Bad Honnef – Harte Analyse, wenig schmeichelhaft für die Stadt: Grüne und SPD werfen der Verwaltung vor, „Maßnahmen von Wirtschaftsförderung und Tourismus weitgehend ohne Beteiligung möglicher Partner oder Betroffener“ in der Vergangenheit durchgeführt zu haben. Die Honnefer seien nicht einbezogen worden, die gewählten Bürgervertreter*innen ebenso wenig. Digitalisierung spiele nicht die notwendige Rolle, der gesamte Bereich der Wirtschaftspolitik sei intransparent.
Das soll sich nach dem Willen von SPD und Grünen in der neuen Ratsperiode ändern. Ein eigener Ausschuss soll der Aufgabe mehr Gewicht geben. Den Verwaltungsvorschlag, das Thema in einem nichtöffentlichen Unterausschuss zu behandeln, halten beide Fraktionen für den falschen Weg.
In Zukunft wollen die beiden Parteien nicht mehr von Stadtmarketingmaßnahmen mit Herzchen im Stadtwappen überrascht werden. „Wirtschaftsförderung ist viel mehr als Logos und Branding“, so Guido Leiwig, wiedergewählter Fraktionsvorsitzender der SPD. Es gehe darum, dieser schon lange andauernden wirtschaftlichen Krise der Stadt endlich systematisch zu begegnen.
Nach der Corona-Pandemie müsse Wirtschaftsförderung neu konzipiert werden, so die Vorstellung der SPD und der Grünen. „Krisen bieten auch die Chance, mit neuen Ideen und Innovationen überzeugende Entwicklungen in Gang zu setzen“, ist Frederic Fraund, neuer Sprecher der Fraktion der Grünen, überzeugt. Er verweist auf Digitalisierung als inzwischen grundlegenden Aspekt auch der Ökonomie und die damit verbundenen Erfahrungen der letzten Monate mit ihren zahlreichen innovativen Lösungsansätzen.
„Bad Honnef darf nicht zur Schlafstadt verkommen“, fordern Fraund und Leiwig. „Deshalb müssen wir uns alle gemeinsam um die Sorgen derer kümmern, die in der Stadt für Arbeitsplätze sorgen.“
Zu den Aufgaben werde es gehören, neue Arbeitsmodelle und Arbeitsorte für Jungunternehmer*innen vor allem aus der IT- sowie Dienstleistungsbranche zu finden. Zum Beispiel Angebote für Shared Office und Coworking in leerstehenden Ladenlokalen, die dann Start Ups Schreibtisch, Technik, Tagungsräume und nicht zuletzt Firmenadressen bieten könnten. Die Digitalisierung in allen Lebens- und Arbeitsbereichen der Stadt werde eine entscheidende Rolle spielen, ob Bad Honnef eine gute Chance hat, sich wirtschaftlich erfolgreich zu entwickeln, so die Voraussage der beiden Parteien.
Grüne und SPD trauen den Wirtschaftsakteuren und Geschäftsleuten, aber auch den Bürger*innen selbst einen wirkungsvollen Beitrag in solcher Entwicklung zu. Catharina Jäger, ebenfalls neue Sprecherin der Grünen Fraktion: „Transparenz und Teilhabe aller Interessierten sind wichtig und fördern Aussichten auf Erfolg.“ Es werde auch dem Rathaus helfen, „hohe Qualifizierung und Fachkompetenzen in der Stadt zu nutzen“.
Dem stetigen Niedergang Bad Honnefs als Anziehungspunkt für Gäste von außerhalb müsse in gemeinsamer Anstrengung wirkungsvoll entgegen getreten werden, betont Guido Leiwig. Jäger will ein ein neues Bad Honnefer Leitbild für Tourismus, mit Ausrichtung auf neue Kundschaft, unter Konzentration auf Kurzurlaub, Wochenendreisen, Tagesbesuche und Naherholung, wozu auch Einkaufserlebnisse von Qualität gehörten. Mit der IUBH als Hochschule für Tourismus bieten sich ihrer Meinung nach durch Kooperation weitere Chancen.
