Bad Honnef. Am 11. November fanden die diesjährigen Deutschen Meisterschaften im Karate (Ü30) in Ilsenburg (Harz) statt. Wieder mit am Start war SIBI-Lehrer Jochen Krämer vom Karate Club Bushido Bonn.
In der Disziplin Kumite (Zweikampf) musste sich Krämer im Schwergewicht leider schon im Viertelfinale dem späteren Sieger Alexej Steinle aus Hessen mit 1:3 Treffern geschlagen geben, konnte in der darauffolgenden Trostrunde jedoch alle weiteren Kontrahenten klar bezwingen und sicherte sich somit die Bronzemedaille.
In der Disziplin Kata (Formenlauf) lief es noch besser: In allen drei KO-Vorrunden dominierte Jochen Krämer seine Kontrahenten klar mit 4:1, 5:0, 5:0 und sicherte sich damit den Einzug ins Finale. Dort setzte er sich mit einer stark präsentierten Kata „Unsu“ gegen seinen Landesgefährten Maxim Arutunyan aus NRW mit 4:1 Kampfrichterstimmen durch und verdiente sich so die Goldmedaille.

Noch vor einem Jahr sicherte sich Jochen Krämer auf der Deutschen Meisterschaft in Bielefeld ebenfalls die Plätze Eins und Drei, jedoch in der jeweils umgekehrten Disziplin. Normalerweise spezialisieren sich die meisten Karate-Athleten auf eine von ihnen. Krämer hat nun eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass es auch möglich ist, beide Disziplinen zu dominieren: „Ich habe mich darüber extrem gefreut, fast noch mehr als über den letzten Titel. Das ist beinahe so, als hätte man in der Leichtathletik sowohl im Marathon als auch beim 100m-Sprint gewonnen: In beiden Disziplinen geht es irgendwie ums Laufen, aber eigentlich sind es zwei völlig verschiedene Dinge.“
Über einen Ruhestand denkt Krämer trotzdem nicht nach: „Der Weg des Karate endet nicht mit Wettkampferfolgen oder Gürtelprüfungen, sondern ist eine Lebensphilosophie. Karate bedeutet, ein Leben lang an sich selbst zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln, nicht nur in der Kampfkunst. Die absolute Perfektion kann sowieso niemand erreichen. Sportlich könnte es jetzt zum Ziel werden, einmal in beiden Disziplinen gleichzeitig im Finale zu stehen. In der Schule gibt es ja schließlich auch Schülerinnen und Schüler, die sowohl in Fremdsprachen als auch in Naturwissenschaften gleichzeitig zu den Besten ihrer Stufe gehören…“
Am Siebengebirgsgymnasium unterrichtet Jochen Krämer Mathematik und Physik. Er leitet die Karate-AG und zusammen mit einigen engagierten Schülerinnen aus der Oberstufe gemeinsam regelmäßig Projekt-Kurse zum Thema Selbstverteidigung. Vorkenntnisse oder Talent müssen dabei nicht von den Jugendlichen mitgebracht werden: „Die Bedeutung von Talent wird gerne mal überschätzt. Sind Anstrengungsbereitschaft und Durchhaltevermögen nur groß genug, lässt sich auch ganz ohne Talent sehr viel erreichen! Das gilt für den Sport, den Schulunterricht und das gesamte Leben!“