Rhein-Sieg-Kreis – Mit großer Sorge schauen die Jusos Rhein-Sieg auf die Ausbreitung sogenannter „LGBT-freier Zonen“ in Polen. Immer mehr Kommunal- und Regionalparlamente fassten Beschlüsse gegen die von ihnen so bezeichnete „LGBT-Ideologie“ und erklärten sich sogar zu „LGBT-freien Zonen“, „die an dunkelste Zeiten erinnern und in denen die LSBTIQ-Community nicht willkommen ist und deren angebliche „Propaganda“ per Beschluss von offizieller Stelle ausgegrenzt und bekämpft wird“, teilen sie in einer Presseerklärung mit. Zum Teil prangere sogar ein Schriftzug an Ortsschildern.
„So wird Homo- und Transphobie von staatlicher Seite nicht nur akzeptiert, sondern aktiv befördert – mal direkter und mal indirekter, und das im Jahr 2020“, kritisiert der Juso-Kreisvorsitzende Mario Dahm.
Die Jusos weisen darauf hin, dass das Europaparlament diese Praxis per Beschluss bereits im Dezember scharf verurteilte. Betroffene homo-, bi-, inter- und transsexuelle Menschen aus diesen Gebieten berichteten von zunehmender Ausgrenzung, Diskriminierung und auch Gewalt, auf die staatliche Stellen kaum reagieren würden.
Aktivisten haben einen „Atlas of Hate“ online gestellt (https://atlasnienawisci.pl) und klären darüber auf, in welchen Verwaltungsgliederungen entsprechende Resolutionen eingebracht, abgelehnt oder leider beschlossen wurden. Eine entsprechende Beschlusslage würde nach Auskunft dieser Aktivisten auch den Kreis Bunzlau (Boleslawiecki), den Partnerkreis des Rhein-Sieg-Kreises betreffen, so die Jusos. In der zum Kreis Bunzlau (Boleslawiecki) gehörenden Landgemeinde Gromadka weise die Karte einen Beschluss (rot gekennzeichnet) aus, wenngleich wohl wenigstens nicht konkret von einer „LGBT-freien Zone“ gesprochen werde. In der Stadtgemeinde Bunzlau (Boleslawiecki) verzeichne die Karte entsprechende Aktivitäten LGBTIQ-feindlicher Gruppierungen (gelb gekennzeichnet), die auf eine solche Beschlussfassung drängten.
„Deshalb haben wir den Landrat darum gebeten, auf seinen Amtskollegen und die politischen Verantwortungsträger in unserem Partnerkreis einzuwirken, unsere Sorge in dieser Sache frühzeitig zum Ausdruck zu bringen und eine klare Haltung gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt gegenüber homo-, bi-, inter- und transsexueller Menschen einzufordern. Das wäre ein wichtiges Zeichen“, erklärt der Juso-Kreisvorsitzende Mario Dahm.
Gerade im Rhein-Sieg-Kreis hätte sich in den letzten Jahren – auch auf Initiative der Jusos – viel beim Thema Sichtbarkeit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt getan. Vielerorts werde das Thema nun in Angebote der offenen Jugendarbeit integriert, in Troisdorf wurde der schwul-lesbische Jugendtreff „Q“ ins Leben gerufen. Auch am Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie finden laut Dahm seit einigen Jahren Aktionen im Kreisgebiet statt.
Alle seien gefordert, für ein vielfältiges Miteinander einzustehen, erklären die Jungsozialisten im Kreis. Eine europäische Partnerschaft des Landkreise könne nur gelebt werden, wenn die Rechte von Minderheiten überall durch alle staatlichen Ebenen effektiv geschützt würden. „Nur das kann unser gemeinsames Bild eines Zusammenlebens in Europa sein“, so der Juso-Kreisgeschäftsführer Nils Suchetzki.
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