Rhein-Sieg-Kreis/Bad Honnef – Im Rhein-Sieg-Kreis sieht der ADFC Bonn/Rhein-Sieg in den Wahlergebnissen ein klares Bekenntnis für eine Verkehrswende. „In vielen Kommunen sind Kandidaten und Parteien mit Wahlprogrammen angetreten, die auf Alternativen zum Autoverkehr setzen. Deshalb appellieren wir an die neugewählten Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, die Stadt- und Gemeinderäte sowie den Kreistag, mehr für den Radverkehr zu tun. Die Zeit der Ankündigungen ist vorbei, jetzt zählen Taten“, so die beiden Verkehrspolitischen Sprecher des ADFC im Rhein-Sieg-Kreis, Dr. Georg Wilmers und Dr. Peter Lorscheid.
„Der wiedergewählte Landrat Sebastian Schuster und der Kreistag sollten sich stärker als bisher für die rasche Umsetzung von Radpendlerrouten einsetzen, die die Arbeitsplatzzentren in Bonn mit den Wohnschwerpunkten im Kreisgebiet verbinden“, so der ADFC. Die einzelnen Kommunen seien oft überfordert. „Hier kann der Kreis wertvolle Koordinierungshilfen leisten.“ Jetzt müssten auch die Mittel in die Haushalte eingeplant werden, um diese Strecken zu realisieren. Die Zeit dränge, weil die Region beim Neubau der A565 in Bonn (Tausendfüßler) und der Nordbrücke jahrelang im Stau stehen wird.
Deshalb müssten auch die Planungen für die Radpendlerroute Bornheim-Alfter-Bonn sowie den Radschnellweg Alfter-Witterschlick über Duisdorf, Endenich, entlang der A565 über den Rhein nach Niederkassel, Sankt Augustin und Troisdorf beschleunigt werden. „Straßen.NRW zeigt keine Bereitschaft, Radschnellwege zu planen und zu bauen, obwohl die Behörde dafür verantwortlich ist“, kritisiert Wilmers. „Hier müssen die Kommunen und der Kreistag zusammen mit der Stadt Bonn viel mehr Druck ausüben.“ Bei den Radpendlerrouten müsse zumindest die seit 2014 geplante Strecke zwischen Bornheim und Bonn in der neuen Legislaturperiode eingeweiht und der Radschnellweg entlang der A565 als wichtige Pendlerstrecke gegen den Widerstand des Landes durchgesetzt werden.
Als wesentliche Ziele, die es jetzt mit neuen Mehrheiten und neuem Schwung zu erreichen gilt, nennt Wilmers linksrheinisch den Lückenschluss der Pendlerroute Meckenheim-Bonn zwischen Brotbäcker und Sängerhof, die Umsetzung einer Pendlerroute von Wachtberg nach Bonn, die Umsetzung des Radverkehrskonzeptes in Swisttal und der Forderungen des Bürgerbegehrens Radentscheid Rheinbach. Allgemein gelte es, im gesamten Kreisgebiet noch mehr landwirtschaftliche Wege für den Alltagsradverkehr zu erschließen und zu beschildern, um die Ortsteile besser zu vernetzen. Soweit Lückenschlüsse im Radwegenetz heute durch Kreisstraßen ohne begleitenden Radweg erfolgen, sollten diese Radwege vom Kreis in Angriff genommen werden.
Rechtsrheinisch nennt Lorscheid die Pendlerroute Bad Honnef-Beuel einschließlich einer zügig nutzbaren Radverkehrsstrecke am Rhein in Königswinter, den Bau der Pendlerroute von Lohmar über Siegburg nach Sankt Augustin sowie die zeitnahe Realisierung der Pendlerrouten von Niederkassel, Troisdorf und Lohmar in Richtung Köln. Zudem fordert der ADFC, im Zuge der S-Bahn-Brücke über die Sieg zwischen Sankt Augustin und Siegburg auch eine Fahrradverbindung zu schaffen. „Zudem muss die Politik darauf achten, dass im Zuge der Planungen für eine Stadtbahn-Verbindung über den Rhein zwischen Niederkassel und Wesseling auch der Radverkehr eine optimale Verbindung bekommt“, so Lorscheid.
„Wir erwarten zudem, dass die Politik viel mehr Druck auf die Verwaltungen ausübt, damit wir nicht wieder Jahre der Ankündigungen, sondern der Realisierungen erleben“, fordert Peter Lorscheid.
Der Rhein-Sieg-Kreis ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen, die sich der Förderung der Nahmobilität verpflichtet haben. Damit sollte auch in den kreisangehörigen Kommunen der Anspruch verbunden sein, Regelungen und Bedingungen der Straßenverkehrsordnung (z.B. Tempobeschränkungen, Straßenaufteilungen, Fahrradstraßen, Vorfahrtsregelungen an Kreiseln und Einmündungen, Ampelschaltungen, Poller und Umlaufsperren) vorrangig zugunsten des Radverkehrs zu interpretieren. Hier sieht der ADFC Handlungsbedarf.
Auch mit der Stadt Bonn müssten die Rhein-Sieg-Kommunen viel enger kooperieren. „Allerdings muss da auch die Stadt Bonn viel stärkeres Interesse zeigen. Das fehlt leider viel zu oft“, so Wilmers und Lorscheid übereinstimmend.