Bad Honnef – Der Malteser Hilfsdienst hat einen Ratgeber veröffentlicht, der hilft vorzubeugen und Demenzkranke gezielt zu suchen. Katharina Beschoner von den Honnefer Maltesern gibt praktische Tipps dazu.
Jeden Tag werden in Deutschland laut Polizei zwischen 200 und 300 Menschen vermisst gemeldet. Viele von ihnen sind demenziell erkrankt, orientierungslos und finden deshalb die gewohnten Wege nicht mehr. Landläufig heißt es bei Angehörigen, Freunden, Nachbarn oder Pflegenden, die meist ältere Person sei „weggelaufen“.
Für Katharina Beschoner, Krankenschwester und Geschäftsführerin der Malteser in Bad Honnef, ist das eine falsche Einschätzung der Situation und auch der erste Fehler bei der Suche nach der vermissten Person: „Menschen mit Demenz laufen nicht weg, weil sie gar nicht die Absicht haben oder das gar aus Bösartigkeit, Trotz oder Aggression heraus tun. Vielmehr sind sie aus einem, für das Umfeld nicht immer ersichtlichen Grund ‚unterwegs‘ und finden nicht mehr zurück.“
Menschen mit einer Demenz, zum Beispiel einer Alzheimer-Erkrankung, gehen verloren, weil sie gewohnte Wege und Orte – mitunter sogar die eigene Wohnung – nicht mehr erkennen. Auch sind sie nicht mehr in der Lage, sich neue Wege zu merken. Nicht selten ist auch ihr Tag-Nacht-Rhythmus gestört, so dass sie zu ungewöhnlichen Zeiten körperlich aktiv werden und losgehen.
Mit dem kleinen Ratgeber „Vermisst – wenn Menschen mit Demenz verloren gehen“ leisten die Malteser Hilfe, um im Falle des Falles gezielt zu suchen oder – noch besser – der Vermisstmeldung vorzubeugen. Ihr Rat: Einen ausgefüllten Personenbogen mit aktuellem Foto bereithalten, technische Unterstützung wie GPS-System oder Handyortung nutzen; bekannte Lieblingsorte wie Café, Geschäfte, frühere Wohnung, Kirche oder Friedhof überprüfenund Situationen vermeiden, die ein „Losgehen“ auslösen.
Katharina Beschoner rät: „Vorbeugend sollten der Name, die Adresse oder die Telefonnummer in die Kleidungsstücke geschrieben werden, damit die Person durch Polizei oder andere Helfer identifiziert werden kann.“ Eine übersichtliche Einrichtung, vertraute Möbel und gutes Licht unterstützen die Orientierung in der Wohnung. Ein Windspiel oder eine Klingelmatte können durch ihre akustischen Signale rechtzeitig ein ungeplantes Verlassen der Wohnung anzeigen und so das Verlorengehen vermeiden helfen. Beschoner warnt jedoch: „Eher schädlich ist es dagegen, Fenster und Türen abzuschließen, weil sie beim an Demenz erkrankten Menschen zu Panik und Aggression führen können.“
Ein Flyer zum Download mit Tipps und einem Formular für den Personenbogen sowie ein kleines Video finden Sie unter https://www.malteser-demenzkompetenz.de