Reichspogromnacht. Bad Honnef gedenkt. Und das ist wichtig.

Auch in Bad Honnef haben die Nazis ihr Unwesen getrieben, Juden wurden verfolgt und deportiert, Hitler wurde zum Ehrenbürger ernannt. Ein mittlerweile verstorbener Honnefer Buchhändler erinnerte sich zu Lebzeiten an einen Schulkameraden, der plötzlich verschwunden war; in der Rommersdorfer Straße habe man Schreie aus einem Haus gehört. Niemand habe etwas unternommen. Dann fing er – in hohem Alter – in seinem Sessel in der Bücherei an zu weinen.

Es gab andere furchtbare Geschichten. Zeitzeugen, die sich noch erinnern können, wollen nicht darüber sprechen. Überhaupt findet dieses zeitgeschichtliche Kapitel in Bad Honnef wenig Aufmerksamkeit.

So werden manche nicht wissen, dass das Feuerschlösschen auf dem Sibi-Gelände den Nazis als Gauführerschule diente  und bereits 1929 im Sieg­kreis neun Nazi-Orts­grup­pen mit 197 Mitgliedern bestanden, darunter 22 aus Honnef und 14 aus Rhöndorf.

Im Mai 1930 kam es in Hon­nef im Ver­lauf ei­ner Ver­an­stal­tung mit Nazis zu ei­ner Schie­ße­rei, bei der acht Men­schen ver­letzt wur­den. Später tötete ein Nazi einen Selhofer Kommunisten.

Nach der Reichs­tags­wahl im Sep­tem­ber 1930 erhöhte sich der Stimmanteil der Nazis in Hon­nef von un­ter 1 auf 16,6 Pro­zent, mehr als in Königswinter. Zwei Jahre später waren es schon 25,8 Pro­zent, ein weiteres Jahr danach 33,1 Prozent.

Im März 1933 wurden in Hon­nef Ju­den miss­han­delt. 1935 musste die Metz­ge­rei­ des jüdischen Unternehmers Leo­pold schließen, 1936 die Mö­bel­fa­brik des Unternehmers Salm. Im sel­ben Jahr brann­te am 10. No­vem­ber die Syn­ago­ge in der unteren Kirchstraße in Hon­nef. Dort, wo jedes Jahr an das furchtbare Geschehen erinnert wird.

So wird es auch am 9.11.2018 wieder sein. Das ist gut so. Das ist wichtig. Heute mehr denn je. Denn: Geschehnisse in anderen deutschen Städten zeigen, dass bereits wieder eine Saat gelegt ist, die dabei ist aufzugehen.

Deshalb: Bad Honnef muss sich mehr als einmal im Jahr an seine Vergangenheit erinnern, bevor es irgendwann heißt: Haben wir nicht gewusst.

Der hautnah-Kleinkunstkeller veranstaltet am 10. November 2018 im Hontes am Markt einen Kulturabend mit Klezmermusik und Texten vom Heimatdichter „Et Freudeblömche“ über die Zeit des Nationalsozialismus in Bad Honnef. Vorgelesen werden sie von Willi Birenfeld, der als Kind den Brand der Synagoge miterlebt hat. Der Eintritt ist frei.

Lesen Sie hier mehr über die wenig ruhmreiche Geschichte Bad Honnefs während der Naziherrschaft.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.