Bad Honnef – „Für eine Route, die zum zügigen Pendeln mit dem Fahrrad geeignet ist, besteht auch am Rheinufer in Bereich der Siebengebirgsgemeinden Bad Honnef und Königswinter ein hoher Bedarf“, sagt Peter Lorscheid, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC für den rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. Die Rahmenbedingungen seien allerdings im Vergleich zu anderen Radpendlerrouten sehr unterschiedlich: neben dem Alltagsverkehr besteht auch erheblicher radtouristischer Verkehrsbedarf, zur Routenführung entlang des Rheins gibt es kaum Alternativen und streckenweise muss auf erheblichen Fußgängerverkehr Rücksicht genommen werden. Die aktuelle Realität auf dieser Route sieht so aus, dass sie etwa in Königswinter für den Radverkehr ganz gesperrt ist und sie auch darüber hinaus auf weiten Strecken noch weit von einer Qualitätsradroute entfernt ist, etwa wegen geringer Breiten, Mischverkehr mit vielen Fußgängern und störenden Umlaufsperren.
Die vom ADFC ausgearbeitete Routenkonzeption stellt für die Strecke zwischen der Landesgrenze südlich Bad Honnef und der Bonner Südbrücke Vorschläge zusammen, wie die am Rhein entlangführende Radroute ausgebaut werden kann. Für die Anbindung des Bad Honnefer Ortszentrum wurde eine Stichstrecke vorgesehen. Nach dem Konzept sollen Radfahrende und Fußgänger.innen soweit wie möglich auf getrennten Flächen unterwegs sein, um Konflikte zu vermeiden und ein zügiges Radeln zu ermöglichen.
Besondere Schwierigkeiten waren im Bereich der Rheinallee in Königswinter sowie im Bereich von Parkplatz Grafenwerth und Lohfelder Straße in Bad Honnef zu lösen. „In Königswinter sind wir der festen Überzeugung, dass der Radverkehr zurück an das Rheinufer gehört“, sagt Bernhard Steinhaus, Sprecher der ADFC-Ortsgruppe Siebengebirge. „Der derzeitige Umweg entlang der Bahnstrecke ist schon wegen der geplanten Stadtumgehung für den Kfz-Verkehr nicht zukunftsfähig.“
Der ADFC schlägt vor, den Radverkehr auf der Rheinallee in einer Richtung auf der Fahrbahn zu führen, in der anderen hingegen über die ehemalige Radwegfläche, die leider für einen qualitativ guten Radweg in zwei Richtungen zu schmal ist. Optimal wäre es aus Sicht des ADFC, die Einbahnrichtung auf der Rheinallee zu drehen, sodass der nach Norden fahrende Radverkehr auf der Fahrbahn fahren könnte. „Aber unser Konzept zeigt, dass es auch andersherum ginge, falls eine Drehung der Einbahnrichtung für den Kfz-Verkehr nicht umsetzbar sein sollte“, betont Steinhaus. Im Bereich des Schiffsanlegers und der Fähre fordert der ADFC, die Radroute so umzusetzen, dass Fußgänger und Radfahrer sich nicht ins Gehege kommen – im Bereich der Stadtbahnstation „Fähre“ müsse dazu mit einer Überkragung zusätzlicher, vor Hochwasser geschützter Platz geschaffen werden.
An der Endstation der Stadtbahn in Bad Honnef soll der Radweg an die DB-Gleise verlegt und dann zwischen Gleisen und ehemaligem Hallenbad in Richtung Untere Steinstraße geführt werden. Auf diese Weise lassen sich die konfliktreichen Stellen an den Zugängen zur Endstation und zur Grafenwerther Brücke vermeiden – „aus unserer Sicht eine für alle Beteiligten hervorragende Lösung“, sagt Steinhaus. Im weiteren Verlauf führt die Route am Bahnhof Bad Honnef vorbei, der nach den Vorstellungen des ADFC einen rheinseitigen Zugang erhalten sollte.
Für die weitere Führung der Qualitätsradroute Richtung Landesgrenze sehen die ADFC-Vertreter keine Alternative zur Führung über die Lohfelder Straße. „Dort muss aber das Radfahren sicherer und komfortabler als heute werden, was in unseren Augen nur gehen kann, wenn eine der beiden Fahrspuren dem Radverkehr gewidmet wird“, betonen Lorscheid und Steinhaus. Der Kfz-Verkehr auf der Lohfelder Straße könne dann nur noch im Einbahnverkehr geführt werden, in der anderen Richtung würde es dann über die B42 gehen. Aus Sicht des ADFC ist diese Umverteilung der Verkehrsflächen gerechtfertigt und erforderlich, denn hier verlaufe mit der am Rhein entlangführenden D-Route 8 eine der Hauptachsen des Radverkehrs in Deutschland.
Die ADFC-Vertreter hoffen, dass das Konzept – ähnlich wie schon bei anderen Routen im Kreisgebiet – in Politik und Verwaltung der beteiligten Städte positiv aufgenommen wird. „Wir würden uns wünschen, dass die Städte unser Konzept aufgreifen, ernsthaft prüfen und in ihre weiteren Vorhaben zur Umgestaltung des Radverkehrs am Rheinufer konkret einfließen lassen“, sagt Lorscheid.
Auch wenn dabei jede Stadt die Probleme auf dem eigenen Gebiet angehen müsse, sollten die Städte eng miteinander kooperieren und das Gesamtziel einer durchgängig befahrbaren Radpendlerroute im Auge behalten, betont er. „Je schneller wir zu einer konkreten Umsetzung kommen, desto eher kann die Route ihre beabsichtigte Wirkung entfalten: nämlich Pendlerverkehr von der Straße auf einen gut ausgebauten Radweg zu verlagern und damit einen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele zu leisten.“
Jenseits der Landesgrenze in Rheinland-Pfalz ist man da bereits weiter. Dort soll demnächst eine Machbarkeitsstudie für eine Radpendlerroute in Auftrag gegeben werden.