Rhein-Sieg-Kreis | „Es gibt keinen Fachkräftemangel!“ – mit dieser These eröffneten die Themenverantwortlichen im Bündnis, die Leiterinnen des Kompetenzzentrums Frau und Beruf Bonn/Rhein-Sieg, Anita Halft und Gertrud Hennen, das 15. Frühstückstreffen des „Bündnis für Fachkräfte“ am 20. Januar 2015 im Hotel Bristol.
Das Bündnis hatte zu diesem Fachthema rund 60 regionale Betriebe und Arbeitsmarktakteure zu Gast, um gemeinsam die Chancen verschiedener Beschäftigungsmodelle im Unternehmen zu diskutieren, damit Mitarbeiterinnen noch stärker als Fachkräftepotenzial erkannt und genutzt werden können. Um im Wettbewerb bestehen zu können, sind Unternehmen auf qualifizierte und kreative Köpfe angewiesen. Was wäre, wenn die Betriebe in der Region Bonn/Rhein-Sieg die Frauen entsprechend ihrer Qualifikation und ihren zeitlichen Möglichkeiten beschäftigen würden? Wie sähe dann die aktuelle Diskussion um den Fachkräftemangel aus? Die derzeitige Frauengeneration ist die bestausgebildete aller Zeiten, viele Firmen nutzen jedoch die Chance noch nicht ausreichend.
Im Interview mit Alexandra Wachendorfer, Mitglied im Arbeitskreis „Zukunft mit Frauen gestalten“, zeigten drei Tandems, bestehend aus Arbeitgeber und Mitarbeiterin, wie es gehen kann. Michael Thelen, Geschäftsführer des Evangelischen Seniorenzentrums Theresienau e.V., appellierte an Arbeitgeber mutiger bei der Personalsuche zu sein und auch Frauen mit Betreuungsaufgaben oder nicht ganz stringenten Lebensläufen eine Chance zu geben. Im Fall der Einstellung von Leila Hamila hat sich dieser Ansatz ausgezahlt. Auf Grund eines ausgefeilten variablen Dienstplansystems war eine Einstellung auch kurz nach der Elternzeit machbar. Und es lohnt sich für beide Seiten: „Ein Entgegenkommen in Vereinbarkeitsfragen bringt Unternehmen eine loyale und motivierte Mitarbeiterin, zudem wirken sich flexible Arbeitszeiten insgesamt positiv auf das Unternehmensklima aus“, so Thelen.
Als weiteres gutes Beispiel aus der Region stellte Andreas Klein, Geschäftsführer der Bonner IT-Beratung Gate4 GmbH, gemeinsam mit einer Mitarbeiterin vor, wie der schrittweise Wandel von einer qualifizierten Beschäftigung auf Minijob-Basis zu einer sozialversicherungspflichtigen Anstellung gelingen kann.
Gianna Gilgen, verantwortlich für das Personal der über 40 Filialen der Gilgen‘s Bäckerei und Konditorei GmbH und Co. KG, ermutigte beim Frühstückstreff Arbeitgeber, Teilzeitausbildung anzubieten und individuelle Lösungen für Beschäftigte zu entwickeln, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Gerade Frauen mit Kindern könnten sich gut organisieren, seien stressresistent und eine verlässliche Stütze für das Unternehmen. „Man muss einfach mal mit neuen Wegen starten und hierfür werben“, so das Fazit von Gilgen.
Der sich daran anschließende Fachaustausch erbrachte eine Reihe guter Impulse und konkreter Empfehlungen für die sehr engagierte Arbeitsgruppe im Themenfeld „Zukunft mit Frauen gestalten“. Die Veranstaltung wurde begleitet von Martina Schönborn-Waldorf, Projektleiterin des „Bündnis für Fachkräfte“. Die Dokumentation der Veranstaltung sowie weitere Information zur Fachkräftethematik in der Region finden sich auf www.buendnis-fuer-fachkraefte-de.
Arbeitgeber, die Informationen zur Einführung familienbewusster Maßnahmen in ihrem Unternehmen oder Beratung zur Deckung ihres Fachkräftebedarfs durch Frauen wünschen, können sich an das Kompetenzzentrum Frau und Beruf Bonn/Rhein-Sieg wenden. www.familienbewussteUnternehmen.de
(hei)