Nonnenwerth/Neuwied – Mit deutlichen Worten nahm heute der Neuwieder Landrat Achim Hallerbach zur geplanten Schulschließung auf der Insel Nonnenwerth Stellung. Solimans Begründung sei völlig unglaubwürdig, sagt er und stellt fest: „Ihm geht es offensichtlich nur um das Geld und nicht um die Schule, die Schülerinnen und die Schüler.“ Solimans Verhalten erinnere ihn an das eines Finanz- und Immobilienspekulanten.
Handfeste Möglichkeiten, die Schließung durch den freien Träger zu verhindern, habe die öffentliche Hand allerdings nicht, schon gar nicht der Kreis Neuwied, da die Rheininsel zum Nachbarkreis Bad Neuenahr gehört. Hallerbach: „Ich kann nur an Soliman appellieren, die Immobilie zu veräußern. Auf dem freien Markt gibt es genug Interessenten, die sie als Schule weiterführen würden.”
Parallel dazu sei im Kreis Neuwied die Erstellung eines „Plan B“ in Gange. Aktuell besuchten rund 220 Schüler aus dem Kreis Neuwied das Gymnasium, und das vor Wochenfrist gegebene Versprechen, dass allen Mädchen und Jungen ein alternatives Angebot unterbreitet wird, stehe selbstverständlich, versichert der Landrat.
Wie Hallerbach weiter in einer Presserklärung ausführt, seien bereits Gespräche mit der zuständigen Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) des Landes angelaufen. Der Kreis sei als Schulträger dabei vor allem dafür verantwortlich, entsprechend ausgestattete Räumlichkeiten für einen Schulunterricht zur Verfügung zu stellen.
Nach derzeitigem Stand sieht es so aus, dass es vor allem am Martinus-Gymnasium in Linz Möglichkeiten gibt, einen größeren Teil der Schüler unterzubringen. „Wir hoffen nach wie vor, dass es dazu nicht kommt, weil das renommierte und traditionsreiche Gymnasium auf Nonnenwerth eine gute Zukunft verdient, aber wir müssen leider auch auf den Ernstfall vorbereitet sein“, so Hallerbach.
Eltern entschlossen, Schließung abzuwenden
Indes machen Eltern gegen den Träger mobil und zeigen sich entschlossen, die drohende Schließung anzufechten. Laut Süddeutscher Zeitung von heute will der Elternbeirat des privaten Gymnasiums gegen die angekündigte Schließung der Schule klagen. So sollen sich verschiedene Klagen gegen den Schulträger Peter Soliman und mehrere Investoren mit Sitz im Ausland richten.
Peter Soliman hätte Vereinbarungen in Gänze ignoriert und sei somit offensichtlich wortbrüchig geworden. Der Schul-Eltern-Beirat wirft ihm vor, ausbleibende Zahlungen des Schulwerks selbst herbeigeführt zu haben, “indem er konsequent den Nachweis der zweckgerechten Verwendung der durch das Schulwerk bereitgestellten Spendenmittel verweigerte und somit das gemeinnützige Schulwerk zu dieser Entscheidung zwang”.
Weiter hätte Soliman zu keinem Zeitpunkt Einblick in das Brandschutzgutachten noch in die Kostenschätzung gewährt. Vielmehr sei ohne weitere Belege regelmäßig ein Finanzbedarf von 8 bis 20 Millionen EUR reklamiert worden.
Aktuell gebe es für das gesamte Schuljahr unter Auflagen eine Duldung der aktuellen Brandschutzsituation. Diese Duldung könne auf Antrag des Trägers jährlich verlängert werden, bis die Probleme grundsätzlich und nachhaltig beseitigt seien. Nach Informationen aus Kreisen der Elternschaft sei Soliman nicht gewillt, diesen Antrag zu stellen.
Aus dem “unverantwortlichen Handeln des Schulträgers” ergebe sich für den Schulelternbeirat die Bestätigung, dass es bei Übernahme der Schulträgerschaft und der Insel Nonnenwerth ausschließlich um ein gewinnorientiertes Immobiliengeschäft gegangen sei.
Im Verlauf der Ereignisse tauchte auch ein Immobilien-Exposé einer Immobilienfirma auf, das Luxuswohnungen im jetzigen Schulgebäude zeigte. Soliman behauptet, mit dem Exposé nichts zu tun zu haben. Der Geschäftsführer der Immobilienfirma sprach von einem Missverständnis.
Druck auf Schüler und Lehrer
In einer heute veröffentlichten Pressemeldung teilt der Eltern-Schul-Beirat mit, Soliman würde schon seit Monaten Druck auf Lehrer- und Schülerschaft ausüben. In den Sommerferien hätte er bei Eltern angerufen und ihnen geraten, ihre Kinder von der Schule zu nehmen. Die ersten Lehrer*innen hätten ihre „betriebsbedingten Kündigungen“ zugestellt bekommen.
„Wir haben lange geschwiegen, weil wir allen Handlungspartner die Möglichkeiten geben wollten zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen. Da jetzt die Spielregeln gebrochen wurden und die Gespräche nur geführt wurden, um eine Möglichkeit zu finden, Kündigungen auszusprechen, werden wir nun auch nicht mehr schweigen.“, so Astrid Heilmann-Cappel, Studiendirektorin und Teil des Schulleitungsteams Nonnenwerths.
Auch die Schüler bekämen den Druck zu spüren. Auf den Fähren sollen laut Schul-Eltern-Beirat seit Dienstag Sicherheitsleute mitfahren, um Fremden, wie z.B. Presse, den Zugang zur Insel zu verwehren.
Die Elternschaft teilt weiter mit, sie sei nun dabei einen gemeinnützigen Verein zu gründen, um die Trägerschaft in eigener Regie zu übernehmen. Es stünden auch finanzielle Mittel zur Verfügung, um für die Beseitigung der Brandschutzmängel zu sorgen.
Neuhoff sieht Brandschutz nicht als Ursache
Seine Enttäuschung über die Entwicklung auf Nonnenwerth zeigte erneut Bad Honnefs Bürgermeister Otto Neuhoff heute in der WDR-Lokalzeit. Er sei sich sicher, dass es nicht am Brandschutz liege, sondern dass andere Gründe für die Schließung der Schule verantwortlich seien. Die sollten nun in einem kleinen Kreis offengelegt und beziffert werden. Neuhoff erklärte erneut seine Bereitschaft, bei der Suche nach Lösungen mitzuwirken.