Bad Honnef – Mit der neuen Innenstadtstudie veröffentlichte das IFH KÖLN zum fünften Mal die Attraktivität deutscher Stadtzentren. Durchschnittlich bewerten Besucher:innen demnach die Innenstädte mit der Schulnote 2 minus. Die Mehrzahl der Städte schneidet beim Indikator Weiterempfehlung schlecht ab – insbesondere bei jungen Menschen.
Wie steht es um deutsche Innenstädte? Was motiviert Besucherinnen und Besucher zu einem Innenstadtbesuch – insbesondere nach dem Einschnitt durch die Coronapandemie? Diese und weitere Fragen stellte das IFH KÖLN in der alle zwei Jahre erscheinenden Untersuchung „Vitale Innenstädte“, für die im vergangenen Herbst rund 69.000 Passant:innen in 111 deutschen Innenstädten aller Größenordnungen interviewt wurden. In ihren Ortsgrößenklassen schneiden Leipzig, Erfurt, Göttingen, Goslar und Warburg am besten ab, durchschnittlich kommen die Städte aber knapp auf eine gute Bewertung (2,5). Insgesamt hat sich die Bewertung im Laufe der letzten Jahre damit stetig verbessert: So lag die Durchschnittsnote für die Gesamtattraktivität deutscher Innenstädte 2016 noch bei 2,7 – im Jahr 2018 bei 2,6.
Zum dritten Mal nahm die Stadt Bad Honnef an der Untersuchung teil. Nach den Gesamtnoten 2,6 im Jahr 2018 und 2,4 im Jahr 2020 holte die Innenstadt nun erneut die Gesamtnote 2,6. Die im Zuge der Umfrage befragten Personen hätten das bauliche Erscheinungsbild mit schönen Gebäuden und Fassaden, aber auch die Gestaltung des öffentlichen Raums an Plätzen mit Sitz- und Verweilmöglichkeiten gelobt, analysiert die Stadt die Ergebnisse auf ihrer Website. Auch das Angebot und die Gestaltung von Grünflächen hätte gute Noten erhalten.
„Befriedigend“ würden die befragten Personen die Autofreundlichkeit, die Parkmöglichkeiten für Autos, aber auch die Fahrradfreundlichkeit und das Freizeit- und Kulturangebot sehen. Dies seien Themen, die derzeit angegangen würden und deren Verbesserungen zu erwarten seien, erklärt dazu Citymanagerin Miriam Brackelsberg. Wirtschaftsförderin Johanna Liel: „Das Radverkehrskonzept zur Steigerung des Radverkehrs ist in Umsetzung und hat bereits sichtbare Verbesserungen wie die „Bad Honnefer Nadeln“ zum sicheren Abstellen von Fahrrädern gebracht. Zwei neue Quartiersgaragen für Autofahrer und auch ein Parkleitkonzept sind in Planung und sollen Autofahrer einfacher und schneller zu einem freien Parkplatz lotsen“.
Nach wie vor fehle aus Sicht der Befragten ein Nahversorger mit Lebensmitteln. Die Ansiedlung eines Nahversorgers und eines Drogeriemarktes seien zentrale Ziele der Projekte Am Saynschen Hof und auf dem Post-Gelände, wird Bürgermeister Otto Neuhoff auf der Website zitiert. Neuhoff: „Diese Märkte werden Frequenz bringen und damit auch die Attraktivität der Fußgängerzone für vorhandene und neue Fachgeschäfte in der Innenstadt spürbar erhöhen.“
Krass soll sich die Weiterempfehlungsrate für die Innenstadt von Bad Honnef geändert haben. Wollten im Jahr 2020 noch 50,2 Prozent die Innenstadt weiterempfehlen, sei die Bereitschaft 2022 auf 7,0 Prozent gesunken. Genaue Gründe für die enorme Veränderung in der Weiterempfehlungsrate, die sich nicht in den Einzelnoten oder der Gesamtbewertung wiederspiegelten, seien in der Umfrage nicht erfasst worden.
Die Studie liegt nicht öffentlich vor. Sie kann hier erworben werden.
Frequenzen wieder auf vorpandemisches Niveau bringen
Allgemein hätten die Besucherfrequenzen in den Citys nach Information des Intsituts für Handelsforschung nach den Einbußen in den ersten Jahren der Coronapandemie wieder zugelegt, erreichten aber noch nicht wieder das Niveau von 2019. Einkaufen sei dabei weiter Besuchsmotiv Nummer eins. Doch rückten zunehmend auch andere Besuchsgründe in den Vordergrund – in besonderer Weise gelte dies für gastronomische Angebote.
Das zeige sich auch an den Verbesserungswünschen der Passant:innen: Innenstädte sollen ein Begegnungsort sein und zum Verweilen einladen (45 %), aber auch Shoppingangebote (43 %) und Kunst- und Kultur (36 %) sowie Gastronomie (35 %) sind laut der Befragten wichtige Ansatzpunkte, um Städte attraktiver zu gestalten.