Siegfriedfelsen: Verteuert Gutachter auf Grund falscher Annahmen die Weinbergrettung?

Bad Honnef | Auf die Freude über den Lösungsansatz der Bezirksregierung folgt Frust. Wer soll das alles bezahlen, wird auf Facebookseiten permanent gefragt?

Nach Ansicht von Jörg Haselier, CDU, gibt es eigentlich keinen Grund, sich nicht aufzuregen. Ihm geht das Beamtendenken und das Sicherheitsgehabe ziemlich gegen den Strich: „Dann können wir ja gleich auch die Alpen sperren.“

Natürlich ist er zunächst darüber erleichtert, dass es weitergeht: „Unter allen Umständen muss der Weinanbau am Drachenfels erhalten bleiben.“

Viel Unverständnis herrscht bei dem betroffenen Winzer Karl-Wilhelm Pieper. Er zweifelt das vom Geologischen Dienst bei Prof. Dr.-Ing. H. Düllmann in Auftrag gegebene Gutachten an und wird dabei unterstützt von Dr. Johannes Feuerbach, der in Piepers Auftrag ebenfalls eine Expertise erstellt hat.

Um wieder in den Weinbergen arbeiten zu können, muss nun ein Schutzzaun montiert werden, der Felsblöcke mit einem Gewicht von mindestens 5,7 Tonnen aufhalten kann. Dabei geht Düllmann von Felsabgängen mit einer Blockgröße von 3 Kubikmetern aus. Die soll es dort laut Feuerbach im südlichen Bereich des Siegfriedfelsens gar nicht gegeben haben, sondern im westlichen Bereich. Feuerbach: „Es ist aus geotechnischer Sicht nicht nachvollziehbar, die max. Blockgröße eines potenziellen Felssturzereignisses im Bereich Siegfriedfelsen Süd aus dem Ereignis im Bereich Siegfriedfelsen West zu ermitteln.“

Auch bei der Bewertung der Steinschlagsimulation kommen die Gutachter zu unterschiedlichen Ergebnissen. Während das Büro Düllmann bei der Simulation eine Kugel-Blockform empfiehlt, geht Feuerbach davon aus, dass man mit einer zylindrischen Blockform zu authentischeren Ergebnisse kommen würde. „Die Zylinderform beinhaltet runde und kantige Elemente und ähnelt daher der Form natürlicher Felsblöcke“.

Unterschiedlicher Auffassung sind die Gutachter gleichfalls bezüglich der Sturzbewegungen der Felsblöcke. Bei Düllmann können die bis zu 45 Grad verspringen, bei Feuerbach folgen herabstürzende Gesteinsblöcke überwiegend der Falllinie des Hanges. Es reiche, von einem 15-Grad-Winkel auszugehen.

Von Bedeutung sind auch die unterschiedlichen Bewertungen bei der Platzierung der 180 Meter langen Zauntrasse. Nach Düllmann muss der Zaun in der Mitte zwischen Weinbergweg 1 und 2 stehen, die Steinschlagsimulation Feuerbachs hat ergeben, dass ein Fangzaun am talseitigen Rand des Weges Nr. 1 alle abstürzenden Blöcke aufhielte.

Feuerbach: „Das Büro Düllmann hat keine eigenen Berechnungen beigefügt, in denen unsere Steinschlagsimulationen nachvollzogen wurden; dies entspricht nicht den anerkannten Regeln der Technik. Sämtliche Aussagen zu unseren Berechnungen sind spekulativ.“

Winzer Pieper hat für so viele Bürokratismus kein Verständnis: „Nicht zu fassen, was uns und die Steuerzahler diese Erbsenzählerei kosten kann.“ Dabei ist die Finanzierungsfrage noch gar nicht geklärt. Der Geologische Dienst war am späten Nachmittag nicht zu erreichen.

 

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