Bonn – Die Arbeiten für die nachhaltige Sanierung des Rheinauensees gehen weiter voran: Der äußere östliche Teil des Gewässers ist bereits vollständig saniert und wieder mit Wasser befüllt. In weiteren kleineren Abschnitten der östlichen Seehälfte finden derzeit verschiedene Arbeitsschritte parallel statt. Bei einem Pressetermin vor Ort informierten die Stadt und das beauftragte Fachunternehmen über den Stand der Sanierung.
Am äußeren östlichen Ende des Rheinauensees bekommen Spaziergänger*innen bereits einen Eindruck, wie das sanierte Gewässer künftig aussehen wird: Dieser Seebereich ist vollständig entschlammt und am Grund des gereinigten Sees wurde Sand aufgebracht. In diese 15 Zentimeter dicke Schicht wurden Makroalgen gepflanzt, welche schädliches Phosphat im Wasser binden und so verhindern, dass andere unerwünschte Algen im Rheinauensee wachsen. An den Überläufen und Ablässen wurde Sandvlies verlegt, damit der Sand an diesen Stellen nicht fortgespült wird.
Taucher pflanzen Makroalgen
Der Teil in der Mitte ist ebenfalls fertig entschlammt und mit Sand befüllt. Hier wird derzeit das Wasser wieder eingelassen. Für Mitte Mai ist in diesem Seebereich die nächste Pflanzaktion geplant: „Die nützlichen Makroalgen können erst gepflanzt werden, wenn das Wasser wieder eingelassen ist. Die Gewässerexperten des beauftragten Gutachterbüros können für die Pflanzungen in den flacheren Uferbereichen mit Wathosen in den See gehen, in den tiefen Bereichen sind dafür Tauchgänge notwendig“, erklärt Thomas Pätzold vom Amt für Umwelt und Stadtgrün.
In den übrigen Abschnitten der östlichen Seehälfte finden aktuell verschiedene Arbeitsschritte parallel statt. In der Nähe der Südbrücke wird derzeit Sand aufgebracht. Für den gesamten See werden rund 27.000 Tonnen benötigt – das entspricht etwa 1.000 LKW-Ladungen. Gleichzeitig werden defekte Schieber repariert sowie die Ufermauer saniert. Hierbei werden im gleichen Stein auch Ausstiegshilfen für die Tiere gebaut.
An anderen Stellen wird noch der Schlamm zusammenschoben, über Siebe in seine Korngrößen getrennt und mithilfe von Zentrifugen entwässert. Die unterschiedlichen Bestandteile können so getrennt abtransportiert und deponiert bzw. aufbereitet und weiter genutzt werden. Die Entsorgung des Schlamms ist auf diese Weise nachhaltig und am kosteneffizientesten. Um die Arbeiten zu beschleunigen, hat das beauftragte Fachunternehmen Kurstjens eine zweite Zentrifuge aufgestellt.
Schlammmassen übersteigen die Erwartungen
Bereits 1.130 Tonnen entwässerter Schlamm wurden aus der Rheinaue abtransportiert. Das übertrifft deutlich die Erwartungen, zumal die Entschlammung der zweiten westlichen Seehälfte noch nicht begonnen hat. Für den gesamten See hatten Stadt und Gutachterbüro aufgrund einer Rastermessung zunächst 1.650 Tonnen entwässerten Schlamm prognostiziert. Derzeit gehen die Experten davon aus, dass rund 800 Tonnen zusätzlicher Schlamm aus dem See geholt und abtransportiert werden müssen.
„Der See hat eine sehr amorphe Form – nicht nur äußerlich, sondern auch der Grund des Sees weist äußerst unterschiedliche Tiefen auf. Die Hochrechnungen sind deswegen nur bedingt belastbar“, erklärt David Baier vom Amt für Umwelt und Stadtgrün. „Gründelnde Fische wie Karpfen und Brassen wirbeln zudem große Massen Schlamm auf. Diese Schwebstoffe können bei Messungen nicht erfasst werden, sondern werden erst sichtbar, wenn sie sich beim Ablassen des Wassers am Grund absetzen“, so Baier. Auch das Herbstlaub aus dem vergangenen Jahr hat seinen Anteil an den großen Schlammmassen.
Wie bei allen Baumaßnahmen macht sich der drastische Anstieg der Kraftstoffpreise insbesondere bei der Rheinauensee-Sanierung und dem Transport großer Massen Schlamm, Kies und Sand bemerkbar: Einige Transport-Unternehmen mussten den Betrieb vollständig einstellen. Daher kann aktuell nur die Hälfte der geplanten Materialtransporte zeitgleich durchgeführt werden. Sollte die aktuelle Lage konstant bleiben, rechnet die Stadt damit, dass die Seesanierung im August abgeschlossen werden kann. Die hohen Energiekosten sowie die enormen Schlamm- und großen Kiesmassen werden die geschätzten Kosten von rund 4,8 Millionen Euro um voraussichtlich 775.000 Euro erhöhen. Für die Sanierung der Uferbereiche gibt es 175.000 Euro aus dem Denkmalförderprogramm des Landes.
Wasserspiegel im Westen wird abgesenkt
Die westliche Seehälfte wird nach dem Vorbild der östlichen Seehälfte in den kommenden Wochen saniert. Dafür wird der Wasserspiegel bereits jetzt langsam abgesenkt. Biologen und Limnologen des Fachbüros Limnoplan fangen dabei die Fische ab, um sie in den bereits sanierten Seebereich umzusetzen. Bei der ersten Fischaktion Anfang Februar hatten die Fachleute rund 1.000 Fische aus der östlichen Seehälfte geholt, darunter Aale, Hechte, Rotfedern, Schleien und Flussbarsche. Auch bis zu 40 Kilo schwere Karpfen waren dabei, diese werden allerdings in andere Gewässer gebracht, weil sie sonst die neue Bepflanzung im Rheinauensee abfressen würden. Invasive Arten, wie zum Beispiel Sonnenbarsch und die Marmorgrundel, werden nach EU-Vorgaben dem Gewässer entnommen, weil sie sonst heimische Arten weiter verdrängen und Schaden im sanierten See anrichten würden.