Bad Honnef | Das Entsetzen war groß. Als Michaela Fraund und ihr Mann Ralf Möller-Fraund am Dienstagabend aus dem Urlaub zurückkamen, trauten sie ihren Augen nicht. Das bisher mit Bäumen und Sträuchern bewachsene rund 5000 Quadratmeter große Areal vor ihrem Haus am Dellenweg 24e war fast nackt.
Wenige Tage zuvor hatte das Bauamt der Stadt das gesamte Unterholz und Dutzende Bäume aus dem „Wäldchen“, dass sich in städtischem und Privatbesitz befindet, entfernt. Nicht nur das: Ohne die Eigentümer gefragt zu haben, befuhren und betraten die Mitarbeiter das Privatgelände der Familie Fraund, um auf die Naturfläche zu gelangen. Dabei rissen sie auch dort mit schwerem Gerät Sträucher heraus, entfernten Baumäste und machten aus Teilen der privaten Fläche einen Acker.
„Wir dachten zunächst an einen schlechten Scherz“, so Michaela Fraund, die vor 16 Jahren mit ihrem Mann in ihr Elternhaus am Dellenweg gezogen ist, das direkt am Friedhof liegt. Dann musste das Ehepaar erkennen, dass ihre neue Wohnwelt nichts mit Science Fiction zu tun hatte.
Der Friedhof soll letztlich Auslöser für den Radikalschnitt gewesen sein. Rehe hätten sich immer wieder im Unterholz des „Wäldchens“ aufgehalten, seien dann auf den Friedhof gelaufen und hätten dort Gräber verwüstet. Als Reaktion auf Beschwerden von Grabbesitzern errichtete die Stadt zunächst einen Zaun und zog dann in den ökologischen Krieg gegen Baum und Tier. Allein sechs Vogelarten sollen dort ihre Nistplätze haben.
Nicht nur, dass die Familie Fraund in Zukunft auf den Blick eines Natur-Kleinods verzichten muss und nun mit einer deutlich höheren Lärmbelästigung konfrontiert ist – schwerwiegend ist für sie auch die Frage, ob es rechtens ist, dass sich eine Behörde an privatem Eigentum vergreifen darf. Schließlich haben die städtischen Mitarbeiter ohne Genehmigung der Familie Fraund einfach ihren eigenen Grund und Boden betreten und auch noch Teile der privaten Grünanlage zerstört.
Die Stadt hält sich mit Antworten bedeckt. Sie habe sich bei der Familie entschuldigt und zugesichert, einen Ersatzstrauch zu pflanzen, teilte Pressesprecherin Christine Pfalz auf Anfrage mit. Alles andere sei in Absprache und mit Genehmigung der Eigentümer geschehen. Was die bestreiten. Man habe sich vor einiger Zeit darüber verständigt, die Brombeersträucher zu stutzen und das Gebiet vom Unterholz zu befreien. Auf keinen Fall sei ein Termin abgemacht worden und es sei auch keine Erlaubnis erteilt worden, ihr privates Grundstück zu betreten und als Abstellfläche zu nutzen.
Im Zusammenhang mit den 50 Wohneinheiten, die in Selhof-Süd geplant sind, soll eine abführende Straße direkt durch das jetzt radikal gerodete „Wäldchen“ führen.
Weiterhin teilten Anwohner mit, dass sie öfter schon stadtbekannte Immobilien- und Grundstücksmakler dort gesehen hätten.
Jestrüpp op de Dell is fott?. De Neuhoff kunt sich jrad nit drom kömmere, weil hä in Düsseldorf wor – glöv isch
Wenn Geschäftsdenken und Geldgier vor Menschlichkeit und sozialer Kompetenz kommen, entsteht so etwas.
„Einen Ersatzstrauch zu pflanzen…“ Das ist nicht mal ein schlechter Witz. Das ist noch weit unter der untersten Schublade.
Aber sie haben sich ja entschuldigt. Dann ist ja alles wieder gut…
Wo sind wir denn hier?
So kann man sich seine treuen Einwohner auch vergraulen.