Bad Honnef – Man möchte meinen: HFV paradox! Beide Seniorenmannschaften des FV Bad Honnef und die A-Jugendlichen steigen am Ende dieser Saison ab. Die „Erste“ in die Bezirksliga, die „Zweite“ in die Kreisklasse C, die Kids verlassen die Mittlerheinliga, in die sie 2019 aufgestiegen waren. Trainer war seinerzeit Benny Krayer, heute Coach der ersten Mannschaft. Trotzdem macht der Verein seinen (allen) Aktiven ein tolles Geschenk: Sie bekommen einen neuen Kunstrasen. Am 17. Juli beginnen die Arbeiten, pünktlich zu Beginn der Saison 2023/24 soll alles fertig sein. Was ist nur bei den Grün-Weißen los?
Alles im grünen Bereich. 1932 nahm der HFV seinen Sportplatz an der Asbacher Straße (heutiger Sportplatz Schmelztal) in Betrieb. Er gehört jetzt der Ludwig-Solzbacher-Stiftung. Die Fußballer haben ihn gepachtet, kümmern sich um alles und bezahlen auch alles selbst. Wie sie auch den Kunstrasenplatz bezahlt haben, der 2008 im Schmelztal angelegt wurde. 600.000 EUR mussten dafür aufgebracht werden.
Der Zahn der Zeit nagte an der Spielfläche. Zig Flicken lassen sie mittlerweile eher als Kunstwerk erscheinen, denn als Bodenbelag, auf dem man unbekümmert Fußball spielen kann. Nun ist der Kunstrasen endgültig hinüber.

Damals, 2008, war Lothar Paulsen Präsident, und er erzählt heute noch gerne, dass der Verein den Batzen Geld in Kooperation mit der Solzbacher-Stiftung und Handwerksbetrieben selbst heranschaffte. Von dieser Verfahrensweise will und kann der aktuelle Vorstand mit Martin Brinsa, Dr. Stephan Göckeler und Markus Osterbrink nicht abweichen. Wie auch: Gelder von der Stadt oder anderen öffentlichen Stellen gibt es nicht. Es geht nur mit Eigenmitteln. Die Summe ist nicht unerheblich. 260.000 EUR bis 270.000 EUR müssen für die neue Kunstfaser und weitere Arbeiten, die mit der Platzerneuerung in Zusammenhang stehen, berappt werden. 100.000 EUR aus Rücklagen setzt der HFV ein, weitere rund 160.000 EUR werden erst einmal fremdfinanziert, müssen dann aber über Spenden und andere Wege zurückgezahlt werden. Ein Naturrasen komme nicht in Betracht, der wäre bei der hohen Nutzung durch die vielen Mannschaften schnell unbespielbar, erklärt Vorstand Martin Brinsa.
Das Trio Brinsa, Göckeler und Osterbrink ist sich der Risiken seines Plans sicherlich bewusst. Wird die Fremdfinanzierung über beispielsweise Spenden nicht abgelöst, sieht’s vermutlich düster aus im Schmelztal. Allerdings traut man den Führungsprofis nicht wirklich zu, auch nur gedanklich die Möglichkeit eines Super-Gaus in Betracht zu ziehen. Eher machen sie den Eindruck, als würden sie im Ernstfall zum Vorteil des Vereins drei Jahre später in Rente gehen. Sicher ist: perspektivisch müssen 160.000 EUR her. Die Alternative: Schluss mit Fußball im Tal.
Wir schaffen das, irgendwie, hat zwar bei der kleinen Pressekonferenz heute Abend im Eckfähnchen niemand laut gesagt. Aber Szenekenner wissen, je schwieriger sich eine Aufgabe beim HFV darstellt, desto stärker rückt der Glaube an die Identität mit Verein, Bad Honnef und dem Fußball ins Zentrum des Handlungsplans. Martin Brinsa zeigt im Clublokal mit dem Finger auf die Stelle, an der sein Herz schlägt, wo man die Seele vermuten kann. Nur damit geht es! Einmal HFV, immer HFV!

So wird sich bei der Gesamtfinanzierung des Kunstrasenplatzes das Erfolgsrezept letztlich durchsetzen, das die Grün-Weißen alljährlich auf dem Platz anwenden: der Zusammenhalt ist groß, in jeder Brust schlägt ein grün-weißes Herz und am Ende hätt alles noch immer jot jejange.
Auch für die Landesligamannschaft wird trotz Abstiegs alles gut werden. 16 Spieler der aktuellen Mannschaft haben zugesagt, auch in der Bezirksliga für den HFV aufzulaufen. Bekannt ist, dass sich zwei erfahrene Spieler aus der Region in der neuen Saison das Honnefer Trikot überstreifen werden. Schade: Tobias Reuter wird den Verein Richtung Ahrweiler verlassen. Das Ziel für die kommende Saison hat der Vorstand heute Abend klar formuliert: „Wir wollen direkt wieder aufsteigen.“
Dieser Masterplan hat in seiner Deutlichkeit selbst Betreuer und Fußball-Urgestein Bum Krüger überrascht. Der will die ersten Spiele abwarten, bevor er Prognosen stellt. Und Coach Benny Krayer, über den Martin Brinsa sagt, wir haben hier einen Super-Trainer? Vielleicht hilft ihm die kirchliche Trauung vom vergangenen Samstag nicht nur zu einem noch größeren Sprung in den siebten Himmel der Liebe, sondern in der nächsten Saison mit seinem Team auch zum Sprung auf einen Aufstiegsplatz.
Heute Abend hat der HFV auf eigenem Platz gegen Aufstiegsaspirant Homburg-Nümbrecht eine Niederlage zugelassen: 0:3 (0:1). Tore: 0:1 Kilian Seinsche 5., 0:2 Kilian Seinsche 65., 0:3 Robin Brummenbaum 87.
Mit der Unterschätzung der eigenen Stärke wird es ja dann ab August vorbei sein müssen. Auf, ihr Grünen!
