Bad Honnef | Abschied kann schöner sein. Vier Jahre lenkte Sebastian Wolff als Partei- und Fraktionsvorsitzender die Geschicke der CDU Bad Honnefs. Heute bekam er Saures.
Vor der Wahl des neuen Vorstandes auf der Mitgliederversammlung der CDU in der IUBH kam es zur Aussprache. Da war von einer zerrissenen Partei die Rede, die man wieder zusammenführen müsse. Michael Lingenthal, Vorsitzender der Senioren Union, sieht die Bad Honnefer Christdemokraten bedroht, ins gesellschaftspolitische Nirwana abzudriften. Vor allem das „C“ im Kürzel müsse wieder mehr Bedeutung finden, das sei die Partei den Bürgerinnen und Bürgern schuldig. Und lebendiger müsse der Stadtverband werden, denn „wenn die populäre Angela Merkel wegbricht, sind wir vor Ort wieder gefordert“.
Alt-Bürgermeister Werner Osterbrink sieht nicht nur beim neu gewählten Rat bei der Sanierung des Haushaltes keine Linie, auch an seiner bisherigen Parteiführung ließ er kein gutes Haar. Basis-Diskussionen fänden nicht statt, es würde nur nach dem „Problem-Lösungs-Prinzip“ gehandelt. Ein substanzielles Problembewusstsein auf Grundlage christdemokratischer Werte gäbe es nicht.
Von anderer Stelle kam die Kritik, die CDU fände vor Ort schlicht nicht statt, das Gefühl der Zusammengehörigkeit ginge verloren.
Hansjörg Tamoj bemängelte das fehlende Profil seiner Partei. Die Mitglieder stünden sich teilweise selbst im Wege, auch weil bei Entscheidungen ständig die Koalitionsfrage in den Hinterköpfen herumgeistere. Er fordere klare Positionen bei allen Themen der kommunalen Politik, offenen Umgang mit den anderen Ratsfraktionen und die Fähigkeit zum Dialog. „Wir haben in der Partei die beste Fachkompetenz, setzen sie aber nicht ein“, so Tamoj. Dafür bekam er Bravos. Bei Sebastian Wolff bedankte er sich für sein unermüdliches Engagement. Jeden Tag habe er mindestens vier Stunden Parteiarbeit geleistet.
Wolff selbst äußerte sich zu der Kritik nicht, ließ aber erkennen, dass die Wahlniederlage nicht nur der Partei geschadet habe, sondern auch für ihn persönlich schwer zu verdauen war. Umso mehr freue ihn der Gewinnzuwachs von zwei Prozent bei der Kommunalwahl. Der habe auch noch einmal die Ratsfraktion zusätzlich gestärkt.
Wolffs Nachfolger Spies wird sich bei der Vergangenheitsbewältigung nicht all zu lange aufhalten. Für ihn sei es eine Selbstverständlichkeit, dass Partei und Fraktion nicht zwangsläufig harmonisieren müssen. Da könne durchaus Tacheles geredet werden.
Was er am Abend gleich tat. So erwartet er von seiner Fraktion, dass es gegen den politischen Willen der CDU in Rat und Ausschüssen keine Mehrheiten geben dürfe. Und schob zuversichtlich hinterher: „Wer eine Jamaika-Allianz geführt hat, wird wissen, wie es geht. Da habe ich volles Vertrauen.“
Als Fraktionsvorsitzender mischt Sebastian Wolff weiterhin entscheidend in der Bad Honnefer Politik mit.