Bad Honnef | Joseph Bellinghausen möchte mit seiner 500.000 EUR-Spende Großes schaffen: Eine Sporthalle für den Wettkampf, die Jugend und die Bad Honnefer Sportgemeinschaft.
Viele Talente verlassen die Stadt, weil sie nicht die Förderung erfahren, die sie für ihren Erfolg als Sportler brauchen. Vereine können sich nicht weiterentwickeln, weil Trainings- und Wettkampfmöglichkeiten fehlen.
Die Notwendigkeit besteht, um über die Zukunft des Sports in Bad Honnef und dem Siebengebirge ernsthaft nachzudenken. honnefshopping.de sprach mit Rainer Quink, Fraktionsvorsitzender der FDP im Stadtrat, über die Moral gegenüber Spendern und das Siebengebirge als Standort für Leistungssport.
honnefshopping.de: Würden Sie persönlich eine Spende für ein Projekt verwenden, das sich der Spender eigentlich ganz anders vorgestellt hat?
Rainer Quink: Nein. Das geht nicht. Eine Spende muss schon so verwendet werden, wie der Spender es möchte. Ansonsten muss man die Spende ausschlagen.
Es gibt kaum eine vergleichbare Stadt in Deutschland mit so vielen Vereinen und Sportangeboten wie Bad Honnef. Reichen Trainings-und Wettkampfmöglichkeiten für die eigentlich aus?
Das wollten wir auch wissen. Daher wurde das Sportentwicklungskonzept in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse der Analyse wurden zwar überwiegend kritisch bewertet. Die Feststellung, dass wir in unserer Stadt eine weitere wettkampffähige Halle benötigen, wird aber von allen Seiten anerkannt.
Wir denken noch sehr kleinteilig
Breitensport lebt vom Leistungssport und umgekehrt. Wäre es für die Sport- und Siebengebirgsentwicklung Ihrer Meinung sinnvoll, ein Sport- und Leistungszentrum mit großer Halle, Stadion und Hockeyplatz für das Siebengebirge anzudenken, zum Beispiel mit Standort Aegidienberg?
Natürlich kommt Aegidienberg als Standort infrage. Die Verkehrsanbindung ist durch den nahen A3-Anschluss gut. Leider ist die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmittel nicht optimal. Da wäre eine Verbesserung erforderlich. Aber der Telekom-Dome der Baskets steht ja auch nicht am Münsterplatz.
Der Bergbereich des Siebengebirges umfasst übrigens die Hälfte der Gesamtbevölkerung von Bad Honnef und Königswinter. Ich würde mich freuen, wenn wir auch die Chance hätten, in weiteren Sportarten in oberen Ligen mitzumischen. Im Basketball sind wir mit den Dragons schon lange dabei. Im Handball gibt es da vielversprechende Perspektiven. Leider denken wir immer noch sehr kleinteilig. Größere Dinge erfordern ein weiteres Denken. Die Sporthalle Am Sonnenhügel in Oberpleis hat eine Kapazität von 800 Zuschauern. Das ist schon gut.
Ein großes Leistungszentrum im Siebengebirge ist eine Vision, die ich als durchaus realisierbar ansehe, wenn wir im Siebengebirge endlich an einem Strang ziehen. Wer das nicht will, kriegt auch nichts hin.
Menzenberg: Ein echtes Filetstück mittendrin
Dann könnte die Joseph-Bellinghausen-Halle egal in welcher Größe der Grundstein und das Fundament für das Sportzentrum Siebengebirge sein. Hätte die Spende dann nicht eine noch viel größere Bedeutung für Bad Honnef und das Siebengebirge als eine solitäre dreiteilbare Zweifachhalle?
Ja, zweifellos. Da wir in der Zwischenzeit viel Zeit verloren haben, muss jetzt aber zügig Schritt für Schritt erfolgen. Ob wir dann letzten Endes das große Ziel erreichen können, hängt davon ab, wieviel Gestaltungswille da ist. Ein wesentlicher Grundstein ist durch die Spende von Herrn Bellinghausen gelegt. Wenn wir das Engagement der Vereine unterstützen und auch öffentlich klare Bereitschaft zeigen, ein Zukunftsprojekt angehen zu wollen, werden weitere Unterstützer dazukommen.
In Bonn sieht man übrigens bei der Festspielhaus-Tragödie, wie man ein Zukunftsprojekt zerstören kann. Das ist ein Schlag ins Gesicht der engagierten Befürworter um Herrn Grießl.
Bei Abriss der Sportanlagen an der Menzenberger Straße, die ja schon wegen fehlender Parkplatzmöglichkeiten nicht entwicklungsfähig sind, könnte die Stadt dort viel Geld mit dem Bau neuer Wohnmöglichkeiten, zum Beispiel für junge Familien, einnehmen. Sehen Sie das auch so?
Sollte das Menzenberger Stadion nicht mehr sanierungsfähig sein, brauchen wir im Tal Ersatz. Als Standort wäre sicher die Freifläche in Selhof-Süd, die wir für Institutionen reserviert haben, gut geeignet. Da gäbe es auch ausreichend Parkplätze. Wenn wir mal annehmen, dass eine solche Entwicklung sich ergeben würde, wäre selbstverständlich diese Lage (Menzenberger Straße) ein hervorragendes Wohnbaugebiet. Ein echtes Filetstück mittendrin.
Hinter einem „Projekt Leistungszentrum“ könnten sich die Bürger des Siebengebirges versammeln
Ließe sich mit diesem Geld, kommunaler, nationaler und europäischer Förderung und Sponsorengeldern der Betriebe in den Gewerbegebieten in Aegidienberg und Oberpleis ein Großteil des Projektes umsetzen?
Wenn man ein solches Projekt will, kann man es umsetzen. Die Frage ist nur, wie man da ran geht: Denkt man an Ortsteilversorgung oder an ein regionales Angebot? Dann muss man aber auch Kontakte knüpfen.
Die Nähe zur Autobahn, weniger Verkehr in Selhof – man könnte doch dann sogar auf die Bebauung von Selhof Süd verzichten. Wären es für Sie aus umweltpolitischen Gründen interessant, über ein Sport- und Leistungszentrum in Aegidienberg nachzudenken, vorausgesetzt, die Sportanlagen an der Menzenberger Straße würden zurückgebaut?
Auf die minimale Zusatzbebauung in Selhof-Süd von lediglich 50 Wohneinheiten wollen wir nicht verzichten. Hier werden wir nicht wortbrüchig. Bei der Art der Bebauung kann man allerdings auch mal andere Wege gehen, wie die einer Stadthaus-Architektur. Die verbraucht wenig Fläche und sollte auch optisch ansprechend sein. Beim Bauen brauchen wir einfach wieder mehr Ideen und ein Gespür für Ästhetik.
Das eine würde ich also mit dem anderen nicht verknüpfen. Ein Sport- und Leistungszentrum kann ein Projekt sein, hinter dem sich die Bürger des Siebengebirges versammeln.
Es ist an der Zeit, gemeinsam zu handeln.
Ich freue mich, dass ein Bad Honnefer Politiker derartig offen den Sport der Bürger unterstützen möchte. Erstaunt bin ich aber, dass dies ein Widerspruch zu einigen Beschlüssen im Rat ist. Warum redet man nur? Warum packt man es nicht an? Vier Jahre ist es her…..
In diesem Zusammenhang verweise ich auch auf die Leserbriefe Honnefer Sportvereine.