Bad Honnef – Als es nach der Wahl Otto Neuhoffs zum Bürgermeister im Jahr 2014 um Parkplätze in Rhöndorf ging, versammelte sich im Nu die komplette Verwaltungsspitze vor Ort und suchte nach Lösungen. Dann mussten beispielsweise prompt Blumenkübel in der Löwenburgstraße für motorisierte Vierräder weichen.
Seit dem 12.11.2020 hat der Honnefer Vorzeigeort ein akutes Tierschutzproblem. An diesem Tag verbaute Straßen.NRW den Tauben an der Unterführung zum Bahnhof, unterhalb der B42, den Zugang zu ihren Schutzorten. Nun verwahrlosen und sterben sie dort zusehends und stellen somit ein größeres Problem dar, als zuvor.
Bislang ging es nur um die Verunreinigung durch Taubenkot. Den gibt es jetzt neben Tierquälerei zusätzlich – lediglich an anderer Stelle. Denn Stadttauben sind standorttreu. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Stadttauben am selben Gebäude einen anderen geeigneten Platz finden“, klärt eine Taubeninitiative Bad Honnefer Bürgerinnen und Bürger Politiker auf und bat die Stadt um Hilfe.
Die lässt sich allerdings deutlich mehr Zeit, als nach der Wahl 2014 mit den Parkplätzen. Noch im November schrieben Mitglieder der Initiative die Verwaltung an und präsentierte Lösungen. Die Taubenfreunde schlugen die Errichtung eines Taubenhauses in der Nähe der Unterführung vor, das die Vögel zu ihrer neuen Heimat machen könnten. Sie selbst würden sich um die Pflege des Taubenhauses kümmern, die Stadt müsse lediglich die Genehmigung für die Errichtung erteilen und finanzielle Unterstützung zusichern. Man wolle sich kümmern, erfuhr „Honnef heute“ Anfang des Monats aus dem Rathaus. Obwohl es um Leben und Sterben von Tieren geht, liegt bis jetzt kein Ergebnis vor.
In einem Brief haben die Taubenfreunde nun Bürgermeister Otto Neuhoff, den 1. Beigeordneten Holger Heuser und den stellvertretenden Bürgermeister, Peter Profittlich, erneut an die Tragik, die sich zurzeit in Rhöndorf abspielt, erinnert. Und sie wurden deutlich: „Wenn die bloße Not der Tiere für Sie keinen hinreichenden Anlass darstellt, um tätig zu werden, weisen wir darauf hin, dass die Rhöndorfer Stadttauben Nachfahren von Zucht- und Rassetauben sind und die Ursache für ihr Leid der Mensch ist. Hieraus ergibt sich aus ethischer Sicht und aus dem Naturschutzgesetz die Pflicht, den qualvollen Hungertod der Tiere zu verhindern.“, heißt es in dem Schreiben.
Da wegen der Pandemie weniger Menschen auf den Straßen unterwegs sind, fällt auch für die Stadttauben weniger Essbares zu Boden. Deshalb haben die Taubenfreunde einen Antrag auf Ausnahmegenehmigung zum Taubenfütterungsverbot im Eilverfahren und auf Aussetzung der Ahndung bei Verstößen gegen die Taubenfütterungsverbotsverordnung gestellt. Wegen des „unzureichenden Taubenmanagements und der Vergrämungsmaßnahmen an der Unterführung Rhöndorfer Bahnhof“, seien die Tauben auf Versorgung angewiesen. Akuter Nahrungsmangel führe bei ihnen zu erheblichen Schmerzen. Die ersten unterernährten und kranken Tauben würden sich bereits zur medizinischen Versorgung in der Vogelauffangstation in Eitorf befinden.
Damit die Forderung der Initiative nach tiergerechten Lösungen mehr Gewicht bekommt, sollen sich Bürgerinnen und Bürger an die Stadt wenden und dort die Unterstützung des Projekts fordern. Eine entsprechende Unterschriftenliste liegt auch bei „Gilgens“ in Rhöndorf aus.
Bis das Taubenproblem gelöst ist, schauen die Taubenfreunde täglich an der Unterführung nach dem Rechten, machen den Kot weg, sammeln tote Tauben ein und bringen kranke in die Vogelauffangstation – ehrenamtlich.
Zusammengefasst:
- Stadttauben sind Sie Nachkommen entflogener Haustauben. Ursprünglich stammen sie von der Felsentaube ab. Diese holte der Mensch einst selbst in die Städte, um sie aus verschiedenen Gründen zu züchten.
- In Rhöndorf wurden die Schlupflöcher der Tauben an der Unterführung (B42) zum Bahnhof verbaut. Seitdem irren sie orientierungslos herum.
- Über kurz oder lang werden sie sich an selber Stelle neue Schutzorte einrichten. Bis dahin hocken sie wahllos an anderen Stellen und koten weiterhin die Wege voll. Da sie ihre sichere Heimat verloren haben, verwahrlosen viele Tauben und sterben.
- Die Pandemie sorgt dafür, dass Tauben noch weniger Futter finden, da weniger Menschen auch für sie weniger essbare Abfälle bedeuten.
- Taubenfreunde haben sich zu einer Initiative zusammengeschlossen, machen den Taubenkot an der Unterführung weg und kümmern sich um die kranken Tiere. Als dauerhafte Lösung schlagen sie in der Nähe die Errichtung eines Taubenhauses vor, wo die Vögel eine neue Heimat finden könnten.
- Die Initiative würde sich um die Betreuung des Taubenhause kümmern und regelmäßig die Eier durch Gipseier ersetzen. Somit würde eine unkontrollierte Vermehrung verhindert. Die Stadt müsste lediglich die Errichtung eines Taubenhauses genehmigen und eine finanzielle Unterstützung zusichern.
- Taubenhäuser gibt es bereits in anderen Städten, beispielsweise in Bonn-Bad Godesberg und Köln. Dort funktioniert das Konzept.
- Bis es in Bad Honnef eine nachhaltige Lösung gibt, wollen die Taubenfreunde die Tiere füttern dürfen, ohne dafür bestraft zu werden. Denn in Bad Honnef besteht ein Fütterungsverbot. In anderen Städten wurde das Fütterungsverbot zeitweise aufgehoben.
Alle Fotos: Silvia Schulte
Video vom 7.12.2020
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