Bad Honnef – Mit großem Herz, Situationskomik, fein beobachtetem Alltag und biografisch Erlebtem präsentierte die deutsch-türkische Comedian Senay Duzcu aus Köln ihr Bühnenprogramm im ausverkauften hautnah-Keller in der Bergstrasse. „Ich bin halb, halb. Mein Name ist urbayerisch: das Bier geht scheen nei.“ Mit sicherem Gespür für ethnische und menschliche Besonderheiten („billig aussehen ist echt teuer“), insbesondere im deutsch-türkischen Zusammenleben. Wünscht die türkische Schwiegermutter ihrem Schwiegersohn tausend Blumen und nur das Allerbeste, sagt die deutsche „Hals- und Beinbruch“, „Es wird schon schiefgehen.“ oder „Freu Dich nicht zu früh.“
Duzcu’s Botschaft: Menschen kulturell zusammenbringen, nicht das Trennende, sondern das Verbindende schätzen.
Stoff und Ideen findet sie in der U-Bahn, in sozialen Brennpunkten, im wirklichen, weniger im Instant-Leben der social-media-Gemeinden. „Wir sind so distanziert geworden, dass wir eine SMS schicken und fragen: „Kann ich dich anrufen?“ Dann kommt eine SMS zurück: geht nicht, schlafe schon.“
Senay Duzcu ist studierte Architektin, hochbegabt und Legasthenikerin. Sie rechnet scharf mit der Ritalin-Praxis ab: „Lasst die Kinder auf Bäume klettern“, und sieht auch eine gute Seite in der Lese- und Rechtschreibschwäche: „Der amerikanische Geheimdienst hört auf, Deine Mails zu lesen.“
Duzcu bezeichnet sich selbst als deutsch-türkische Feministin, die sich gegen erhebliche Widerstände (Schule, Ausbildung, Studium) als Frau und Akademikern durchgesetzt hat. So gibt sie vor allem den Frauen den Rat: „Träumt Euren Traum. Denkt an mich.“
Der auch intellektuell anregende, nachdenkliche wie unterhaltsame Abend endete mit zwei Zugaben, eben auch mit dem Zappel-Phillipp-Song „ADHS“ nach der Vorlage „YMCA“ von Village People, den das Publikum engagiert mit intonierte. (H.G.)