Bad Honnef – Der demografische Wandel hat viele Facetten. Nutznießer ist in vielen Bereichen das Ehrenamt, denn scheiden Frauen und Männer aus dem Berufsleben aus, engagieren sich viele gerne ehrenamtlich, beispielsweise in sozialen Bereichen. Ein Ehrenamt jedoch profitiert eher nicht von dieser Entwicklung: die Freiwillige Feuerwehr. Fehlt der Nachwuchs für den aktiven Dienst, hat die Wehr ein Problem.
Eigentlich erlebt die Freiwillige Feuerwehr Bad Honnef bei den Jüngsten einen Boom. Sowohl die Kinder als auch die Jugendfeuerwehr ist bei den jüngeren Bürgerinnen und Bürgern der Stadt eine sehr beliebte Einrichtung, die sich vor Mitgliedern kaum retten kann. Erst kürzlich wurde in Aegidienberg eine zweite Feuerdrachengruppe aufgemacht. Kritisch wird es jedoch bei den Aktiven. Sie sind diejenigen, die im Ernstfall an Einsätzen teilnehmen und sich selbstlos für die Rettung und den Schutz von Leben und Objekt einsetzen, was sie allerdings erst ab dem 18. Lebensjahr können. Und wenn sie 67 Jahre alt sind, scheiden sie aus dem aktiven Dienst aus. Die Überalterung der Gesellschaft – und Bad Honnef hat im Rhein-Sieg-Kreis die Bürgerinnen und Bürger mit dem höchsten Durchschnittsalter – hat für die hiesige Wehr also ernsthafte Konsequenzen. Stünden irgendwann nicht mehr genügend Ehrenamtliche zur Verfügung, müsste die Stadt eine teure Berufsfeuerwehr einrichten, was den Steuerzahler zusätzlich belasten würde.
Zurzeit zählt der Löschzug Bad Honnef 65 Aktive, der LZ Aegidienberg 47 und die Löschgruppe Rhöndorf 20. Während in Bad Honnef Mitte und auf dem Berg noch genügend Personal zur Verfügung steht, ist die Situation in Rhöndorf bereits ernst. Dort leben die meisten älteren Bad Honnefer. Junge Menschen, die altersmäßig aktiv bei der Feuerwehr mitarbeiten könnten, sind dort schwer zu finden. Aus anderen Ortsteilen dürfen Mitarbeiter nicht eingesetzt werden. Sie müssen aus dem Bereich kommen, in dem die Feuerwache liegt, damit die vorgeschriebenen Einsatzzeiten eingehalten werden können.
Um dem Nachwuchsproblem zu begegnen, hat die Stadt nun eine für die Region beispiellose Werbekampagne vorbereitet, die heute Nachmittag an den Start ging. Der Öffentlichkeit wurde sie im Feuerwehrhaus in Rhöndorf vorgestellt. Holger Heuser, Erster Beigeordneter der Stadt Bad Honnef: „Auch die Feuerwehr spürt die Herausforderungen des demografischen Wandels. Mit dieser Herausforderung lassen wir die Freiwillige Feuerwehr selbstverständlich nicht allein.“
Bei dem von Feuerwehr und Wirtschaftsförderung gemeinsam entwickelten Konzept geht es um mehr Sichtbarkeit der Wehr im Stadtbild. „Die Kampagne soll Interesse entfachen, über das vielfältige Spektrum an Aufgaben und Herausforderungen informieren und Interessenten den Zugang zu Ehrenamt und freiwilligem Engagement vereinfachen“, heißt es im Pressetext. Das soll mit großformatigen Bannern, Plakaten, einem Info-Flyer und mit auf den Social-Media-Kanälen publizierten Online-Posts gelingen. Auch das Internetangebot wurde um eine Seite erweitert, die sich gezielt an potenzielle Interessenten richtet. Bei der heute vorgestellten Aktion handele es sich um eine Grundausstattung für die Mitgliederwerbung, die weiter ausgebaut werden soll, so die Initiatoren.
Frank Brodeßer, Chef der Bad Honnefer Feuerwehr, der hauptberuflich bei der Feuerwehr in Bonn beschäftigt ist, gab indes einen Hinweis an alle, die meinen, sie seien nicht geeignet oder schon zu alt für ein Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr Bad Honnef. Es gäbe einige Beispiele von Quereinsteigern, die ursprünglich keinen Bezug zum Ehrenamt bei der Wehr gehabt hätten, es dann aber nach Zuspruch durch Freunde einmal ausprobiert hätten. Heute könnten sie sich ein Leben ohne Feuerwehr gar nicht mehr vorstellen.
Namentlich nannte er den bisherigen Pressesprecher Björn Haupt, der als 39-Jähriger zum heutigen Löschzug Bad Honnef stieß und nun das Amt des Löschzugführers übernehmen wird. Er wird Nachfolger von Thomas Weiss, der neben Sven Scharfenstein als weiterer stellvertretender Wehrleiter in Zukunft tätig sein wird. – Ein Feuerwehrmann sei sogar erst mit 53-Jahre zur Wehr gekommen, schiebt Frank Brodeßer noch nach.