Leserpost: Aufm besten Weg. Rock op Selef. 2018

„Hallo“. Hans Peter kenne ich seit unserer gemeinsamen Schulzeit in Selhof. Unser Musikgeschmack ist in den späten Sechzigern geprägt – nicht unbedingt in einer Herbstnacht.

Dass sich Autumn Nights dann, nach vornehmlich der Selfi-Generation gewidmeten Stücken, an „Fix you“ heranwagten… „Donnerkeil, gutes Stück“, dachte ich und ließ mich auf den wenigen Senioren-Sitzplätzen wohlig zurücklehnen. „Viel zu langsam“ mein zu früh gedachter Eindruck, zu schmächtig die Stimmchen. Dann jedoch: „Tolle Idee! sone Langsamkeit“.

Diese Spielweise gefiel mir immer besser und steuerte langsam steigernd auf  Entladung zu, an die Stelle im Original nämmisch, an der die Lampe rotiert, die Raketen abgefeuert werden, die Lichter den Weg weisen. Ich hoffte auf einen Herbststurm. Schschschsch… Nä ne. Es wehte kein Lüftchen, kein Lämpchen glühte, das schöne Stück vertrocknete, versandete in den morschen Dielen bevor es richtig angefangen hatte. In schöner Eintracht winkte die Band, winkte das Publikum. Das Hütchen wurde wieder und wieder gerückt, der Scheitel unentwegt geteilt.

„Wie is et“ fragte ich meinen Schulfreund. „Nicht so ganz mein Stil“ grinste er und nuschelte was von Helene Fischer. Wir holten uns noch ein Bier und hofften auf bessere Zeiten. Dass wir nicht das Weite suchten erklärt sich mit unserem Wunsch nach weiteren Veranstaltungen wie dieser. Neue Bands in altem Gemäuer. Lecker Bier und was um die Ohren.

Das Warten sollte sich lohnen an diesem Abend: Whiskey and beer erzeugte bei uns, offenbar nicht bei allen, eine wohltuende Wirkung. Der Saal leerte sich in gleichem Maße, wie unser Spaß größer wurde. Mehr Platz für Rock und Punk und Folk und PunkRockPogo. Folk?, vielleicht weil Typen mit Quetsche und Fiedel eher dem Musikanten-Stadl zugeordnet werden?

Die Truppe aus Kulow aber zimmerte mit diesen Werkzeugkästen einen Knaller nach dem anderen auf den ehrwürdigen Bretterboden. So mancher rostsche Nagel löste sich explosionsartig aus dem vibrierenden Parkett und durchbohrte die nicht mehr ganz röstfrischen Frikadellen unterm Salatblatt-Häubchen neben der Käseschatulle.

Das Freundschaftslied mit allen Teilen der Menge als schmusiges Fertsch. Nicht so peinlich wie meine schmerzenden Waden. Aber: „I fix that“; mit Cold and play.  Weitermachen Langbein, Hombücher!

Josef Thienen, Bad Honnef-Selhof

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