Bad Honnef darf keine Schlafstadt werden! Ja, warum denn eigentlich nicht. Das mal was verschlafen wird, das kennen wir ja schon – aber warum soll ich denn jetzt nicht mehr in Honnef schlafen dürfen.
Als ich mit meiner Arbeit noch Geld verdienen musste, habe ich das zum größten Teil außerhalb Honnefs getan, auch weil es da mehr zu verdienen gab. Die meisten Honnefer machen das heute genauso – oder nicht? Vielleicht kann mal einer ne Statistik über das Fluktuations-Verhalten der Honnefer, wenn es um die Arbeit geht, vorlegen.
Ist es denn verwerflich, wenn nun z.B. Telekom-Mitarbeiter in Honnef wohnen (und schlafen)? Das Geld, was sie in ihren Jobs verdienen, gäben sie sicher auch gerne in Honnef aus. Würde ich auch gerne in Honnef ausgeben, wenn ich im neuen zentralen Parkplatz Luisenstraße, von mir aus auch im dritten Stock, parken kann und fußläufig das Angebot der Honnefer Einzelhändler sondiere, die dann jedoch endlich mal kapieren müssten, das perfekter Service eben kein Schimpfwort ist, dass man Kunden mit Unfähigkeit, Uninformiertheit und schlechter Laune zur Weißglut bringen kann. Wenn ich im Internet mehr fachliche Kompetenz geboten bekomme – sofort, mit ausgesuchter Höflichkeit – muss ich mir nicht lamentieren lassen, dass mit den Scheiß-Internet alles den Bach runter gegangen ist.
Dann frage ich mich schon, ob ich hier noch schlafen darf und summe mit Howard Carpendale „Honnef…wenn alles schläft…“ und werde unsanft aufgeweckt: Nein, nicht durch das Hecheln des Lastenradfahrers vom Kiezkaufhaus (wer hat sich bloß so nen Namen ausgedacht. Unter Kiez habisch mir immer was total anderes vorgestellt).
Ab jetzt soll es anders werden. Wirtschaftswachstum muss her. Vorher sollten es noch Wohnungen sein. Weil es aber dafür keinen oder zu wenig Platz gibt, man Immis nicht auf Müllhalden neben der Bahntrasse kasernieren kann, machen wir mal n bisschen Wirtschaftswachstum. Alle machen mit bei Aufwecken, Ausschuss-Erwecken.
Ich sehe schon rauchende Schlote vorm Avendi, der rußgeschwärzte Löwe fällt vom Sockel, Elektrosmog wabert Hohenhonnef hoch. Endlich lodern die Feuer. Im Kurpark und unterm Arsch. Ganz Honnef arbeitet. Zwangsrekrutierungen von rüstigen Rentnern, schläfrigen Pensionären, geldzählenden Privatiers. Honnefer, das habt ihr euch sicher anders vorgestellt. Keine Faulenzer mehr in Honnef. Honnef schafft an. Aber mein Bett kriegt ihr nicht dafür.
Josef Thienen