Die Stadt brauche einen eigenständigen Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Tourismus und Digitalisierung, so die Fraktionen von SPD und Grünen. Das Thema dürfe nicht in einen nicht öffentlichen Unterausschuss verbannt werden. „Ein Unterausschuss im Finanzausschuss wäre absehbar der Garant für Bürokratie und Debatten im tatsächlich luftleeren Raum“.
Bad Honnef darf keine Schlafstadt werden!
Ja, warum denn eigentlich nicht. Das mal was verschlafen wird, das kennen wir ja schon – aber warum soll ich denn jetzt nicht mehr in Honnef schlafen dürfen.
Als ich mit meiner Arbeit noch Geld verdienen musste, habe ich das zum größten Teil außerhalb Honnefs getan, auch weil es da mehr zu verdienen gab. Die meisten Honnefer machen das heute genauso – oder nicht? Vielleicht kann mal einer ne Statistik über das Fluktuations-Verhalten der Honnefer, wenn es um die Arbeit geht, vorlegen.
Die wirklich Reichen leben in Bad Honnef, hieß es jahrelang. Haben sie, die Reichen – was immer man sich darunter auch vorstellen muss – auch in Honnef gearbeitet für ihren Reichtum? Viele Jahre war meines Wissens Honnef die Schlafstadt vieler MdBs und anderer Mitarbeiter der Bonner Republik. Ohne Home-Office ging’s morgens ab nach Bonn. Ob zum Arbeiten sei mal dahingestellt.
Ist es denn verwerflich, wenn nun z.B. Telekom-Mitarbeiter in Honnef wohnen (und schlafen)? Das Geld, was sie in ihren Jobs verdienen, gäben sie sicher auch gerne in Honnef aus. Würde ich auch gerne in Honnef ausgeben, wenn ich im neuen zentralen Parkplatz Luisenstraße, von mir aus auch im dritten Stock, parken kann und fußläufig das Angebot der Honnefer Einzelhändler sondiere, die dann jedoch endlich mal kapieren müssten, das perfekter Service eben kein Schimpfwort ist, dass man Kunden mit Unfähigkeit, Uninformiertheit und schlechter Laune zur Weißglut bringen kann. Wenn ich im Internet mehr fachliche Kompetenz geboten bekomme – sofort, mit ausgesuchter Höflichkeit – muss ich mir nicht lamentieren lassen, dass mit den Scheiß-Internet alles den Bach runter gegangen ist.
Dann frage ich mich schon, ob ich hier noch schlafen darf und summe mit Howard Carpendale „Honnef…wenn alles schläft…“ und werde unsanft aufgeweckt: Nein, nicht durch das Hecheln des Lastenradfahrers vom Kiezkaufhaus (wer hat sich bloß so nen Namen ausgedacht. Unter Kiez habisch mir immer was total anderes vorgestellt). Ab jetzt soll es anders werden. Wirtschaftswachstum muss her. Vorher sollten es noch Wohnungen sein. Weil es aber dafür keinen oder zu wenig Platz gibt, man Immis nicht auf Müllhalden neben der Bahntrasse kasernieren kann, machen wir mal n bisschen Wirtschaftswachstum. Alle machen mit bei Aufwecken, Ausschuss-Erwecken. Ich sehe schon rauchende Schlote vorm Avendi, der rußgeschwärzte Löwe fällt vom Sockel, Elektrosmog wabert Hohenhonnef hoch. Endlich lodern die Feuer. Im Kurpark und unterm Arsch. Ganz Honnef arbeitet. Zwangsrekrutierungen von rüstigen Rentnern, schläfrigen Pensionären, geldzählenden Privatiers. Honnefer, das habt ihr euch sicher anders vorgestellt. Keine Faulenzer mehr in Honnef. Honnef schafft an. Aber mein Bett kriegt ihr nicht dafür. Josef Thienen