltminister Johannes Remmel und Staatsekretär Horst Becker am 13.6.2015 Bad Honnef.

LagaGo-Song

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